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Kopenhagen
Dänemark gedenkt der Terroropfer von 2015

Am 14. Februar 2015 tötete ein junger Däne mit palästinensischen Wurzeln in Kopenhagen zwei Menschen. Ein Jahr nach dem Anschlag haben nun Tausende Dänen der beiden Opfern gedacht - mit einem Schweigemarsch und einem Kulturcafé.

Von Carsten Schmiester | 15.02.2016
    Menschen erinnern am 14. Februar 2016 mit einer Lichterkette an die Anschläge vor einem Jahr in Kopenhagen.
    Erinnerung an die Anschläge vor einem Jahr in Kopenhagen. (dpa / picture alliance / Claus Bech)
    François Zimeray hat den Terror überlebt. Der französische Botschafter war vor einem Jahr Gast im Kopenhagener Kulturcafé, als der Attentäter schoss, und er war gestern Gast der Gedenkfeier im dänischen Parlament.
    "Dänemark und Frankreich sind im vergangenen Jahr von den gleichen Feinden angegriffen worden, weil wir die gleichen Werte haben und die gleiche Art, zu leben."
    Unter den Rednern war auch Parlamentspräsidentin Pia Kjærsgaard von der rechtspopulistischen Dänischen Volkspartei, sie schloss sich dem Gedanken des Botschafters an.
    "Demokratie ist eine Lebensweise, unsere Art, zusammenzuleben. An diesem Jahrestag werden wir daran erinnert, wie verletzlich sie sein kann. Deswegen müssen wir jeden Tag für die Demokratie kämpfen, damit wir sie an die nächste Generation weitergeben können. Wir wissen, dass der Preis der Freiheit hoch sein kann. Manche zahlen den höchsten Preis, das taten Finn Nørgaard und Dan Uzan."
    "Es passiert etwas, wenn Menschen sich treffen"
    Die beiden Opfer des Attentäters Omar El-Hussein, der erst den Filmemacher Nørgaard vor einem Kulturcafé und später dann den jüdischen Wachmann Uzan vor einer Synagoge getötet hatte, bevor er selbst von der Polizei gestellt und in einem Feuergefecht erschossen worden war. Dänemark ist nach den Worten von Ministerpräsident Lars Lökke Rasmussen weiter vom Terror bedroht. Umso wichtiger sei es, der Anschläge von 2015 zu gedenken, sie auf diese Weise immer weiter zu verarbeiten:
    "Es passiert etwas, wenn Menschen sich treffen, wie sie das heute tun. Sie bringen Dinge in Gang, handeln, wecken Hoffnung und bleiben nicht stecken in Wut und Verzweiflung über das, was sie im vergangenen Jahr erlebt hat. Sie entzünden ein Licht."
    Genauer: tausende Lichter. Kerzen, die am Abend den Weg vom Kulturcafé zur Synagoge säumten. Jede für sich gedacht auch als Zeichen für ein unerschrockenes Dänemark, dass sich unter der Terrorgefahr nicht "einigelt".
    "Wir haben uns gerade darüber unterhalten. Nein, ich denke, wir haben unsere Gewohnheiten nicht verändert. Das haben die meisten nicht getan. Aber so ganz kurz nach dem Attentat hatte es mich schon mitgenommen, vor allem die vielen schwer bewaffneten Polizisten zu sehen, das waren wir hier in Dänemark einfach nicht gewohnt."
    Auch wenn die meisten der vielen Teilnehmer des Gedenkmarsches gestern Abend seine Meinung teilen. Ihr Leben hat sich vielleicht nicht wirklich verändert, aber ihr Land schon. Im vergangenen Sommer hat es einen Regierungswechsel gegeben. Die Sozialdemokraten wurden abgelöst. Seither ist eine von den offen fremdenfeindlichen Rechtspopulisten der Dänischen Volkspartei unterstützte liberal-konservative Minderheitsregierung im Amt. Sie hat bereits mehrfach das dänische Asyl- und Ausländerrecht verschärft und in den Augen ihrer Kritiker ein "Klima der Kälte" geschaffen.