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Konsumklima
Schwankende Stimmung bei den Verbrauchern

Dank niedriger Rohstoffpreise haben die Konsumenten mehr Geld in den Taschen - die Binnenkonjunktur profitiert davon. Doch Unsicherheit bleibt: Die deutsche Wirtschaft ist besorgt, dass "Dieselgate" sich negativ auf die Gesamtwirtschaft auswirken könnte.

Von Brigitte Scholtes | 24.09.2015
    Das Logo des Ifo-Institutes
    Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist gut. (dpa/picture-alliance/Peter Kneffel)
    Die Manager in den deutschen Unternehmen lassen sich die Stimmung nicht verderben: Im September ist der Geschäftsklimaindex des Münchner ifo-Instituts wieder gestiegen, wenn auch nur leicht auf 108,5 Punkte. Die aktuelle Lage bewerten die 7.000 befragten Unternehmen dabei zwar als weniger gut, dafür aber sind sie wieder optimistischer, was den Blick in die Zukunft betrifft. Daran ändern auch die schlechteren Nachrichten über Wachstumsdämpfer in den Schwellenländern nichts. Diese Diskussion habe er ohnehin für übertrieben gehalten, sagt Rolf Schneider, Volkswirt der Allianz:
    "China und Asien sind für die deutsche Exportwirtschaft deutlich bedeutender als noch vor einigen Jahren, ganz ohne Frage. Aber was eben auch sehr wichtig ist, dass die Konjunktur in Europa wieder Fuß gefasst hat, insbesondere in Südeuropa kommen positive Konjunkturmeldungen - Italien läuft besser als erwartet und Spanien ohnehin. Wir können da, glaube ich, ganz zuversichtlich sein, dass es auch ein Gegengewicht gibt im positiven Sinne."
    Und deshalb planen mehr Unternehmen, ihre Produktion zu steigern. Hinzu kommt die gute Binnenkonjunktur: Die profitiert auch von den gesunkenen Rohstoffpreisen, dadurch sind die Realeinkommen gestiegen. Trotzdem zeigen sich die Verbraucher etwas besorgter im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung. So ist der Konsumklimaindex der Nürnberger GfK, der Gesellschaft für Konsumforschung, zum zweiten Mal in Folge gesunken, warum, erklärt deren Experte Rolf Bürkl :
    "Risiken sehen sie in erster Linie im Ausland begründet, und dann kommt noch hinzu, dass natürlich auch durch den sehr starken Zustrom von Asylbewerbern nach Deutschland, der teilweise auch etwas unkontrolliert war, die Verbraucher offenbar auch befürchten, dass die Arbeitslosigkeit wieder steigt. Denn wir sehen bei unserer Abfrage nach der weiteren Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Deutschland einen sprunghaften Anstieg bei den Verbrauchern."
    Allerdings schwankt die Stimmung der Verbraucher stärker als die der Manager, und so ist auch Bürkl nicht wirklich besorgt um das Konsumklima:
    "Wenn man sich die Einzelindikatoren, die maßgeblich sind auch für das Konsumklima, wie die Einkommenserwartung, vor allem aber auch die Anschaffungsneigung betrachtet, die weißen nach wie vor doch ein sehr hohes Niveau auf. Das liegt vor allem auch daran, dass die inländischen Rahmenbedingungen für den Konsum nach wie vor günstig sind, also Arbeitsmarktentwicklung, Einkommensentwicklung, und niedrige Inflation."
    Im laufenden Jahr jedenfalls werde die Binnenkonjunktur der wesentliche Wachstumstreiber der deutschen Wirtschaft sein, glauben Volkswirte, sie erwarten aber auch Impulse vom den Ausfuhren. Wie stark, das dürfte auch ein wenig vom weiteren Fortgang der Volkswagen-Affäre abhängen. So meint Rolf Schneider von der Allianz:
    "Ich könnte mir schon vorstellen, dass damit doch ein Imageschaden verbunden ist, der sich durchaus auch auf die Entwicklung des ifo-Indexes im nächsten Monat auswirkt. Daraus gesamtwirtschaftliche Schäden abzuleiten ist meiner Ansicht aber noch viel zu früh."
    Vertreter der deutschen Wirtschaft hatten jedenfalls gestern schon ihre Sorgen geäußert, dass "Dieselgate" sich negativ auf die Gesamtwirtschaft in Deutschland auswirken könnte.