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Krim-Krise
Ukraine zieht Soldaten ab

Kaum ein Militärstützpunkt auf der Krim ist noch in ukrainischer Hand. Übergangspräsident Turtschinow hat nun den kompletten Rückzug seiner Truppen angeordnet. Auf der Krim wurde inzwischen der Rubel als Zahlungsmittel eingeführt. US-Präsident Barack Obama spricht heute in Den Haag mit den übrigen G-7-Staaten über die Ukraine-Krise.

24.03.2014
    Die Sicherheit seiner Soldaten sei gefährdet, sagt Übergangspräsident Alexander Turtschinow - und ordnet den kompletten Rückzug des ukrainischen Militärs von der Krim an. Am Montagmorgen hatten prorussische Soldaten einen der letzten ukrainischen Stützpunkte auf der Halbinsel eingenommen. Dabei setzten sie schweres Militärgerät und Kampfhubschrauber ein. Die Truppen würden ins Kernland verlegt, sagte Turtschinow nach einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates in Kiew. Das berichten örtliche Medien. Außerdem habe das Gremium beschlossen, die Angehörigen der Soldaten in Sicherheit zu bringen. Dies gelte für "alle, die heute unter Druck ihre Häuser verlassen müssen", sagte der Präsident.
    Der Angriff auf den Marinestützpunkt in Feodossija ist nach ukrainischen Angaben gewaltsam verlaufen: Die Russen hätten Blendgranaten eingesetzt und aus Automatikwaffen geschossen, als sie sich Zugang zu dem Gebäude verschafft hätten, sagte der ukrainische Leutnant Anatolij Mosgowoi per Telefon der Nachrichtenagentur Reuters. Die ukrainischen Soldaten hingegen seien unbewaffnet gewesen. Rubel auf der Krim eingeführtAm Montag wurde auf der Krim wie angekündigt der Rubel als zweite Währung neben der ukrainische Hrywnja eingeführt, die noch bis zum 1. Januar 2016 als Zahlungsmittel anerkannt wird. Nach Angaben von Vize-Regierungschef Rustam Temirgalijew wurden auch die Rentenzahlungen auf Rubel umgestellt.In den Banken und Geschäften auf der Krim war von der Währungsumstellung zunächst jedoch wenig zu spüren. "Wir haben keinerlei Anweisung zur Einführung des Rubel erhalten", sagte ein Bankangestellter in einer Filiale des italienischen Geldinstituts Unicredit in Sewastopol. Auch in anderen Banken und Geschäften auf der Halbinsel wurde weiterhin auf die Hrywnja zurückgegriffen.G7-Gipfel in Den HaagIn Den Haag findet zugleich ein Gipfel von 53 Ländern über den Schutz von Nuklearmaterial vor Terroristen statt. Mit dem G7-Treffen abseits dieses Gipfels will die Siebener-Gruppe ein Zeichen der Gemeinsamkeit und Geschlossenheit gegenüber dem russischen Präsidenten Wladimir Putin setzen. Die G7 wird Russland voraussichtlich davor warnen, die Lage in der Ukraine weiter zu destabilisieren und etwa Truppen in den Osten der Ukraine zu schicken. Wolfgang Ischinger, Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, sagte im Deutschlandfunk, dass ein Zeichen der Deeskalation von Den Haag ausgehen solle.
    Wladimir Putin und Angela Merkel (Archivfoto April 2013)
    Wladimir Putin und Angela Merkel (Archivfoto April 2013) (dpa / picture-alliance / Peter Steffen)
    Große russische Truppenpräsenz an Ukraines Ostgrenze
    Nach der Annexion der Halbinsel Krim wächst im Westen die Sorge vor neuen Gebietsansprüchen Russlands. Die NATO zeigte sich beunruhigt über die russische Truppenpräsenz an der Ostgrenze der Ukraine. Die Streitkräfte seien außerdem so stark, dass sie im Konflikt um die von Moldawien abtrünnige Region Transnistrien auch eine Bedrohung für die frühere Sowjetrepublik Moldau darstellen könnten, sagte NATO-Oberkommandeur Philip Breedlove in Brüssel.
    In der Nato wird inzwischen die Verlegung von Truppen erörtert. Oberkommandeur Breedlove sagte, die Allianz müsse angesichts der russischen Truppenstärke an der ukrainischen Grenze über die Stationierung und Einsatzbereitschaft ihrer Kräfte nachdenken. Das gelte besonders für das Baltikum, aber auch für andere Orte. Der prominente US-Republikaner Mike Rogers, der den Geheimdienstausschuss des Abgeordnetenhauses leitet, forderte derweil Waffenlieferungen an die Ukraine. Auch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen setzt angesichts der Krise auf eine starke Rolle der Nato. "Jetzt ist für die Bündnispartner an den Außengrenzen wichtig, dass die Nato Präsenz zeigt", sagte die CDU-Politikerin dem "Spiegel". In der großen Koalition sorgte sie damit für Irritationen. Der SPD-Außenexperte Niels Annen warf ihr vor, zur Eskalation beizutragen.