Dienstag, 23. April 2024

Archiv

Kreditkarten
Per Karte zahlen soll leichter werden

Für Einkäufe, die mit einer Kredit- oder Debitkarte beglichen werden, dürfen Banken künftig nur noch in beschränktem Maße Gebühren erheben. Das Europäische Parlament hat beschlossen, dass dafür bald ein Limit von 0,2 bis 0,3 Prozent gilt. Die bisher oft höheren Gebühren wurden indirekt von den Kunden getragen.

Von Annette Riedel | 10.03.2015
    Für die Abwicklung von Geschäften über gängige Kreditkarten müssen Händler künftig weniger an die Banken zahlen. Und das europaweit einheitlich.
    "Wenn das gedeckelt ist, tu ich mich als Verbraucher leichter, auch mehr Geschäfte zu finden, wo meine Karten akzeptiert werden."
    Und deshalb begrüßt der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber entschieden die neue Richtlinie. Mit ihr werden Kreditkartengebühren gedeckelt, die Händler berappen müssen, auch im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr. Gedeckelt wird bei 0,2 Prozent des Zahlungsbetrags bei Debitkarten wie Maestro oder ec-Karten. Alternativ dürfen bei einer entsprechenden Flatrate maximal 5 Cent verlangt werden.
    Der Gebührendeckel bei Kreditkarten liegt bei 0,3 Prozent der Rechnungssumme. Das gilt aber nicht ausnahmslos für alle Karten.
    "Also eine Standard-Kreditkarte ist geregelt. Kreditkarten, die zusätzliche Funktionen beinhalten oder die von einer Firma ausgegeben sind, um die Zusatzfunktionen der Firma mit abzudecken - bekannt ist das bei Fluggesellschaften zum Beispiel - diese Karten werden noch geregelt."
    Aber erst in einem weiteren Gesetz, das möglichst noch in diesem Jahr verabschiedet werden soll.
    Gebührendeckelung soll Überschuldung vermeiden
    Der Unterschied zwischen Debit- und Kreditkarten liegt darin, dass beim Einkauf mit einer Debitkarte praktisch unmittelbar das der Karte zugeordnete Girokonto mit dem zu zahlenden Betrag belastet wird. Bei der Kreditkarte hingegen wird erst später nach einem gewissen Zeitraum, meist einmal im Monat, abgebucht.
    Die Gebührendeckelung führt, hofft Markus Ferber, möglicherweise auch dazu, dass einem Kreditkarten sozusagen nicht mehr hinterhergeworfen werden.
    "Durch die Deckelung wird das, was eigentlich im Zahlungsverkehr notwendig ist, auch im Verbraucherinteresse, um Überschuldung zu vermeiden, wieder strenger geprüft werden, und das halte ich auch für richtig."
    Aus Verbrauchersicht lassen sich mehrere Hoffnungen verknüpfen mit der neuen Richtlinie, die mit der Abstimmung im Parlament endgültig beschlossene Sache ist. Beispielsweise, dass die Händler die Ersparnisse an die Käufer mittels Preisgestaltung weitergeben. Nach Schätzungen der EU-Kommission sprechen wir hier von europaweit sechs Milliarden Euro jährlich.
    "Ob sich das auf das Preisgefüge insgesamt auswirkt, da hab ich meine Zweifel, weil in der Kalkulation eines Produktes der Zahlungsverkehr nur eine untergeordnete Rolle spielt."
    Hoffnung auf mehr Wettbewerb zwischen Anbietern
    Für realistischer hält Markus Ferber die Hoffnung, dass der Gebührendeckel ein Schritt hin ist zu der Entwicklung, dass überall alle gängigen Karten akzeptiert werden, weil nicht mehr die einen, für den Kunden nicht erkennbar, für die Händler so viel teurer sind als die anderen. Er hofft auch, dass die neuen Regeln zu mehr Wettbewerb bei Kreditkartenanbietern und innovativen Zahlungsdiensten im Internet führen werden, wovon der Verbraucher letztlich auch profitieren sollte.
    "Dadurch, dass wir jetzt einen einheitlichen Rechtsrahmen haben, wo auch jeder weiß, wie funktioniert die Beziehung zwischen Bank, wo ich als Verbraucher mein Geld habe, und der Interaktion des Kartenherausgebers und des Händlers, wird es innerhalb dieser Kombination zu weiteren innovativen Angeboten kommen."
    Wenn es nach Markus Ferber und der Mehrheit im Parlament gegangen wäre, wäre man bei der Vereinheitlichung des Zahlungsverkehrs in Europa - also wie wo bezahlt werden kann - noch einen Schritt weitergegangen.
    "Weil es versteht ja einer nicht, dass seine Karte, die zu Hause gilt, im Urlaub nicht mehr gelten soll, wo dann die Probleme erscheinen: Wie komme ich an Bargeld ran? Kann ich meine Hotelrechnung bezahlen? Kann ich im Restaurant bezahlen? Da hätten wir wirklich eine europäische bürgerfreundliche Lösung haben wollen. Das haben die Mitgliedsstaaten verweigert, und das heißt konkret, dass eine Amex im Land A funktioniert und im Land B überhaupt nicht akzeptiert wird."
    Die genannte American-Express-Karte jedenfalls gehört zu den Karten, die in einem zweiten Schritt in die Regelung der Kreditkartengebühren einbezogen werden sollen.