Dienstag, 23. April 2024

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Kritik an Filmförderungsnovelle
"Es geht um eine Idee von Spitzenförderung"

Die Filmförderung durch die Kulturstaatsministerin soll überarbeitet werden - auf Kosten der künstlerischen Qualität, fürchten Filmemacherinnen und Filmemacher. Filmkritiker Frédéric Jaeger glaubt: Bald würden dann vor allem Filme gefördert, die von Anfang an Aussicht auf Erfolg bieten.

Frédéric Jaeger im Gespräch mit Jörg Biesler | 26.05.2021
Im Bild ein Hinweis auf Filmaufnahmen am Set zur hundertsten Folge der Serie Heldt am Flughafen in Köln-Bonn.
Manche Projekte wären ohne Filmförderung nicht möglich. (Imago / Klaus W. Schmidt)
Mit mehr als 300 Millionen Euro von Bund und Ländern, Fonds und Ministerien wird in Deutschland die Entwicklung und Produktion von Filmen gefördert. Durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien - also Kulturstaatsministerin Monika Grütters - werden dabei mit rund 28 Millionen Euro Filme gefördert, die eine erhebliche kulturelle Prägung haben. Für diese finanzielle Unterstützung gibt es Richtlinien, an denen gerade gearbeitet wird.
Dreharbeiten zum Film "Antboy 2" in Hamburg
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Die Kunst ist unabhängig – braucht aber Geld. Vor allem der Film, an dessen Produktion Hunderte von Menschen in unterschiedlichsten Berufen beteiligt sind: Ohne öffentliche Filmförderung würde manches Projekt nicht zustande kommen.

Kritik von Filmemacherinnen und Filmemachern

Gegen die Novelle regt sich aber bereits Kritik: Filmemacherinnen und Filmemacher unter anderem aus der AG Kurzfilm, Crew united und dem Bundesverband Regie haben einen offenen Brief an die Kulturstaatsministerin geschrieben. Auch Frédéric Jaeger gehört zu den Unterzeichnern - er ist Chefredakteur von critic.de und im Vorstand des Verbands deutscher Filmkritik. Jaeger befürchtet, dass die künstlerische Qualität von Filmen durch die Änderungen bald weniger im Fokus steht.

"Diskrepanz zwischen Idee und Methode"

"Leider muss man immer wieder feststellen, dass es dann doch zwischen den Ideen, die die Kulturstaatsministerin äußert, was gefördert werden sollte, und den konkreten Methoden große Diskrepanzen gibt", sagte Jaeger im Deutschlandfunk. Die Filmförderung interessiere sich grundsätzlich schon für kulturelle Qualität und setze dafür auch Jurys ein. "Allerdings sind die Vorgaben manchmal so, dass sie die Projekte davon abhalten, sich zu bewerben, die es eigentlich bräuchten", sagte Jaeger.

"Filmförderung grundsätzlich vereinfachen"

Unter anderem solle mit der Novelle die Förderung von Stoffförderung bei Dokumentarfilmen gestrichen werden. Gerade in der Entwicklung müssten aber Projekte unterstützt werden, bei denen der Erfolg noch nicht feststünde. Stattdessen würde so Spitzenprojekten geholfen, die von Anfang an viel Aussicht auf Erfolg hätten. Das beiße sich mit der Idee einer kulturellen Filmförderung.
Grundsätzlich, so Jaeger, müsse die Filmförderung vereinfacht werden - Filme seien oft darauf angewiesen, aus verschiedenen Kassen Geld zu bekommen. Das sei "aufwändig" und führe dazu "dass zum Teil ein Kompromiss, ein kleinster gemeinsamer Nenner gefunden werden muss - und das kann eigentlich nicht gut sein".