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Kubas Landwirtschaft auf neuen Wegen

Wer die große Markthalle Cuatro Caminos in Alt-Havanna betritt, wird erstaunt sein, was sich vor seinen Augen auftürmt. Hier verkaufen die Bauern frei, was sie erübrigen können, wenn sie ihre vertraglich vereinbarte Menge an Obst und Gemüse an den Staat abgeliefert haben: Tomaten, Apfelsinen, Zitronen, Pampelmusen, Guaven, Erdbeeren, Kohl, Auberginen, Gurken, Bananen, Ananas, Yucca, Kartoffeln, Zwiebeln, Knoblauch, Möhren, rote Beete, Salate, frische Kräuter, Blumen. Manches ist dank der guten Wachstumsbedingungen überreichlich vorhanden. Rar sind Eier. Rindfleisch findet man hier höchstens in Form einiger weniger minderwertiger Stücke. Da es nach wie vor Mangelware ist, muss es an den Staat abgeliefert werden. Denn noch immer konnten die Rinderbestände, die es einst gab, nicht wieder aufgebaut werden. Alles andere an Obst und Gemüse, das auf diesen Bauernmärkten angeboten wird, spiegelt eine enorme Vielfalt wider.

Von Monika Lüpschen | 06.11.2004
    Allerdings kosten die Nahrungsmittel 10 mal mehr als die Produkte, die über die staatliche Zuteilung- die Libreta - abgegeben werden. Stark subventioniert sind Reis, Bohnen, Speiseöl, Eier und andere Produkte, die auf der Lebensmittelkarte stehen. Selbst für Kubaner sind diese Preise äußerst niedrig. Andererseits ist längst nicht immer alles vorhanden, und die Menge der Zuteilung reicht vielleicht gerade mal einen halben Monat. Wie können also die Kubaner, so fragt man sich, mit einem durchschnittlichen Einkommen von 250 bis 300 Pesos ihr Leben bestreiten? Umgerechnet sind das gerade mal 10 bis 12 US Dollar.

    Berücksichtigt werden muss, dass bestimmte Leistungen des Staates kostenlos sind, wie zum Beispiel Gesundheitsvorsorge und Bildung. In Betriebskantinen, Schulen und Kindergärten können Eltern und Kinder verpflegt werden. Für Miete, Strom und Gas muss man circa 90 bis 100 Peso veranschlagen. Bleiben etwa 120 bis 140 Peso übrig. Das ist wenig, und so versucht jeder, der dazu in der Lage ist, sich über Nebengeschäfte etwas Geld zu beschaffen.

    Bis 1989 war die Situation eine völlig andere. Als es noch einen Ostblock gab, bezog Kuba den größten Teil der Nahrungsmittel für die 11 Millionen Einwohner aus den sozialistischen Bruderländern und bezahlte hauptsächlich mit Zucker. Neben Zitrusfrüchten, Tabak und etwas Kaffee war Zucker das wichtigste Exportgut der Insel. Warum Kuba nur wenige Agrargüter erzeugte, erklärt Angel Leyva, Leiter des Ressorts Pflanzenbau beim Nationalen Institut für Agrarwissenschaften in San José de las Lajas:

    Als Castro die Macht übernommen hatte 1959, versuchte er die Wirtschaft zu diversifizieren. Aber die Einbindung des Landes in den sozialistischen Markt verlangte eine verstärkte Nachfrage nach Zucker, und deshalb produzierten wir mehr Zucker, um an andere wichtige Produkte zu kommen, die wir einführen mussten, und das führte dazu, dass wir noch mehr Zucker produzierten als ursprünglich.

    Die anderen wichtigen Produkte waren Erdöl bzw. Treibstoff, Maschinen, Autos, Ersatzteile, Dünge- und Pflanzenschutzmittel, Tierfutter, Getreide, Reis u.a. mehr.
    War es Kuba 1990 noch möglich, 85 Prozent des Import-Öls zu Rubel-Preisen aus der Sowjetunion zu beziehen, so musste ein Jahr später schon in Dollar bezahlt werden, und der Vertrag "Zucker gegen Öl" wurde schrittweise verringert bis er schließlich 1999 auslief.

    Mit dem Ende des sozialistischen Lagers war es dann vorbei mit den Kompensationsgeschäften im Rahmen der Handelsverträge des RGW, des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe. Über vier Jahrzehnte hatte dieses Handelssystem funktioniert, und niemand hätte je erwartet, dass sich dies einmal
    ändern könnte. Um so überraschender kam die Wende und damit die wirtschaftliche Katastrophe für Kuba. Es stand nur noch die Hälfte an Treibstoff zur Verfügung, und die Einfuhren von Agrochemikalien und Lebensmitteln sanken um 8o Prozent. Die Infrastruktur war schwer angeschlagen. Das Land geriet zeitweise an den Rand einer Hungerkrise.

    Die ökonomische Zwangslage bewirkte, dass das Ruder herumgerissen werden musste. Zwischen 1991 und 1993 leitete die Regierung Fidel Castro umfangreiche Neuerungen ein, mit denen auch frühere politische Positionen aufgegeben wurden. Das heißt, das Land öffnete sich ausländischem Kapital. Privatpersonen dürfen von nun an offiziell US-Dollar besitzen. Private Betriebe in Gastronomie und Handwerk werden zugelassen. In der Landwirtschaft hatte es in kleinerem Rahmen immer Privatbetriebe gegeben. Für bestimmte Ziele, etwa die Verarbeitung des eigenen Erdöls und die Entwicklung des Tourismus wurden so genannte Joint Ventures möglich. Generell war kostenorientiertes Wirtschaften angesagt.

    Die profunden Neuerungen erforderten ein erhebliches Umdenken. Mit dem "Alternativen Modell für die Sonderperiode" - die dauert übrigens bis heute an - begann man die Landwirtschaft umzustrukturieren. Dass viele der neuen Maßnahmen nicht in althergebrachte Denkschemata passen oder zumindest von konservativen Politikern in Frage gestellt werden, liegt auf der Hand. Früher, sagt Agrarexperte Leyva, der die Reformbemühungen unterstützt, seien 80 Prozent des Landes staatlich gewesen.

    Jetzt ist es umgekehrt. Heute sind 80 Prozent in der einen oder anderen Form privat und 20 Prozent staatlich, weil es eine andere Produktionsform gibt, bei der der Produzent Herr über seine Produktion ist.

    Aus den staatlichen Großbetrieben entstanden Einheiten von durchschnittlich 600 Hektar Fläche, aber auch sehr viele kleinere Genossenschaften. Dabei ist der Staat Eigentümer der Landes geblieben, verpachtet den neu gegründeten kleineren Genossenschaften und Privatbetrieben aber den Boden mit der Auflage, zu produzieren. Das kann etwa so aussehen, erläutert Angel Leyva:

    Zum Beispiel: Du hast 10 Hektar und fragst, wirst Du Reis darauf anbauen? Und er sagt, ja, und der Staat sagt dann, gut, ich werde Dir Düngemittel, Pflanzenschutzmittel und technische Hilfsmittel zur Verfügung stellen, und Du wirst mir dafür 50 Prozent Deiner Produktion verkaufen. Diese 50 Prozent wird er verkaufen müssen, unterhalb des Preises, der beim freien Verkauf erzielt werden könnte.

    Über die andere Hälfte kann der Betrieb dann nach eigenem Belieben verfügen. Im Zuge der notwenigen Reformen entstand auch das Programm der urbanen Landwirtschaft. Es wurde aus der Not geboren, die Nahrungsmittelkrise zu bewältigen. Als sich 1994 angesichts der kritischen Versorgungslage auch die Deutsche Welthungerhilfe in Kuba engagierte, griff sie sehr schnell die Anstrengungen der Menschen auf, sich selbst zu ernähren und auf dem nächstbesten Stückchen Land etwas anzubauen. Peter Sasse, Leiter der Projekte der Organisation in Kuba, beschreibt die Anfänge der urbanen Landwirtschaft:

    Havanna ist eine Stadt mit vielen ungenutzten Grünflächen, und durch die Verteilung von Arbeitsmitteln wie Hacken, Spaten, Karren und vielen Handarbeitsmitteln haben wir 22.000 Kleingärtner unterstützt, dass sie erst mal in der Lage waren, ihre Flächen zu bewirtschaften. Und darüber hinaus wurden andere Flächen kultiviert. Das erste Projekt hatte große Wirkung in Havanna. Daraufhin hat sich auch die staatliche Leitung neu formiert. Es ist eine Direktion "Urbane Landwirtschaft" aufgebaut worden, organisiert bis in einzelne Stadtteile, und gleichzeitig wurden dort die Kleingärtner bei der Anwendung von biologischen Pflanzenschutzmitteln, Saatgutbeschaffung etc. unterstützt.

    Weil keine Dünge- und Pflanzenschutzmittel mehr eingeführt wurden, auch gegenwärtig nicht, weil dafür Devisen fehlen, besann man sich auf das Nächstliegende: Kompost aus organischem Material und Fruchtfolgen. Das war gleichzeitig auch der Anstoß, zukünftig mehr naturnah zu erzeugen. Eine Richtung, die längst nicht alle überzeugt. Doch schon in den 8oer Jahren hatten Wissenschaftler kritisch auf die negativen Folgen der industriemäßigen Agrarerzeugung mit schweren Maschinen und dem hohen Einsatz an chemischen Düngemitteln und Pestiziden sowie dem damit verbundenen Wasser- und Energieverbrauch hingewiesen.

    Insofern mit der Problematik vertraut, war es auch möglich, auf die neuen Anforderungen schneller zu reagieren. Alternative Methoden der Pflanzenerzeugung wurden getestet und für die praktische Anwendung entwickelt. Angefangen von kompostierten Tierabfällen über Decksaaten, Torf, Regenwurmhumus bis zu stickstoffbildenden Bakterien und Pilzkulturen. Verbreitet wurden die Erkenntnisse der Forschungsarbeiten und ihre Anwendungsmöglichkeiten in Publikationen, über Schulungen und Beratungsseminare. In starkem Maße engagiert hat sich dabei Fernando Funes von der Agraruniversität in Havanna. Er ist sozusagen Kubas Papst des Ökolandbaues und Präsident der Gruppe organische Landwirtschaft, die 1999 den alternativen Nobelpreis erhielt.

    Die umfassenden Studien der kubanischen Agrarforschung werden in Fachkreisen als beispielhaft für die Zusammenarbeit von Forschern, Landarbeitern und Verwaltung angesehen. Manche dieser Technologien werden bereits in anderen tropischen Ländern angewendet. Wie wichtig der kubanischen Regierung der ökologische Landbau ist, beweist, dass sie eine Gesetzesvorlage dazu erarbeitet hat und mit Hilfe des Schweizer Forschungsinstitutes für biologischen Landbau dabei ist, eine Biokontrollstelle für diese Erzeugnisse aufzubauen; nicht zuletzt aus dem Grund, zukünftig mehr der auf diese Weise erzeugten Produkte zu exportieren.

    Seit 1997 arbeitet das Institut mit den Kubanern zusammen, berät Agrarbetriebe, die auf Biolandbau umstellen und vermittelt auch Kontakte für die Vermarktung. Insgesamt sei Kuba, so betonte Lukas Kilcher von dem Schweizer Institut, gut auf den Biolandbau vorbereitet. Viele Betriebe arbeiteten bereits rentabel.
    Flächen und Düngemittel bereitzustellen, ist die eine Sache, die andere ist das Saatgut. Auch hier betätigt sich die Deutsche Welthungerhilfe. Peter Sasse:

    Wir haben verschiedene Genossenschaften gebildet, die sich darauf spezialisiert haben, Gemüse-Jungpflanzen zu produzieren, so dass wir im Jahre 2004 circa 30 Millionen Jungpflanzen allein in Havanna produzieren, die an die Kleingärtner und Genossenschaften verkauft werden und dort eingesetzt werden mit großem Erfolg, denn die Vegetationsperiode hat sich dadurch verkürzt, und wir stellen noch in Havanna selbst in der Gemüseproduktion einen gewaltigen Fortschritt fest.

    Eine dieser Jungpflanzengenossenschaften befindet sich nicht weit von der Hauptstadt entfernt. Die Genossenschaft hat angefangen mit 4 Leuten, jetzt sind es 55. Dem Besucher fällt sofort auf, wie gepflegt das Areal ist. Auf einem Teil wachsen Beerensträucher, kleine Obstbäume, sogar Weinreben sind zu sehen. Die meisten Parzellen des 3 bis 4 Hektar großen Geländes sind dicht bestückt mit Jungpflanzen von Gemüsekulturen in unterschiedlichen Wachstumsphasen, damit kontinuierlich Ware vorhanden ist. 18 bis 20 verschiedene Pflanzen werden hier gezogen.

    In der Nähe des Eingangs wurde ein Verkaufsstand mit den Erzeugnissen des Betriebes eingerichtet. Der Andrang der Käufer ist groß.

    Alamar ist eine kleine gärtnerische Genossenschaft, die haben dort 45.000 Peso Einnahmen gehabt, als wir dort anfingen; heute produzieren sie Einnahmen über 2 Millionen. Die monatliche Vergütung liegt zwischen 600 und 1.200 Peso, und das liegt weiter über dem Durchschnittsverdienst, und das ist generell bei unseren Projekten so.

    Unternehmerisches Handeln ist angesagt, und zwar nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch in Industriebetrieben und im Tourismus. "Unternehmerische Perfektionierung" heißt das Motto, und damit ist gemeint: Eigenverantwortung mit dem Ziel exakter Kosten- und Nutzen-Berechnung. Produziert werden soll das, was Geld bringt. Projekte wie dieses in Alamar gibt es im ganzen Land.

    Diese völlig andere Art der Bewirtschaftung erfordert Unterstützung und Schulung. Neben den Beratern vom agrarwissenschaftlichen Institut kümmern sich Mitarbeiter des Verbandes der organischen Landwirtschaft darum, die Menschen zu informieren. Dazu Eduardo Martinez Oliva, Sekretär für Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes:

    Wir arbeiten hauptsächlich in der Ausbildung und Qualifikation der Mitglieder. Wir fungieren auch als Ansprechpartner für ausländische Nichtregierungs-Organisationen, die Unterstützung leisten für kubanische Projekte, im Übergangsprozess von einer konventionellen zu einer nachhaltigen Landwirtschaft. Wir arbeiten in 26 internationalen Kooperationsprojekten. Diese Projekte umfassen ein Volumen von circa 2 Millionen US-Dollar, und das schließt auch die Ausbildung und Qualifikation von Führungskräften für die neue Produktionsform ein. Bis Ende 2003 haben wir über 2000 Schulungsmaßnahmen für Techniker, Studenten bis zu Hausfrauen durchgeführt. Das ist deshalb so wichtig, damit die Menschen lernen, die lokalen Ressourcen, die sie in ihrer unmittelbaren Umgebung vorfinden, zu nutzen.

    So, wie im Pflanzenbau aufgrund von Forschungsarbeiten in Modellbetrieben gezeigt wird, was mit den eigenen begrenzten Ressourcen möglich ist, geschieht das auch in der Tierzucht, in der Rinder-, Schweine- und Geflügelhaltung.

    Noch längst nicht konnten die Tierbestände wieder das Niveau jener Zeit erreichen, als die Sowjetunion noch Futtermittel lieferte. Eulegio Munoz vom Institut für Tierproduktion in San José de las Lajas führt die Besucher zu offenen Ställen. Die Rinder sind gut genährt. Es gibt auch Kälber. Der selbständig wirtschaftende Milchviehbetrieb innerhalb dieses Forschungszentrums verfügt über 25 Hektar. Der Tierzüchter erläutert:

    Wir arbeiten hier mit verschiedenen Systemen der Tierhaltung. Es gibt Fütterungssysteme, die basieren auf der Fütterung mit Leguminosen, bis das Tier schlachtreif ist. Zum Beispiel benutzen wir als energiereiches Futter Zuckerrohr. Das Zuckerrohr verbessert die Energieversorgung.

    Fütterungsversuche mit Elefantengras, das auf Flächen ringsum zu sehen ist, hätten in den vergangenen Jahren ebenfalls gute Ergebnisse gebracht, unterstreicht Munoz. Gegenwärtig sei das Hauptziel eindeutig die Milchproduktion. Denn es gelte sicherzustellen - dazu hat sich der Staat verpflichtet - dass jedes Kind und jeder Bedürftige in Kuba täglich Milch bekommt:

    Die Milchproduktionseinheiten umfassen circa 50 Hektar im Durchschnitt. Wir haben auch kleinere Einheiten, die sich dann in der Hand von Kleinbauern befinden. Die Bauern besitzen in der Regel 10 bis 15 Tiere. Und die produzieren etwa 35 Prozent der Milch. Die restliche Milch wird in staatlichen Betrieben und Kooperativen hergestellt. Wenn uns Milch fehlt, um die Mindestration sicherzustellen für die Bevölkerung, dann importiert der Staat Milchpulver. Oftmals stammt das Geld, mit dem das Milchpulver bezahlt wird, aus dem Tourismus.

    Der Tourismus ist mittlerweile Devisenquelle Nummer eins. Zuckerrohr hat zwar nach wie vor als Devisenbringer Bedeutung, aber da der Weltmarktpreis gering ist - jüngst lag er bei 12 cent je Kilo - wird der Anbau nicht mehr forciert. Über 60 Prozent der bisherigen Zuckerrohr-Anbauflächen dienen jetzt der Viehwirtschaft, der Aufforstung und der Erzeugung von Obst und Gemüse, Reis, Sonnenblumen etc. Von fast 160 Zuckerfabriken sind bis 2002 70 geschlossen worden.

    Die Versorgung mit Nahrungsmitteln gelingt überraschenderweise besser als erwartet, obwohl man mangels neuer Traktoren heute wieder Ochsengespanne einsetzt. Aber es müssen noch große Lücken geschlossen werden. Das bisher Erreichte resümiert Angel Leyva vom Nationalen Institut für Agrarwissenschaften so:

    Bei Obst und Gemüse produzieren wir 1oo Prozent bezogen auf den Konsum der Bevölkerung. Es werden einige Produkte für den Tourismus importiert. Was Reis angeht, so werden 60 Prozent des gesamten Verbrauchs eingeführt. Wir importieren 100 Prozent des Weizenmehls. Jeder Kubaner verzehrt täglich Weißbrot. Man könnte auf der Insel Weizen anbauen, aber die Erträge sind so niedrig, dass der Aufwand unverhältnismäßig groß wäre, zu ernten und zu verarbeiten. Fast das gesamte Speiseöl wird importiert. Es wird sehr viel Fleisch eingeführt, 80 Prozent, vor allem Hühnerfleisch, außerdem Eier, 50 Prozent der Futtermittel werden ebenfalls importiert.

    Das wird sich auch so schnell nicht ändern, übrigens zur großen Freude der amerikanischen Farmer. Denn die liefern mittlerweile anstelle Spaniens, Frankreichs und Italiens einen großen Teil der benötigten Agrarprodukte. Auf Druck der Farmerlobby wurden nämlich die strengen, seit 1962 bestehenden Embargobestimmungen gelockert, und so wurden 2003 hunderttausende Tonnen Nahrungsmittel in das kommunistische Land geliefert. Umgekehrt darf allerdings nichts in die USA exportiert werden.

    Nach wie vor sind viele Nichtregierungs-Organisationen aus Europa in Kuba tätig, um über Projekte weiterhin Aufbauhilfe zu leisten. Peter Sasse von der Deutschen Welthungerhilfe:

    Mit unseren Beispielen können wir dazu beitragen, dass sich die Produktion hier entwickelt, und als Deutsche Welthungerhilfe sind wir hier die stärkste Organisation. Wir haben bis jetzt 24 Projekte durchgeführt und dafür 16 Millionen Euro aufgewendet in den letzten Jahren.

    Die Arbeit dieser Organisationen zielt darauf ab, die Reformen auf Kuba zu unterstützen. Dazu brauchen sie Geld. Mit Spenden allein ist die Hilfe nicht zu finanzieren. Bisher gab es Mittel aus den nationalen Haushalten und von der EU. Seit jedoch im vergangenen Jahr in Havanna unversehens - sozusagen im Schatten des Irak-Krieges - 75 Autoren, Journalisten und Dissidenten zu hohen Haftstrafen verurteilt wurden, ist die Bereitschaft, Castros Kuba zu unterstützen, erheblich gesunken.