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Krim-Krise
Generalmobilmachung in der Ukraine

Angesichts eines drohenden russischen Militäreinsatzes auf der Krim lässt die ukrainische Interimsregierung sämtliche Reservisten mobilisieren. Von der Krim wird die Entwaffnung eines Marinestützpunktes durch russische Soldaten berichtet. Das Parlament in Kiew fordert internationale Beobachter.

Von Sabine Adler | 02.03.2014
    Ein Militär-Checkpoint am Belbek-Flughafen nahe Sewastopol am 2. März 2014
    Ein Militär-Checkpoint am Belbek-Flughafen nahe Sewastopol. (dpa/ITAR-TASS/Alexei Pavlishak)
    Im ganzen Land müssen sich Männer im wehrfähigen Alter seit heute Morgen um acht Uhr in den Wehrkreiskommandos einfinden, eine landesweite Mobilmachung beginnt, laut Andrej Parubi, dem Chef des nationalen Sicherheitsrates. Das Parlament tagt hinter geschlossenen Türen. Interimspräsident Alexander Turtschinow ordnete am Abend an, die volle Kampfbereitschaft herzustellen. Russland habe für einen "Akt der Aggression" keine Grundlage. "Alle Erklärungen über Gefahren für russische Staatsbürger oder russischsprachige Ukrainer sind erdacht", sagte er.
    Ministerpräsident Arseni Jazenjuk sagte: "Die Regierung der Ukraine wird alle Maßnahmen zur Wahrung von Ruhe, Ordnung und Stabilität ergreifen." Einen russischen Militäreinsatz werde die Ukraine nicht hinnehmen. "Eine Intervention wird der Beginn eines Krieges und das Ende aller Beziehungen sein."
    Oleg Tjagnibok von der nationalistischen Partei Swoboda wandte sich an die Ukrainer: "Brüder und Schwestern, Alles muss jetzt getan werden zum Schutz der Heimat. Wir geben kein einziges Stückchen Erde her. Wir werden siegen."
    Von der Krim wird die Entwaffnung eines ukrainischen Marinestützpunktes durch russische Soldaten berichtet. Offenbar gab es keinen Widerstand. Der Stab der ukrainischen Marine und der Grenzpolizei seien in Balaklawa bei Sewastopol zurückerobert worden, ein anderer Stützpunkt in Sewastopol werde attackiert, die Ukrainer blockierten den Eingang mit Panzern, heißt es in zum Teil widersprüchlichen Meldungen
    "Rechter Sektor" ruft zur Bewaffnung auf
    Auch der Zentralstab des sogenannten Rechten Sektors rief in einer Erklärung zur Mobilmachung und Bewaffnung auf, sowie zur Zusammenarbeit mit den Streitkräften, dem Geheimdienst und der Polizei. Der Aufruf wandte sich ausdrücklich an Ukrainer aller Nationalitäten, einschließlich der russischen. Darin heißt es wörtlich.
    "Unser Kampf ist einer gegen ein Imperium, aber keiner gegen Russen. Das russische Imperium wird zerstört werden. Wir rufen die Divisionen des Widerstandes des Kaukasus auf, sowie andere Befreiungsbewegungen in Russland, ihre Aktivitäten zu erhöhen."
    Klitschko: "Kein Separatismus, keine Gewalt"
    Vitali Klitschko, der am 25.Mai für das Amt des Präsidenten kandidiert, wandte sich auf Russisch an die Bürger im Westen und Osten: "Ich rufe alle auf, keine Provokationen zuzulassen, keine Aufrufe zu Separatismus, keine Gewalt, keine Anarchie. Jeder, der sein Land liebt, sollte seinen Patriotismus und die Einheit zeigen." Die ukrainische Orthodoxe Kirche, bat laut ihrem Sprecher Georgi Kowalenko den Führer der russischen Orthodoxen Kirche in Moskau, Kirill, seine Stimme zu erheben und sich gegen einen Krieg auszusprechen.
    Julia Timoschenko appellierte, einen EU-Gipfel im Livadija-Palast auf der Krim abzuhalten, wo 1945 die Konferenz von Jalta den neuen Grenzverlauf Europas festlegte. Sie drängte das Parlament, Schritte für die Unterzeichnung des EU-Assoziierungsabkommens einzuleiten. Auf dem Maidan in Kiew findet seit Mittag eine Volksversammlung für die Einheit von Ukraine und Krim statt.