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Konsumgüterkonzern
Henkels Kasse ist gut gefüllt

Seit fast fünfundzwanzig Jahren ist der Henkel-Konzern in Russland aktiv und hat diesen Markt zu einem wichtigen Standbein ausgebaut. Von den rund 16 Milliarden Euro, die Henkel im vergangenen Jahr weltweit umgesetzt hatte, wurde eine Milliarde allein in Russland eingenommen. Das hat sich inzwischen etwas geändert, wie man dem neuen Quartalsbericht des Konzerns entnehmen konnte.

Von Stefan Wolff | 12.08.2014
    Ansicht der DAX-Kurve auf der Anzeigetafel der Börse
    Trotz der bestehenden Schwierigkeiten will Henkel vor allem im Ausland weiter wachsen. (dpa / Frank Rumpenhorst)
    Allein in Russland beschäftigt Henkel 2.500 Menschen. In der Ukraine stehen um die 1.000 Mitarbeiter auf der Gehaltsliste des Konsumgüterkonzerns. Und auch wenn sich keine Henkel-Fabrik auf der Halbinsel Krim befindet, ist die Lage angespannt. Russland ist der viertwichtigste Absatzmarkt der Düsseldorfer. Kasper Rorstedt, der Vorstandsvorsitzende von Henkel, zählt die Probleme auf:
    "Seit ungefähr 12 Monaten haben wir eine starke negative Wechselkursentwicklung. Stärker als wir erwartet haben. Zusätzlich müssen wir mit der Krise in Russland und Ukraine umgehen. Und auch die politischen Unruhen im Nahen Osten. Und deshalb werden wir eine langsamere EPS- Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte erleben, als in der ersten Jahreshälfte."
    Starke negative Wechselkursentwicklung
    EPS - Earnings per Share, bezeichnet den Gewinn je Aktie. Henkel wird also zumindest langsamer wachsen.
    Im zweiten Quartal gab der Konzernumsatz um 3 einhalb Prozent 4,1 Milliarden Euro nach. Hier belastete nach Konzernangaben der hohe Eurokurs. Dank einiger Sparmaßnahmen ist der Gewinn aber gestiegen, auf 441 Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum hatte Henkel 418 Millionen Euro verdient.
    Der vorsichtige Ausblick kam an der Börse nicht gut an. Fidel Helmer vom Bankhaus Hauck & Aufhäuser ist aber der Meinung, dass Vorstandschef Rorstedt richtig handelt.
    "Ich glaube, es ist klug von der Unternehmensleitung, wenn man mit dem Ausblick nicht in den höchsten Tönen schwelgt, wenn man etwas vorsichtiger agiert. Wir erleben zur Zeit schwierige geopolitische Zeiten und wir haben so viele Brennpunkte. Und speziell die Sanktionen mit Russland und die Gegensanktionen könnten natürlich für Henkel das Geschäft trüben."
    Der relativ starke Euro macht vielen Unternehmen zu schaffen. Zwar schwächt sich die Gemeinschaftswährung gegenüber dem US-Dollar leicht ab, jedoch nicht gegenüber den meisten Devisen in den Wachstumsmärkten.
    Henkel ist weltweit gut aufgestellt
    "Das Problem Währung ist natürlich vor allem im Hinblick auf Russland und die Ukraine ein großes Problem. Da ist ja die Währung verfallen. Aber Henkel ist nicht nur in Russland und der Ukraine, sondern ist weltweit aufgestellt."
    Henkels Geschäft ruht auf zwei Säulen, den Konsumgütern von Waschmitteln bis Kosmetikprodukten und der Klebstoffsparte. Die Marke "Pritt" dürfte den meisten Verbrauchern bekannt sein, Henkel beliefert jedoch vor allem Autohersteller mit seinen Klebstoffen. Beide Bereiche zeigten sich im zweiten Quartal etwa gleich stark.
    Kasse ist gut gefüllt
    Trotz der bestehenden Schwierigkeiten will Henkel vor allem im Ausland weiter wachsen. Der Däne Kasper Rorstedt:
    "Unsere Strategie in den Wachstumsmärkten bleibt weiterhin unverändert. Die sind für die Zukunft der Firma unheimlich wichtig. Und die waren im zweiten Quartal der Hauptwachstumstreiber für Henkel. Wir werden weiter in Produktion, in Forschung und Entwicklung in die Wachstumsmärkte investieren. Und ich bin auch zuversichtlich, dass wir in den Wachstumsmärkten Akquisitionen tätigen werden."
    Erst vor wenigen Wochen hatte Henkel den Kauf der Spotless Group bekannt gegeben. Der französische Waschmittelhersteller hat 940 Millionen Euro gekostet. Gleichzeitig hatte der Konzern für 270 Millionen Euro drei US-Hersteller für Profi-Haarpflegeprodukte übernommen.
    Weitere Käufe dürften kein Problem darstellen. Henkel ist schuldenfrei. Die Kasse ist gut gefüllt.