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Kreuzfahrten
Urlaubsschiffe sollen sauberer werden

Insgesamt 560 Kreuzfahrtschiffe sind auf den Weltmeeren unterwegs, die Branche boomt. Die Kehrseite der Medaille: Die Rußpartikel der Dieselmotoren lagern sich mittlerweile auf dem Eis der Antarktis und Arktis ab und tragen dazu bei, dass der Klimawandel beschleunigt wird. Der Umweltschutzverein NABU hat jetzt die Flotten und die geplanten Neubauten der großen Anbieter unter die Lupe genommen.

Von Axel Schröder | 28.08.2014
    Malte Siegert, Schifffahrtsexperte beim Naturschutzbund, beim Nabu, ist zufrieden. Der Kreuzfahrt-Anbieter AIDA Cruises, der noch 2011 durch eine besonders umweltschädliche Flotte aufgefallen war und deshalb damals zum "Umwelt-Dinosaurier des Jahres" gewählt wurde, belegt im aktuellen Ranking den ersten Platz:
    "Es hat sich einiges getan auf dem Markt! Aber es ist in Teilen noch im Bereich der Ankündigungen. AIDA hat für die kommenden Schiffe, die 2015 und 2016 auf den Markt kommen, umfassende Abgasnachbehandlung angekündigt: Stickoxidkatalysatoren, vor allem Rußpartikelfilter. Das ist uns ja ganz wichtig gewesen!"
    Denn die Rußpartikel der insgesamt 560 Kreuzfahrtschiffe, die auf den Weltmeeren unterwegs sind, sind nicht nur beim Einatmen gesundheitsschädlich.
    "Viele der Rußpartikel lagern sich mittlerweile auf der Antarktis und der Arktis ab. Und tragen dazu bei, dass der Klimawandel beschleunigt wird. Denn dort wird das Sonnenlicht nicht reflektiert, sondern durch das grau werdende Eis absorbiert. Und insofern schmelzen die Polkappen schneller ab. Und das ist mittlerweile auch nachgewiesen, dass vierzig Prozent des Abschmelzens der Polkappen auf Ruß zurückzuführen sind und nicht auf CO2."
    Im aktuellen Umweltranking fallen die Schiffe von TUI Cruises hinter die von AIDA Cruises und die „Diadema" der Reederei Costa zurück. Vor allem deshalb, weil nach den bisherigen Plänen der Reederei auch in den Schiffsneubauten keine Rußpartikelfilter vorgesehen sind. Dass sei zwar richtig, gibt die TUI-Sprecherin Godja Sönnichsen zu. Ganz ungefiltert gelangten die Schiffsabgase aber nicht in die Umwelt:
    "Zum einen ist es so, dass unser Abgasnachbehandlungssystem auch die Rußpartikel um bis zu 60 Prozent reduziert. Darüber hinaus kennen wir zurzeit kein serienmäßig erprobtes System, welches in unserer Schiffsklasse – das ist ganz wichtig zu beachten, weil nicht jedes System auf jedes Schiff passt - eingesetzt werden könnte."
    Im Übrigen, so Sönnichsen, machen die weltweit verkehrenden Kreuzfahrtschiffe gerade mal 0,2 Prozent des gesamten Schiffsverkehrs aus. Nicht nur die winzigen, mit dem bloßen Auge gar nicht erkennbaren Rußpartikel sind ein Problem. Auch der Schwefelausstoß der Schiffe beeinträchtige die Umwelt, so Malte Siegert. Verringern lässt sich dieser Ausstoß durch die sogenannten Scrubber: Mit diesen Anlagen kann der Schwefel aus den Schiffsabgasen herausgewaschen werden. Eingesetzt wird die Technik schon in Schiffen von AIDA und TUI Cruises, auch die Reedereien MSC, P&O Cruises und Norwegian wollen bei Schiffsneubauten die Scrubber-Technik einbauen. Damit der Schwefel aber gar nicht erst entsteht, fordert der Naturschutzbund, auf den Kreuzfahrtschiffen nicht mehr das billige Schweröl, ein Abfallprodukt aus Raffinerien, sondern schwefelarmen, aber teureren Marinediesel als Treibstoff einzusetzen.
    "Schweröl kostet 600 Dollar im Schnitt. Und eine Tonne Marinedieselöl kostet etwa 900 bis 1.000 Dollar. Das ist natürlich teurer. Aber diese Kosten müssen dann eben an die Kunden weitergegeben werden..."
    ... damit Kreuzfahrturlaub umweltverträglicher werden kann. Malte Siegert hofft, dass die Umweltbeauftragten von TUI und AIDA Cruises seinem Appell folgen. Bei AIDA kümmert sich um diese ökologischen Fragen die frühere Greenpeace-Aktivistin Monika Griefahn, bei TUI-Cruises soll Lucienne Damm für nachhaltiges Reisen sorgen. Noch vor drei Jahren kämpfte sie gegen die Umweltverschmutzung durch Kreuzfahrtschiffe. Ausgerechnet beim Naturschutzbund, beim Nabu.