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Krebspatienten
"25 Jahre lang Angst, immer wieder"

Eine Krebsdiagnose und die anschließende Therapie bringen für Patientinnen und Patienten oft enorme körperliche und psychische Belastungen mit sich - Belastungen, die das ganze Leben beeinflussen und verändern können. Eine Patientin berichtet, wie die Erkrankung und die Angst davor ihr Leben beeinflusst haben.

Von Lennart Pyritz | 12.09.2017
    Ein Frau steht an einem Fenster und blickt in die Ferne.
    Viele Krebspatienten haben Angst davor, erneut zu erkranken. (imago )
    "Also vor 25 Jahren war ich schon mal an Krebs erkrankt, Lymphdrüsenkrebs, da hatte ich Morbus Hodgkin. Da wurde von ärztlicher Seite sofort gesagt: Das Therapieziel ist die Heilung, und Sie gehen jetzt quasi einmal durch die Hölle, und danach werden Sie damit nichts mehr zu tun haben. Und da war ich nach einem Jahr schon wieder Vollzeit tätig."
    "Ja, und dann hatte ich eigentlich 25 Jahre lang Angst, immer wieder. 25 Jahre lang bei jedem Unwohlsein, was ich nicht sofort zuordnen konnte – sofort war die Alarmlampe an: Was ist das? Mal mehr und mal weniger heftig. Die Sache, mit der man dann immer wieder konfrontiert wird, ist: Wenn Sie einmal diese Erfahrung gemacht haben, können Sie dahinter nicht mehr zurück. Sie sind einmal mit Endlichkeit konfrontiert worden und mit: Ja, das kann tatsächlich mir auch passieren. Und ich würde eben sagen: Da kann ich nicht mehr hinter zurück."
    "Es ist schwierig, irgendeine Therapieform zu finden"
    "Mal habe ich das so hingekriegt, sich wieder zu beruhigen, es ging wieder weg. Oder ich hab wirklich so lange gemacht, bis ich das befundet hatte, bis jemand einen Ultraschall gemacht hatte oder sonst was, und es dann eben Entwarnung gab. Ich war damals – da gab es eine Hodgkin-Selbsthilfegruppe – da war ich mal. Und dann habe ich gedacht: Nee, ich möchte das hinter mir lassen. Ich habe das jetzt durchlaufen, und ich gelte als geheilt. Es ist schwierig, irgendeine Therapieform zu finden."
    "Und jetzt aktuell ist es so, dass ich ein Thymus-Karzinom habe, das also ein Behandlungsspätschaden der Behandlung der Ersterkrankung ist. Und als die zweite Diagnose dann kam, ja, da wusste ich mit diesem Spruch "Ich habe mich gefühlt, als hätte mich ein Zug überrollt", ja, dann wusste ich: Ja, so fühlt sich das an. Was ich allerdings gemacht habe in den letzten 25 Jahren: Ich hab sehr sehr viel an Fortbildungen gemacht, was so auch Mentaltechniken angeht und auch so Kombinationen von Körperarbeit und mentalen Einflussmöglichkeiten, auch über so klassische Sachen wie autogenes Training hinaus. Und da habe ich schon das Gefühl, dass ich davon jetzt sehr, sehr, sehr profitiere."