Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

Kritik am Schulessen
Von Spinat bis delikat

Während von Schülern in Deutschland immer bessere Leistungen verlangt werden, ist die Verpflegung in den Schulen eher mittelmäßig. Eine Studie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zeigt: Es wird zu viel Fleisch und zu wenig Gemüse serviert.

25.11.2014
    Eine vegane Spinat-Suppe, aufgenommen am 24.01.2014 auf der Messe "Veggie-World" in den Rhein-Main-Hallen in Wiesbaden (Hessen).
    Gemüse wird zu selten serviert, gehört aber auch nicht zum Lieblingsessen der Schüler. (picture alliance / dpa - Fredrik von Erichsen)
    Die 12.000 befragten Schüler gaben dem Schulessen die Durchschnittnote 2,5 im Grundschulbereich und 2,6 an weiterführenden Schulen. Dazu gehörten auch Rahmenbedingungen wie die Räumlichkeiten. Doch die Wunschliste ist lang: Persönliche Essenswünsche sind ebenso darauf wie Anmerkungen zur Sauberkeit. Die Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften befragte für die Studie neben Schülern bundesweit mehr als 1.500 Schulleitungen und 212 Schulträger.
    Ernährungsminister Christian Schmidt (CSU) sagte, die Gerichte an Schulen seien zum Teil noch sehr herkömmlich: "Wir brauchen mehr moderne Speisepläne und zugleich mehr Mitsprache für die Schülerinnen und Schüler." Laut Untersuchung kommt Fleisch zu häufig in den Gerichten vor. Dazu sagte Schmidt im Deutschlandradio Kultur, er wolle Rahmenbedingungen und Standards für gesundes Schulessen setzen.
    Zu wenig Vielfalt
    Salatbuffets gehören bei einem Drittel der Schulen zum Standard, mehr als zwei Drittel der Schulen bieten bereits kostenlose Getränke an. Dennoch seien die Herausforderungen weiterhin groß, sagte die wissenschaftliche Leiterin der Studie, Ulrike Arens-Azevedo: "Die Vielfalt des Angebots und die Qualität des Schulessens können häufig noch deutlich verbessert werden."
    Das Spektrum von Lieblingsgerichten ist viel breiter als angenommen, besagt die Studie. Gleiches gilt für die Gerichte, die nicht gemocht werden. Dass häufig Gemüse genannt werden, könne damit zusammenhängen, dass einzelne Gemüsesorten warm gehalten "weder gut schmecken noch ein attraktives Aussehen aufweisen." Aus Sicht der Autoren der Studie besteht das Essen aber im Schnitt aus zu wenig Gemüse und zu viel Fleisch.
    Sie bemängeln außerdem, dass Pausenzeiten für das Mittagessen in den meisten Schulen zu kurz seien. Nur in 39 Prozent der Schulen dauert die Mittagspause 46 Minuten und mehr, wie es die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt. Auch die Vielfalt der Speisen sei nicht ausreichend. Nur in 16 Prozent der Grundschulen und 27 Prozent der weiterführenden Schulen gibt es laut der Studie mehr als zwei Menüs.
    Schulessen wird wichtiger
    Der Anteil der Ganztagsschulen steigt bundesweit. Deshalb komme der Schulverpflegung eine immer größere Bedeutung zu. Derzeit verbringen 32 Prozent der Schüler (ohne Gymnasium und berufliche Schulen) den ganzen Tag in der Schule. Im Osten ist der Anteil deutlich höher als im Westen. Der Anteil der Ganztagsschulen liegt in Sachsen bei 78 Prozent, in Baden-Württemberg nur bei 18 Prozent.
    Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft kündigte eine "Qualitätsoffensive" an, die das Schulessen in Deutschland verbessern soll. Sie umfasst unter anderem einen Ernährungs-TÜV, dem sich Anbieter von Schulessen stellen müssen, und eine Stärkung der sogenannten "Vernetzungsstellen Schulverpflegung", die es bereits in allen Bundesländern gibt.
    (vic/ach)