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Krise im Jemen
Regierung fordert ausländischen Militäreinsatz

Die Lage im Jemen spitzt sich weiter zu. Angesichts der andauernden Gewalt schiitischer Huthi-Rebellen fordert die Regierung nun militärische Hilfe aus dem Ausland. Der UNO-Sondergesandte für den Jemen rief alle Beteiligten zu einer Rückkehr an den Verhandlungstisch auf.

23.03.2015
    Angehörige der jemenitischen Spezialeinheit, die auf der Seite des Generals Abdel Hafedh al-Sakkaf stehen, vor der Stadt Aden.
    Angehörige der jemenitischen Spezialeinheit, die auf der Seite des Generals Abdel Hafedh al-Sakkaf stehen, vor der Stadt Aden. (AFP / Saleh Al-Obeidi)
    Die Regierung des Jemen hat die internationale Staatengemeinschaft zu einem Militäreinsatz gegen vorrückende schiitische Rebellen aufgefordert. Außenminister Riad Jasin sagte in mehreren Interviews, man habe unter anderem die Vereinten Nationen und den Golf-Kooperationsrat aufgerufen, eine Flugverbotszone einzurichten. Zudem müsse verhindert werden, dass die Huthi-Rebellen Kampfjets von den eroberten Flughäfen aus einsetzten. Das britische Außenministerium erklärte dazu, London wolle mit den Vereinigten Staaten und Saudi-Arabien beraten, wie das Land wieder unter die Kontrolle von Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi gebracht werden könne. Niemand wolle eine militärische Lösung.
    Der UNO-Sicherheitsrat hatte zuvor in einer Dringlichkeitssitzung die andauernde Gewalt schiitischer Huthi-Rebellen im Jemen verurteilt. Sie behindere den politischen Fortschritt und gefährde Sicherheit, Stabilität, Souveränität und Einheit des Landes, hieß es in einer Mitteilung. Außerdem verstießen die Rebellen damit gegen frühere Sicherheitsratsresolutionen. Der Rat forderte die Rebellen auf, sich zurückzuziehen und bekräftigte seine Unterstützung für Präsident Hadi.
    Szenarien wie im Irak oder Libyen?
    Der Sondergesandte der Vereinten Nationen für den Jemen, Jamal Benomar, rief alle Beteiligten zu einer Rückkehr an den Verhandlungstisch auf. Er warnte, dass der Konflikt ein Szenario annehmen könnte, wie es die Welt aus Syrien, dem Irak oder Libyen kenne. Die jüngsten Ereignisse würden den Jemen an den Rand eines Bürgerkriegs rücken, sagte er per Video an die Adresse der Teilnehmer der Dringlichkeitssitzung des UNO-Sicherheitsrates in New York. "Ein friedlicher Dialog ist die einzige Option, die wir haben."
    Bewaffnete Kämpfer stehen und sitzen nahe der jemenitischen Stadt Aden auf Trümmern.
    Bewaffnete Kämpfer stehen und sitzen nahe der jemenitischen Stadt Aden auf Trümmern. (pa/dpa/EPA)
    Nachdem Präsident Hadi am Wochenende die im Süden gelegene Hafenstadt Aden zur neuen Hauptstadt ausgerufen hatte, stießen schiitische Huthi-Rebellen gen Süden vor. Sie rückten in der Stadt Tais ein und eroberten nach lokalen Angaben den Flughafen sowie Staatsgebäude. Die Universitätsstadt liegt knapp 200 Kilometer südlich von Sanaa - und nur rund 130 Kilometer vor Aden.
    Huthi kontrollieren Sanaa
    Das arme Land wird seit Monaten zwischen rivalisieren Kräften zerrieben. Die Huthi kontrollieren den Norden und die eigentliche Hauptstadt Sanaa, Präsident Hadi sowie mehrere Regierungsmitglieder waren von den Aufständischen Mitte Januar dort unter Hausarrest gestellt worden. Ende Februar konnte Hadi aus Sanaa nach Aden fliehen. Von dort aus versucht er, die Macht wiederzuerlangen. Die Huthis werden unterstützt vom langjährigen Ex-Präsidenten Ali Abdullah Salih, der nach dem Arabischen Frühling 2011 gestürzt und von Hadi abgelöst worden war.
    Wegen der extrem unsicheren Lage im Jemen haben die USA ihr letztes Botschaftspersonal aus dem Land abgezogen. Alle Mitarbeiter seien außer Landes gebracht worden, teilte das US-Außenministerium mit. Neben den USA haben auch Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und die Niederlande ihre Botschaften im Jemen geschlossen.
    (fwa/hba/tön)