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Krankenkassen
Patientenvertreter beklagen Leistungsverweigerung

Aus dem Jahresbericht der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD) geht hervor, dass Patienten sich von ihren Ärzten oft schlecht informiert und von ihren Krankenkassen um Leistungen gebracht fühlen. Mit Recht, denn oft wollten die Kassen Versicherte trotz Krankschreibung wieder zum Arbeiten bewegen.

Von Stephan Maas | 01.07.2014
    Neben Versichertenkarten verschiedener Krankenkassen liegen mehrere Geldscheine.
    Über 5400 Mal wurden Versicherte nicht richtig oder unvollständig beraten. (dpa picture alliance / Daniel Karmann)
    Der gesetzlich versicherte Patient darf nur ins Wartezimmer, wenn er vorher eingewilligt hat, auch eine IGeLleistung zur Behandlung dazu zu nehmen. Auf eigene Kosten. Die Krankenkasse ruft an, um zu erfragen, wann man denn endlich wieder arbeiten geht. Der Zahnarzt informiert die Patientin nicht ausreichend über die Kosten ihrer Behandlung.
    Laut dem zweiten Monitor-Bericht der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland, für den die UPD mehr als 80.000 Beratungsgespräche ausgewertet hat, haben Krankenkassen und Ärzte in den vergangenen 12 Monaten Zehntausenden Patienten ungerechtfertigt Therapien, Informationen und Krankengeld vorenthalten.
    Über 5400 Mal wurden Versicherte nicht richtig oder unvollständig beraten, in mehr als 3400 Fällen dokumentierten die Berater der UPD Qualitätsprobleme bei Ärzten, Kliniken oder anderen Gesundheitsbereichen. Bei mehr als jedem Dritten von über 7000 Beratungsgesprächen wegen des Verdachts auf Behandlungsfehler, stimmten die UPD-Berater den Patienten zumindest teilweise zu. Gerade im Bereich der Patientenrechte und Behandlungsfehler habe sich eine deutliche Zunahme gegenüber dem ersten Bericht von vor einem Jahr gezeigt, sagte Sebastian Schmidt-Kaehler, der Geschäftsführer der Unabhängigen Patientenberatung:
    "Das wird nicht damit zusammenhängen, dass die Behandlungsfehler mehr geworden sind, sondern dass tatsächlich im Rahmen des Patientenbehandlungsgesetztes das Bewusstsein für dieses Thema in der Bevölkerung gestiegen ist. Und viele erfahren haben, auch aus den Medienberichten, dass sie überhaupt Rechte haben. Und diese dann auch hinterfragen und einfordern."
    Eine positive Entwicklung, findet Schmidt-Kaehler, denn die Rolle des Patienten habe sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt.
    "Früher hat der Arzt für den Patienten alles entschieden. Heutzutage wissen wir, dass eine Beteiligung am Behandlungsprozess, an den Entscheidungen faktisch auch bessere Behandlungsergebnisse liefert."
    Patienten seien daher oft überfordert
    Das setze aber voraus, dass die Patienten auch richtig beraten würden. Das sei aber noch immer nicht der Fall. Patienten seien daher oft überfordert. Für den Patientenbeauftragten der Bundesregierung ist der Monitorbericht eine wichtiger Ansatzpunkt um mit den verschiedenen Akteuren im Gesundheitssystem zu sprechen, damit diese Probleme in Zukunft nicht mehr vorkommen. Besonders eine Schwachstelle hat Karl-Josef Laumann ausgemacht:
    "Ich glaube, dass das Gesundheitssystem noch lernen muss, dass es transparenter wird."
    Er wolle Zeitpläne zur Eindämmung der Schwierigkeiten einfordern und in einem halben Jahr die Öffentlichkeit über die Fortschritte informieren, versprach Laumann.

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