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Ausstellungsprojekt „Digital Imaginaries“
Dekolonialisierung der digitalen Zukunft Afrikas

Das Ausstellungs- und Recherchprojekt "Digital Imaginaries - Africas in Production" im ZKM in Karlsruhe ist der abschließende dritte Teil eines im Frühjahr im Senegal und Südafrika begonnenen Projekts. Es thematisiert in den gezeigten Werke Afrikas digitale Zukunft und will sie dekolonialisieren.

Bettina Korintenberg im Corsogespräch mit Achim Hahn | 19.11.2018
    Ausstellungsbild "Digital Imaginieries": The Nest Collective
    Aus der Ausstellung "Digital Imaginieries": The Nest Collective, "We Need Prayers: This One Went To Market", 2018 (obs/ZKM Karlsruhe/The Nest Arts Company)
    Im Laufe dieses Jahres wurden Kunstschaffende aus Bildender Kunst, Architektur, Produktion sowie Hacker und Vertreter aus der Wissenschaft zusammengebracht, um gemeinsam zu hinterfragen, wie globale digitale Technologien die Zukunft Afrikas gestalten und verändern. Mit dem Ausstellungsprojekt, das gerade in Karlsruhe fortgesetzt wird, erklärte Bettina Korintenberg, eine der verantwortlichen Kuratoren, im Corsogespräch, würden die radikalen Umbrüche durch die schnelle Digitalisierung auf dem afrikanischen Kontinent seit dem Mobilfunkboom seit den frühen 2000er Jahren thematisiert.
    Ausstellungsobjekt "Africas in Production"
    Fak'ugesi African Digital, Innovation Festival 2018 (© Zivanai Matangi)
    Untersucht werde, wie digitale Technologien zu völlig neuen Vorstellungswelten gegenüber dem eigenen Selbst, der Zukunft und der Gesellschaft in Afrika führten.
    "Es ist wichtig sich klar zu machen, dass wir nicht von dem Afrika und der digitalen Kultur sprechen, sondern es mit einer unglaublichen Diversität an digitalen Kulturen und großen Unterschieden zwischen den afrikanischen Ländern zu tun haben", so Bettina Korintenberg.
    Die Ausstellung beziehe sich daher nicht auf den gesamten Kontinent, sondern auf lokale Orte mit ihren speziellen Eigenheiten in Dakar und Johannesburg.
    Das Digitale als subversive Strategie
    "Mir ging es darum, das Digitale als subversive Strategie, als Gegenmodell zu denken." Zu sehen gäbe es in der Karlsruher Ausstellung ganz unterschiedliche, künstlerische Positionen. Zum Beispiel in zentralen Videoarbeiten, Skulpturen oder große Installationen. Viele der Werke setzten sich kritisch mit dieser Entwicklung auseinander und wollen das Digitale dekolonialisieren.
    Eine der wichtigen Ausstellungsinstallationen sei die so genannte "Agbogbloshie Makerspace Platform (AMP)" aus Ghana, ein von Jugendlichen getragenes Gemeinschaftsprojekt. Dort gibt es einen der größten Elektroschrottplätze. "Hier geht es darum, einen völlig neuen Blick zu gewinnen," erklärte Bettina Korintenberg. Es solle auf einen wesentlich nachhaltigen Umgang mit dem Elektroschrott hingewiesen werden.
    Mit dem Ausstellungsformat wollten die Macher zudem stark auf die Vernetzung von Akteuren setzen und auch die lokale, Karlsruher "Makerszene" mit solchen auf den afrikanischen Kontinent vernetzen.
    "Dadurch gibt es Denkanstöße, die weiter getragen werden."
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.