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Krim-Krise
Angst vor Putin?

Die internationalen Fußball-Verbände scheinen ratlos, wie sie mit der Situation auf der Krim umgehen sollen. Drei ukrainische Vereine nehmen bereits am russischen Spielbetrieb teil – ein eindeutiger Regelverstoß.

Von Thomas Kistner | 14.08.2014
    Der russische Präsident Wladimir Putin hält am 14. August 2014 eine Rede vor Abgeordneten der russischen Staatsduma und Politikern von der Krim.
    Russlands Präsident Wladimir Putin bei seiner Rede auf der Krim (dpa / Sergei Chirikov)
    Fifa und Uefa scheuen den Bruch mit Wladimir Putin. Im Fall der drei ukrainischen Vereine, die regelwidrig am russischen Fußballbetrieb teilnahmen, ignorieren Welt- und Europaverband bisher ihre Statuten. Paragraph 84 der Fifa-Charta besagt: "Klubs eines Landes können an der Meisterschaft eines anderen nur mit der Zustimmung des Verbandes des ersten Landes teilnehmen, und mit Einwilligung von Uefa und Fifa." Für die Teilnahme der Krim-Klubs an Russlands Pokalwettbewerb lag weder von der Ukraine noch von Fifa und Uefa ein Okay vor. Die Verbände spielen nun auf Zeit, sie erklären, man prüfe den Sachverhalt.
    Dabei haben die russischen Funktionäre selbst massive Bedenken gegen ihr Vorgehen. Ein vom russischen Magazin "Novaya Gazeta" publizierter Tonbandmitschnitt von einem Treffen höchster Klub- und Verbandsvertreter am 31. Juli verrät jetzt, dass die Funktionäre Angst vor den vermuteten Sanktionen als Folge des Regelbruchs haben – sich aber massiv von Putin unter Druck gesetzt fühlen. Sogar die Furcht vor einem Entzug der WM 2018 wurde bei dem Treffen geäußert. Zwar könnten die Klubs ohne Europa überleben, doch wenn es um die WM gehe, sei das eine "politische Frage", sagte Alexander Dyukov, Klubchef von Zenit St. Petersburg. Sein Amtskollege bei ZSKA Moskau, Evgeny Giner, prophezeite gar, die WM 2018 werde "nach England gehen". Dann werde Putin alle zur Verantwortung ziehen, die hier versammelt seien. Ex-Sicherheitsminister Sergegej Stepaschin wird so wiedergegeben: "Wir sind schachmatt!"
    Die Mitschnitte zeigen, wie gewaltig Putins Macht unter den Funktionären ist, darunter einige Milliardäre. Zugleich nährt die Tatenlosigkeit von Fifa und Uefa den Verdacht, dass sie die Angst der Apparatschiks teilen. Hinter den Kulissen wird fieberhaft nach einem Ausweg gesucht, um den Regelverstoß kleinzureden und nicht mit einer Sperre des russischen Fußballs sanktionieren zu müssen.