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Kontrollen an Flughäfen
Auf der Suche nach mehr Sicherheit

Hätten die Anschläge am Brüsseler Flughafen durch schärfere Sicherheitskontrollen verhindert werden können? In Amsterdam beraten Vertreter aus allen EU-Staaten jetzt über mögliche Kontrollen schon vor dem Betreten des Flughafengebäudes. Polizeigewerkschafter sehen dagegen noch ganz andere Probleme.

Von Thomas Otto | 31.03.2016
    Personen bei der Handgepäckkontrolle am Frankfurter Flughafen am 3.07.2014.
    In Brüssel diskutieren EU-Vertreter über schärfere Sicherheitsvorkehrungen an Flughäfen. (picture alliance / dpa / Frank Rumpenhorst)
    Wie kann die Sicherheit an Flughäfen schon vor dem eigentlichen Abflug garantiert werden? Nach den Anschlägen von Brüssel, bei denen sich zwei Selbstmordattentäter in der Abflughalle des Flughafens Zaventem in die Luft sprengten, ist darum eine Debatte entfacht. Aus allen 28 EU-Ländern werden dazu heute Experten in Amsterdam zusammenkommen.
    Derweil beklagt die belgische Polizei zu laxe Sicherheitsvorkehrungen, die solche Anschläge erst ermöglichten. Vincent Gilles, Präsident der Polizeigewerkschaft SLFP kritisiert den Betreiber des Brüsseler Flughafens scharf:
    "Das Gebaren des Repräsentanten der Brussels Airport Company ist ärgerlich. Wir haben da eine private Gesellschaft, die in enormer Weise von der Staatsgewalt in Form der Polizei profitiert. Und die sagen dann: Pff, wir sehen nicht, warum WIR auch noch Anstrengungen unternehmen sollten."
    Strengere Kontrollen zum Beispiel in Israel oder Indien
    In einem offenen Brief beklagt die Flughafenpolizei, dass jedermann ungeprüft Zugang zu allen vier Etagen des zentralen Flughafengebäudes habe. Weder die Passagiere, noch deren Gepäck werde vor Betreten überprüft. In anderen Ländern habe man diese Politik des offenen Flughafens längst hinter sich gelassen. Und das stimmt: Wer in Israel oder in Indien schon einmal in einem Flughafen war, kennt die Sicherheitsverfahren, bei denen Passagiere schon vor Betreten des Flughafens kontrolliert werden. Über solche Maßnahmen dürften heute auch die EU-Sicherheitsexperten diskutieren.
    Kritiker hingegen bemängeln, dass das Risiko eines Anschlages so nur verlagert würde. Terroristen könnten sich dann zwar nicht im Gebäude, dafür aber in der Schlange zur Sicherheitskontrolle davor in die Luft sprengen.
    Und noch eine Sicherheitslücke bemängelt die Polizei in ihrem offenen Brief:
    "Weiterhin hat ein verhältnismäßig großer Teil von Mitarbeitern der Abfertigung am Flughafen Vorstrafen, teils für schwere Delikte. Alarmstufe Rot ist angebracht bei Mitarbeitern im Gepäckdienst auf dem Flugfeld. Diese ganze Situation beruht auf einem "progressiven" Verständnis in der Arbeitslosenpolitik zur Unterstützung gewisser Minderheiten."
    Besonders das Personal von Subunternehmern des Flughafenbetreibers müsse besser kontrolliert und sorgfältiger ausgewählt werden, so die Forderung der Flughafenpolizei. Gewerkschaftschef Vincent Gilles schildert das Problem anhand eines Beispiels:
    "Uns wurde bezeugt, dass nach den Attentaten von Paris im November von 40 Gepäckarbeitern mindestens 30 applaudierten als sie die Medienberichte sahen, - sie applaudierten! Zwei oder drei Polizisten haben es gesehen."
    Polizeigewerkschaft: Equipment fehlt
    Neben strengeren Sicherheitsvorkehrungen fordern die Flughafen-Polizisten vor allem mehr Geld für Personal und bessere Ausrüstung wie Maschinenpistolen und Schutzkleidung. Es fehle aber auch an grundlegendem Equipment, wie zum Beispiel an Funkgeräten oder Fahrzeugen.
    Derweil bleibt der Brüsseler Flughafen Zaventem weiter geschlossen. Die Auswertung des ersten Testlaufs einer provisorischen Abfertigung dauere noch an, so der Flughafen. Mindestens so lange gäbe es auch keine Passagierflüge.
    Von dem heutigen Treffen der Sicherheitsexperten aus den 28 EU-Ländern werden noch keine konkreten Ergebnisse erwartet. In zwei Wochen soll es dann ein weiteres Treffen geben, bei dem man sich erneut dem Thema Sicherheit widmen will.