Dienstag, 16. April 2024

Archiv

Kostenvergleich zu Verbrennern
E-Autos in der Summe immer noch teurer

E-Autos sind für Idealisten - denn nimmt man alle Kostenfaktoren zusammen, sind sie immer noch teurer als vergleichbare Diesel oder Benziner. Doch zumindest der Kaufpreis könnte bald sinken, glauben Experten. Und damit die Hürde für einen massenhaften Einstieg der Kunden in die E-Mobilität.

Von Michael Watzke | 30.11.2017
    Ein weißes Elektrofahrzeug vom Typ BMW i3 wird an einer E-Tankstelle aufgeladen
    Im Betrieb spart man mit einem ElektroautoGeld - aber die Anschaffung ist immer noch teurer als ein Benziner oder Diesel-Auto (dpa / Patrick Pleul)
    Der ADAC hat die Kosten von Elektroautos, Benzinern und Dieselwagen verglichen. Anschaffungspreis, Wertverlust und Kraftstoff hat der Automobilclub ebenso eingerechnet wie Werkstattkosten, Steuern und Versicherungen. Mit dem Ergebnis, so ADAC-Sprecher Johannes Boos, "dass die elektrischen Modelle immer noch teils teurer, teils deutlich teurer sind als die entsprechenden Diesel- und Benzinermodelle - und das trotz der Kaufprämien, die es seit dem vergangenen Jahr gibt."
    Zur 4000-Euro-Kaufprämie vom Staat kommt, dass die Kfz-Steuer bei Elektroautos in den ersten zehn Jahren entfällt. Dass die meisten Elektroautos im ADAC-Vergleich trotzdem schlechter abgeschnitten haben, liegt vor allem am Kaufpreis. Der ist deutlich höher als bei anderen Wagen.
    "Bei Elektroautos haben wir heute noch das Henne-Ei-Problem", sagt Markus Lienkamp, Professor für Fahrzeugtechnik an der Technischen Universität München. "Wir haben geringe Stückzahlen, deswegen sind die Komponenten teuer. Die Komponenten sind teuer, deswegen haben wir geringe Stückzahlen. Die Early Adopter sind die, die aktuell schon gekauft haben und denen war der Preis auch egal. Wenn wir in die breite Masse reinkommen wollen, spielt das Preis-Leistungs-Verhältnis die entscheidende Rolle. Es muss zumindest in Vollkosten nachher günstiger sein. Das wird sich nach meiner Einschätzung in den nächsten fünf Jahren deutlich aufweichen."
    Teuer in der Herstellung, preiswert im Betrieb
    In der Herstellung sind Elektroautos teuer - im Betrieb dagegen sind sie günstig. "Einmal komplett laden - nehmen wir mal ein Auto mit 500 Kilometer Reichweite, dann sind das etwa 60 Kilowattstunden. Sie zahlen heute etwa 25 Cent die Kilowattstunde, dann wären das 15 Euro für eine Tankfüllung." Fahrer können ihr Auto zu einer Ladestation bringen oder zu Hause an die Steckdose anschließen - das ist bequemer, dauert aber länger. Billiger wird es für die, die ihren eigenen Strom produzieren, zum Beispiel mit einer Solaranlage auf dem Dach.
    Im Betrieb sind Elektroautos laut Lienkamp vor allem dann günstig, wenn man viele Kurzstrecken fährt - beim Pendeln zur Arbeit zum Beispiel. Außerdem spart man sich mit einem Elektroauto normalerweise Werkstattkosten. Es hat kaum Verschleißteile. Kein Auspuff, der durchrosten kann, keine Zündkerzen, kein Ölwechsel. Auch die Bremse ist haltbarer, weil man über den Elektromotor bremst.
    Kaum Wartungskosten beim E-Auto
    Elektroautofahrerin Petra Nass aus München musste in den letzten Jahren nur zum Wechsel von Sommer- auf Winterreifen in die Werkstatt. "Beim Elektroauto ist es so, dass es ganz wenig Teile gibt. Das heißt, da fallen ganz viele Sachen weg, die normal beim Auto kaputtgehen können oder regulär gewartet werden müssen. Das heißt, die Wartungskosten von einem Elektroauto sind billiger, die sind viel billiger. Also den Reifenwechsel hat ja jeder und den hab ich durch Zufall gestern gemacht, das hat 30 Euro gekostet. Ansonsten hatten wir diesen und letztes Jahr gar keine Kosten."
    Markus Lienkamp von der TU München schätzt, dass Elektroautos zur Zeit noch recht viel an Wert verlieren. Denn viele Modelle, die jetzt auf den Markt kommen, sind wesentlich besser als ihre Vorgänger. Aber Lienkamp erwartet, dass schon in drei bis vier Jahren die Technologie keine großen Fortschritte mehr macht. Ein Elektroauto verliert dann kaum mehr an Wert, weil die Teile nicht verschleißen. Also kann man es teurer weiterverkaufen als Benziner oder Dieselwagen.
    Versicherungstarife inzwischen vergleichbar
    Und Versicherung? Für Petra Nass war es vor ein paar Jahren noch deutlich teurer, ihr Elektroauto zu versichern als einen Benziner. Die Versicherungen wussten nicht, wie sie das Modell einordnen sollten. "Mittlerweile ist es jetzt aber besser und mittlerweile haben, soweit ich weiß, die ganzen Versicherungen jetzt auch Tarife für die regulären Elektroautos, die jetzt auf dem Markt sind." Versicherungen für Elektroautos sind heute etwa genauso teuer wie für vergleichbare Benziner.
    Damit Elektroautos in einer Vollkostenrechnung günstiger sind, muss letztlich doch der Kaufpreis sinken. Das teuerste Teil an einem E-Auto ist die Batterie. Die kostet laut Lienkamp um die 24.000 Euro. In drei Jahren soll sie nur noch die Hälfte kosten. "Unsere Berechnungen zeigen, dass die Elektroautos ab 2022 etwa gleich teuer sein werden wie Verbrennungsmotoren, in Vollkosten. Und da ist der ganz entscheidende Hebel die Kosten der Batterie. Und die sinken im Moment dramatisch. Das System wird meiner Einschätzung nach ab 2025 kippen, dass Kunden dann nur noch Elektroautos haben wollen."