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Krebs bei Kindern

In den letzten 30 Jahren hat es auf dem Gebiet der Pädiatrischen Onkologie, der Kinderkrebsheilkunde große Fortschritte gegeben. Mit dem Kompetenznetz Pädiatrische Onkologie und Hämatologie wollte die Bundesregierung die Verbindung von Forschung und Therapie weiter stärken. Die Förderung geht jetzt in ihr letztes Jahr, für die Ärzte und Wissenschaftler war das am Wochenende Anlass in Berlin Bilanz zu ziehen.

Von Volkart Wildermuth | 20.05.2008
    Krebs im Kindesalter gehört zu den eher seltenen Erkrankungen, unter Tausend Kindern entwickeln im Durchschnitt zwei einen Tumor oder eine Leukämie, einen Blutkrebs, für sie beginnt ein medizinischer Kampf auf Leben und Tod. Mit genau auf einander abgestimmten Operationen, Bestrahlungen, vor allem aber mit den verschiedenen Formen der Chemotherapie können die Ärzte neun von zehn der krebskranken Kinder retten. Dieser gute Erfolg reicht Prof. Günter Henze von der Berliner Charite und Sprecher des Kompetenznetzes Pädiatrische Onkologie und Hämatologie aber nicht aus, schließlich handelt es sich hier nur um einen Durchschnittswert.

    "Das ist natürlich abhängig von der Art der Erkrankung. Es gibt einzelne Erkrankungen bei denen sind die Heilungsraten noch deutlich besser über 90 Prozent, nahe 100 Prozent, Hodgkinsche Krankheit zum Beispiel. Dann gibt es aber auch ganz große Sorgenkinder, wie zum Beispiel Hirntumoren, das Glioblastom zum Beispiel bei dem die Heilungsraten immer noch ganz, ganz schlecht sind."

    Die Therapien müssen also weiterentwickelt werden. Das gelingt nur im Rahmen wissenschaftlicher Studien. In Deutschland werden inzwischen fast alle Kinder mit Krebs in solchen Studien behandelt. So erhalten sie die aktuelle Therapie und die Ärzte können gleichzeitig weitere Verbesserungen erproben. Beispiel ALL. Bei diesem häufigsten Blutkrebs im Kindesalter lassen sich 80 Prozent der Kinder mit einem Zyklus Chemotherapie heilen. Bei den anderen überschwemmen die entarteten Zellen nach einer Weile erneut das Blut. In einer Studie wurden hier neue Wege beschritten. Mit Erfolg, meint Günter Henze.

    "Da zeigt sich durchaus, dass sich durch verbesserte Therapiestrategien noch mal Recht ordentlich was herausholen lässt. Also die jetzt laufende Studie macht den Eindruck als würde das Überleben nach einem Rückfall in der Größenordnung von 50 Prozent liegen, was natürlich substantiell ist."

    Es sind die Details auf dies es hier ankommt, der Abstand zwischen zwei Zyklen der Chemotherapie, die Frühzeitige Diagnose eines Rückfalls mit Hilfe von Gen-Sonden. Das Kompetenznetz hat die Durchführung solcher Studien erleichtert, zum Beispiel mit der Einführung eines neuen Berufsbilds. Die Forschungs- und Studienassistentin entlastet die Ärzte von der aufwändigen Dokumentation der Behandlung, von der der Probenentnahme und -verschickung, und trägt so wesentlich dazu bei, dass aus den gesammelten Daten auch verwertbare Ergebnisse werden. Wichtig ist auch, dass die Ärzte in Kontakt mit ihren geheilten Patienten bleiben.

    Chemotherapie und Bestrahlung sind lebensrettend, aber sie sind auch sehr belastend. So hat sich herausgestellt, dass eine Strahlentherapie im Brustraum während der Pubertät dreißig Jahre später das Brustkrebsrisiko erhöht. Heute werden deshalb andere Bestrahlungsmethoden verwendet. Über die jeweils aktuellen Therapiemöglichkeiten können sich die Eltern krebskranker Kinder im Internet unter Kinderkrebsinfo.de informieren. Auch diese Seite geht auf das Kompetenznetz zurück, das damit ein Gegengewicht zu den vielen ungeprüften Ratschlägen bieten will.

    "Wir erleben natürlich immer wieder, dass Eltern kommen und sagen, ich habe aber im Internet gefunden, da gibt es doch diese oder jene neue Methode und warum machen Sie denn dass bei meinem Kind nicht? Und da muss man dann darauf vorbereitet sein und wichtig ist dann dass man eine gute Basisinformation hat über das was heute etabliert ist, was existiert auch unter dem Aspekt zum Beispiel, dass man Scharaltanen den Wind aus den Segeln nimmt, die sagen, wir können das auch ohne Chemotherapie, wir machen das mit Vitaminen."

    Sicher eine Chemotherapie ist belastend, aber sie bietet krebskranken Kindern eine gute Chance auf Heilung. Das belegen auch die rund 30.000 Menschen in Deutschland, die als Kinder ihren Krebs besiegt haben.