Kulturelles Feature

"Seide aus Abfall spinnen"

Von Walter van Rossum · 27.07.2007
"I'm back to the hell of Niga", sagt Wole Soyinka, wenn er in sein Land zurückkommt. Es gibt nur einen Reiseführer für Nigeria, das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Und es gibt wahrscheinlich nur eine einzige Möglichkeit, sich innerlich auf eine Reise in das vermutlich größte Modernisierungsschlachtfeld der Welt vorzubereiten: die nigerianische Literatur.
Mit Wole Soyinka hat Nigeria, den einzigen schwarzafrikanischen Nobelpreisträger hervorgebracht. Und viele der bedeutendsten Autoren Afrikas stammen aus Nigeria von Chinua Achebe über Ben Okri bis Helon Habila. Es gibt mittlerweile auch eine jüngere Generation von international anerkannten Autoren, die sich entschlossen mit der Lage ihres Landes auseinandersetzen: Chimamanda Adichie und Chris Abani zum Beispiel. Wie schreiben Schriftsteller in einem Land, in dem es bestenfalls 50 Buchhandlungen gibt, und für wen schreiben sie?

In Nigeria lässt sich eine Literatur besichtigen, die fast ohne jeden Literaturbetrieb auskommt und doch eine subversive Präsenz entfaltet, eine Literatur, die vielleicht in der Lage ist, einem vollkommen zerrissenen Land ein Bild seiner selbst zu zeigen.

Produktion: Westdeutscher Rundfunk/ Deutschlandfunk 2007