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Kultserie
"South Park" wird 20

Stan, Kyle, Cartman und Kenny - die vier Grundschüler aus "South Park" sind zu Kultfiguren geworden. Vor 20 Jahren startete die erste Folge der US-Zeichentrickserie. Sie machte Fäkalhumor salonfähig und liefert zeitweise die bissigsten Kommentare zur aktuellen Nachrichtenlage.

Von Christian Schiffer | 10.08.2017
    Szene aus "South Park" mit den Protagonisten Kenny McCormick, Eric Cartman, Kyle Broslofski und Stan Marsh
    Mehr als eine Serie mit Fäkalhumor: "South Park" ist bissige Gesellschaftssatire und Sittengemälde der USA. (imago stock&people/ Cinema Publishers Collection/ 1997 Comedy Central / Braniff Productions)
    "Mein Arsch! Au! - Er furzt Feuerbälle, Alter! - Das kommt von der Analsonde, die donnert Feuerstöße aus Cartmans Rektalröhre. - Nein, das war nur ein Traum."
    "Cartman und die Analsonde", so heißt die erste Folge der Serie "South Park", die vor fast genau 20 Jahren auf dem US-Kanal Comedy Central ausgestrahlt wurde. Und vermutlich lässt sich schon an dem Titel, den wir an dieser Stelle natürlich gerne wiederholen, "Cartman und die Analsonde", ablesen, warum die Serie damals einschlug wie eine Bombe. Denn so etwas wie "South Park" hatte man bis dahin nicht gesehen - und auch nicht gehört: "South Park" war respektlos, anders und ja, vor allem auch vollgestopft mit Fäkalhumor. Bis heute ist das so und das spiegelt sich auch in den Nebenrollen wider, zu denen nicht nur ein bekifftes Handtuch gehört, sondern auch ein sprechendes Stück Kot und eine Rennmaus, die im Darm des Liebhabers des Klassenlehrers allerlei spannende Abenteuer erlebt. Da überrascht es nicht, dass in "South Park" zur US-Präsidentschaftswahl ein Riesenklistier antritt - gegen ein - nun ja - Kack-Sandwich:
    "Bisher liegt das Riesenklistier in Umfragen vorn! - Was? Was zum Teufel stimmt mit den Leuten nicht? Glauben die wirklich, ein Riesenklistier wäre ein guter Präsident? Das ist irre! - Wieso hast du gesagt, wir wählen das Kack-Sandwich? Du hast mit mir noch nicht mal darüber gesprochen. Du wirst doch nicht im Ernst das Riesenklistier wählen wollen? - Seufz - Was ist mit dir los? - Ich verstehe nicht, dass die Leute alle vier Jahre darüber streiten, ob sie das Riesenklistier oder das Kack-Sandwich wählen. - Weil wir Amerikaner sind! Weil das hier Amerika ist!"
    Meister der Pipi-Kacka-Witze
    An dieser Stelle könnte dieser Radio-Beitrag zum 20-jährigen Jubiläum der Serie "South Park" eigentlich vorbei sein. "South Park", so wäre das Fazit, ist die Serie, die sich in die Popkultur deswegen eingebrannt hat, weil sie Pipi-und-Kacka-Witze im Fernsehen hoffähig gemacht hat.
    Aber das wäre zu kurz gegriffen. Denn "South Park" ist sehr viel mehr als eine Serie mit Fäkalvokabular. "South Park", das ist bissige Gesellschaftssatire, Sittengemälde, eine Dekonstruktion des rassistischen und homophoben US-Hinterlandes und eine bitterböse Kritik an den Auswüchsen der Political Correctness und ihren besessenen Verfechtern. Und natürlich nimmt die Serie auch die laxen Waffengesetze ins Visier.
    Hauptdarsteller der Serie "South Park" sind vier Drittklässler, die in einem kleinen Nest im US-Bundesstaat Colorado wohnen und bitterböse Geschichten inszenieren
    Hauptdarsteller der Serie "South Park" sind vier Drittklässler, die in einem kleinen Nest im US-Bundesstaat Colorado wohnen und bitterböse Geschichten inszenieren (dpa-Fotoreport/ B3422_ipol)
    "Wir wissen nicht, wem wir vertrauen können! - Und was machen wir jetzt? - Es gibt nur eins, was wir machen können. Wir besorgen uns Waffen! - Waffen? - Nur so können wir uns sicher fühlen! - Kyle, selbst wenn wir glauben, dass wir uns damit schützen können - wie können wir überhaupt Waffen in die Finger kriegen? - (Waffen werden geladen) - Okay cool, wir haben Waffen. Was jetzt?"
    Trump wird in der nächsten Staffel komplett ignoriert
    Die beiden Serien-Schöpfer Trey Parker und Matt Stone sind kluge und aufmerksame Beobachter ihrer Zeit, in ihrer Serie blicken sie auf Diskurse und Entwicklungen innerhalb der US-amerikanischen Gesellschaft und überdrehen diese ins Absurde. Und so ist auch das Duell zwischen dem Kack-Sandwich und Riesenklistier natürlich eine Anspielung darauf, dass viele Menschen sich im letzten Jahr weder für Donald Trump, noch für Hillary Clinton begeistern konnten und viele von einer Wahl zwischen Pest und Cholera sprachen. In der Serie gewinnt am Ende übrigens das Riesenklistier die Wahl und das, obwohl das Riesenklistier alles tut, um die Wahl zu verlieren, die Kandidatur sollte doch eigentlich nur ein Scherz sein. Tja, Pech gehabt:
    "Was zum Teufel soll ich tun? Wenn ich gewinne kann ich nicht halten, was ich versprochen habe. Aber jeden Tag liege ich in den Umfragen weiter vorn. Warum mussten die Demokraten auch ein Kack-Sandwich für die Wahl aufstellen?"
    Die Anspielungen auf Donald Trump sind überdeutlich. Von ihrem Präsidenten sind die Serien-Macher aber mittlerweile nur noch genervt. Und so wird Donald Trump in der nächsten Staffel einfach komplett ignoriert. "South Park" schafft es eben immer wieder, seine Zuschauer zu überraschen. Und die werden jedes Jahr mehr. Optisch hat sich die Serie nicht verändert - immer noch dominiert ein extrem detailarmer Cartoon-Stil - thematisch ist sie aber stets am Puls der Zeit und oft der bissigste Kommentar zur Nachrichtelage, den man finden kann.
    Die 21. Staffel "Southpark" startet im September.