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Kulturkampf in der Champions League

Mit den Bayern und dem BVB stehen zwei deutsche Mannschaften im Finale der Champions League – das gab es noch nie. Doch während es für den deutschen Fußball traumhaft läuft, steckt Europas Klubfußball insgesamt in der Krise. Es geht um Moral, Glaubwürdigkeit und vor allem um viel Geld. Denn die Klubs verdienen zwar immer mehr, sie geben aber auch immer mehr aus.

Von Bastian Rudde | 24.05.2013
    "Valencia, Teneriffa, Inter Mailand! Das war ne Show! ..."

    Der Mai des Jahres 1997 ist ein wahrer Wonnemonat für den deutschen Fußball. Zuerst gewinnt der FC Schalke 04 den UEFA-Pokal und nur eine Woche später siegt Borussia Dortmund in der Champions League.

    Reporter Tom Bayer: "Lars Ricken schießt. - Toooooor!"

    16 Jahre später steht der deutsche Vereinsfußball vor seinem nächsten Höhepunkt.

    "Tagesschau"-Sprecher Thorsten Schröder: "Am 25. Mai spielen Borussia Dortmund und Bayern München im Londoner Wembley-Stadion um Europas Fußballkrone."

    Zwei deutsche Mannschaften im Finale der Champions League – das gab es bisher noch nie. Schwarz-Rot-Gold heißt der Gewinner, postet die Kanzlerin bei Facebook. Doch während es für den deutschen Fußball traumhaft läuft, steckt der europäische Klubfußball insgesamt in einer Krise. Es geht um Moral, um Glaubwürdigkeit und vor allem um Geld. 1,7 Milliarden Euro Verlust haben die europäischen Erstligisten allein im Jahr 2011 gemacht. Sie verdienen zwar immer mehr, geben aber auch immer mehr aus. Der Schuldenberg, den sie vor sich herschieben, geht in den zweistelligen Milliardenbereich. Unter den populärsten und besten Klubs arbeiten einige besonders verlustreich.

    "Und das kann nicht sein! Und da müssen wir einschreiten! Und da müssen wir den Hebel ansetzen! Müssen wir die Klubs zwingen – unter Anführungszeichen – gesünder zu wirtschaften, weil sonst droht dem gesamten Klubfußballsystem der Kollaps!"

    Der europäische Fußballverband UEFA und Generalsekretär Gianni Infantino sind überzeugt, ein Mittel gegen das finanzielle Ungleichgewicht gefunden zu haben: Financial Fairplay. Ein neues Regelwerk, das langfristig einer Art Schuldenbremse gleichkommen soll – und für die UEFA ein Prestigeobjekt ist.

    "Das Ziel ist wirklich, die Nachhaltigkeit des Fußballs, des Klubfußballs zu garantieren und den Klubs und dem Klubfußball insgesamt zu helfen!"

    In einer Zeit, in der viele europäische Politiker alles mögliche in Bewegung setzen, um die Volkswirtschaften des Kontinents aus der Krise zu führen, will auch die UEFA nicht zurückstehen und die Vereine dazu bringen, gut zu wirtschaften.

    "Financial Fairplay ist eine notwendige Maßnahme, um doch Fehlentwicklungen im europäischen Fußball zu begrenzen, zu minimieren, die in den letzten Jahren unübersehbar geworden sind."

    Professor Jürgen Mittag vom Institut für europäische Sportentwicklung an der Deutschen Sporthochschule in Köln.

    "Die Verschuldung von Vereinen auf der einen Seite. Auf der anderen Seite aber auch die Ungleichgewichte und Probleme, wenn eben russische oder arabische Mäzenaten sich einkaufen und Gelder investieren. Und dann stellt sich die Frage, ob der europäische Vereinsfußball unter den Rahmenbedingungen funktionieren kann."

    Eine Frage, die Karl-Heinz Rummenigge vom FC Bayern München schon vor zwei Jahren eindeutig mit "Nein" beantwortet hatte. Er und viele andere auch verstehen Financial Fairplay vor allem als eine Attacke auf die Mitspieler, die sich im europäischen Fußball sozusagen selber eingewechselt haben: Sie werden als "Mäzene" bezeichnet oder abfälliger als "Paten" und "Sugardaddys".

    "Wir haben eine Welt, in der ja Araber, Russen eine dramatische Rolle spielen, da sie qua ihrem Reichtum Transfer machen und dadurch die Qualität ihrer Mannschaft aufmörteln können. Und ich glaube, das kann nicht der Weg der Zukunft sein."

    Der wohlhabende FC Bayern München gehört zusammen mit vielen anderen deutschen Vereinen zu den größten Befürwortern des Financial Fairplay. Jeder Klub, der in der Champions League oder der Europa League antreten will, muss sich daran halten, sagt die UEFA. Herzstück ihres Konzepts ist die sogenannte "Break-Even-Regel". Sie schreibt den Klubs vor, dass sie nicht mehr Geld ausgeben, als sie einnehmen. Die Regel wird ab der kommenden Saison angewendet, Grundlage der Bewertung sind die Zahlen, die die Vereine jetzt schon erwirtschaften. Viele Klubs hatten in der Vergangenheit nach anderen Grundsätzen gehandelt. Zum Beispiel der FC Chelsea, der dieses Jahr die Europa League und 2012 die Champions League gewann.

    Reportage Edgar Endres: "Tor! Aus! Bayern verliert! Chelsea gewinnt den Pokal!"

    Das verlorene Champions-League-Finale 2012 im eigenen Stadion war für den FC Bayern eine der bittersten Niederlagen der Vereinsgeschichte. Für Roman Abramowitsch hingegen war es ein lang ersehnter Sieg, allerdings auch ein teurer. Seit er sich Chelsea 2003 gekauft hatte, verpflichtete der Verein neue Spieler für rund eine Milliarde Euro. Die Gehälter der Stars kommen noch hinzu. Insgesamt weit mehr Ausgaben, als Abramowitsch mit Chelsea einnehmen konnte. Also stand am Ende fast jeder Saison ein Minusbetrag. Für den Oligarchen selbst vielleicht nur Peanuts, aus Sicht von Karl-Heinz Rummenigge aber ein Verhalten, unter dem die ganze Branche leidet.

    "Weil, man darf ja eins nicht vergessen: Wenn ein Chelsea, oder wie sie alle heißen, große Transfers machen, die sehr stolze Summen kosten, schlägt das ja in der Kette durch. Also es wird damit alles teurer: die Transfersummen, die Gehälter et cetera."

    Im deutschen Profifußball verhindert die sogenannte "50+1-Regel", dass Investoren einen Klub kurzfristig mit ihrem Geld überschütten. Deshalb wähnte man sich hierzulande als Verlierer der europaweiten Entwicklung. Auch in der international einflussreichen Führungsriege des FC Bayern München. Die Bayern haben zwar in den vergangenen drei Jahren zwei Mal das Finale der Champions League erreicht und stehen nun wieder im Endspiel.

    Aber der Verein befürchtete offenbar, irgendwann doch nicht mehr mithalten zu können. Ob mit den scheinbar unermesslichen Reichtümern eines Abramowitsch beim FC Chelsea, eines Suleyman Kerimow, der drauf und dran ist, aus dem dagestanischen Klub Anschi Machatschkala das neue Chelsea des Ostens zu machen, eines Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan aus Abu Dhabi, der den englischen Verein Manchester City zum Champion der Insel gemacht hat. Oder mit dem Emirat Katar, das indirekt horrende Summen in den französischen Klub Paris Saint Germain steckt. Also mit all jenen neuen Playern, die im globalen Sportmarkt den europäischen Hochglanzfußball entdeckt haben. Sie wollen so für ihre Unternehmen werben, ihren Staat nach vorne bringen oder einfach nur ihr Ego pflegen.

    "Im arabischen Raum ist es offensichtlich gerade schick, sich einen Fußballklub zuzulegen statt Reitpferden oder was weiß ich auch immer. Das ist aber …, da geht der Fußball kaputt."

    Hans-Joachim Watzke, der Geschäftsführer von Borussia Dortmund, ist ein Fußballromantiker. Es passt nicht in sein Weltbild, wenn sich Klubeigentümer schnellen Erfolg erkaufen.

    "Das hat nichts mit Leistung zu tun. Das ist mir ehrlich zu willkürlich."

    Den Argumenten aus dem deutschen Fußball schließt sich die UEFA weitgehend an. Tenor: Wer auf dem Platz nach denselben sportlichen Regeln spielt, für den sollten abseits des Platzes dieselben wirtschaftlichen Regeln gelten. Allerdings werden Investoren durch Financial Fairplay nicht per se ausgeschlossen. Das Regelwerk will sie jedoch zwingen, ihr Geld längerfristig anzulegen: zum Beispiel in die Nachwuchsförderung zu investieren. Finanzspritzen, einzig für teure Spieler und deren Gehälter, sollen nicht mehr erlaubt sein.

    "Das ist ein guter, richtiger Schritt, den die UEFA hier einführt."

    Andreas Rettig ist Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga DFL. Sie gilt international als besonders solide, ihr Lizenzierungsverfahren als beispielhaft für Financial Fairplay. Jede Mannschaft, die in der Bundesliga spielen will, benötigt so eine Lizenz. Das Zulassungsverfahren beschränkt den Einfluss von Investoren, verpflichtet zu Nachwuchsarbeit und Fanbetreuung und ist generell stärker auf langfristiges Handeln ausgelegt, als dies in anderen europäischen Ländern der Fall ist.

    "14 von 18 Bundesligavereinen machen Gewinne. Das heißt, dass sich der Gedanke, sportlichen Erfolg ja, aber nicht um jeden wirtschaftlichen Preis, durchgesetzt hat."

    Zusammen erwirtschafteten alle 18 Bundesligisten in der Saison 2011/2012 nach Angaben der DFL etwa 55 Millionen Euro Gewinn. Der Umsatz betrug gut zwei Milliarden Euro. Aus diesem Verhältnis kann man lesen, dass es im Profi-Fußball schwierig ist, schwarze Zahlen zu schreiben. Anderen Fußballnationen gelingt das nicht. Die Vereine der spanischen Primera Division machten in der Saison 2010/2011 nach Berechnungen der Universität Barcelona 160 Millionen Euro Verlust. Die der englischen Premier League kamen nach offiziellen Angaben 2011/2012 auf rund 200 Millionen Minus. Fast doppelt so viel war es in derselben Saison in Italien, so rechnete es der nationale Verband aus.

    Dass morgen Abend mit Borussia Dortmund und Bayern München erstmals zwei deutsche Vereine das Finale der Champions League bestreiten, wird häufig als eine Art vorläufiger Sieg des soliden Bundesliga-Geschäftsmodells gedeutet. Anders gesagt: Bayern und Dortmund sind jetzt schon da, wo die anderen durch Financial Fairplay hin sollen. Vor allem der wohlhabende FC Bayern gilt vielen als großer Profiteur des UEFA-Konzepts. Doch auch Hans-Joachim Watzke, der Geschäftsführer von Borussia Dortmund, wähnt seinen Verein fortan im Vorteil.

    "Weil für Borussia Dortmund ändert sich ja nichts. Wir können unser Business-Modell eins zu eins weiterfahren."

    In Spanien müsste sich hingegen besonders viel ändern. Insgesamt 3,6 Milliarden Schulden haben die Erstligisten aus der Primera Division, rechnet die Uni Barcelona vor. Das spanische Finanzamt fordert rund 500 Millionen Steuerschulden zurück. Die Europäische Kommission prüft, ob spanische Klubs bei der Zahlung von Sozialversicherung oder Steuern versteckte staatliche Subventionen erhalten haben. Das wäre sicherlich kein Financial Fairplay. Genauso wenig wie ein möglicher Grundstücksdeal von Real Madrid, über den bei Kommission eine Beschwerde vorliegt.

    Durch eine Absprache mit der Stadt soll Real den Wert eines Grundstückes rund um das Bernabeu-Stadion in die Höhe getrieben haben. Mehr Geld, bessere Spieler, größere Chancen im Wettbewerb. Generell dokumentieren die europaweiten Zahlen, dass Klubs viel riskieren, um sportlich mithalten zu können. Auch in den beiden Ligen der UEFA: in der Europa League und vor allem in der Champions League, der Königsklasse. Sie ist lukrativ, spektakulär, etwas Herausragendes.

    Jürgen Klopp sagt: "Lasst uns einen ganz speziellen Abend draus machen!" Reporter Holger Dahl ruft: "Tor, Tor, Tor!" Reporter Burkhard Hupe ruft: "Ein Abend zum Ausschneiden, Einrahmen und Übersbetthängen!" Reporterin Sabine Töpperwien ruft: "Tor! Wünsche werden wahr."

    Doch eines wirkt widersprüchlich: Ein Verband, dessen Hochglanzwettbewerb den Konkurrenzkampf der Klubs mit anheizt, ruft nun zum Sparen auf. Verstöße gegen Financial Fairplay werden bestraft, sagt die UEFA. Über einbehaltene Prämien, Punktabzüge oder sogar durch den Ausschluss aus der Europa League oder der Champions League. Die Break-Even-Regel, das Herzstück des Financial Fairplay, wonach man nicht mehr ausgeben darf, als man einnimmt, wird ab der kommenden Saison angewendet.

    Das gesamte Financial-Fairplay-Reglement gilt aber schon länger. Und darin geht es mehr als nur Break Even. Klubs können auch bestraft werden, wenn sie Schulden bei anderen Vereinen, beim Finanzamt oder den eigenen Spielern haben. Dafür hat die UEFA einige Klubs schon sanktioniert. Es waren kleine bis mittelgroße Vereine, meistens aus Osteuropa. Die Frage wird sein, ob sich die UEFA gegebenenfalls auch an Real Madrid, den FC Chelsea oder andere Zugpferde der Champions League heranwagen würde. Und ob sie diese Vereine im Extremfall auch aus dem Wettbewerb ausschließen würde. Nein, glaubt der Sportmanagement-Professor Stefan Szymanski von der University Of Michigan.

    "Die UEFA vermarktet die Champions League, sie verkauft die Übertragungsrechte an der Champions League. Sie verdient mit der Champions League. Einen Großteil ihrer Macht verdankt sie der Champions League. Die UEFA kann es sich nicht leisten, ihre eigene Marke zu beschädigen. Und wenn sie Mannschaften mit den besten Spielern Europas ausschließt, beschädigt sie ihre Marke. Also wird sie immer versuchen, eine Mannschaft nicht auszuschließen, sondern anders zu bestrafen."

    Diese Prognose Stefan Szymanskis teilen viele, die sich mit Financial Fairplay und der UEFA auseinandersetzen. Er sagt, für ihn stelle sich die Frage nach dem wahren Motiv der UEFA. Seine Meinung:

    "Was die UEFA wirklich macht mit Financial Fairplay, ist, den Wert ihres Vermögens zu sichern. Es ist eine kommerzielle Entscheidung."

    Diese Sicht sei nachvollziehbar, sagt Jürgen Mittag von der Sporthochschule Köln.

    "Die UEFA hat als klare Zielsetzung vor Augen, die Autonomie des Fußballs zu bewahren und sich selber auch als maßgeblicher Akteur in der Fußballwelt zu behaupten. Und wir haben eben mehrfach schon erlebt, dass insbesondere die europäischen Institutionen ihr Interesse und ihre Notwendigkeit zum Ausdruck gebracht hat, stärker regulativ im europäischen Fußball tätig zu werden. Aus ganz unterschiedlichen Gründen. Und die UEFA versucht mit dem Financial Fairplay auch, einer stärkeren Regulierung von staatlicher Seite vorzukommen, vorwegzugreifen, um entsprechende Einflussnahmen auf den Fußball zu verhindern."

    Für die UEFA geht es offenbar auch darum, die Interessen anderer zu erfüllen und gleichzeitig die eigenen zu wahren. Dass es in die Interessen anderer verletze, glaubt ein belgischer Rechtsanwalt. Er hat vor der Europäischen Kommission Beschwerde gegen die Break-Even-Regel eingelegt, das Herzstück von Financial Fairplay. Sein Hauptkritikpunkt ist, dass sie gegen europäisches Wettbewerbsrecht verstoße. Der Gedanke hinter seiner Beschwerde: Wenn ein Klubbesitzer nicht mehr so viel Geld investieren darf wie er will, kann der Klub auch nicht mehr wachsen wie er will. Damit greift der Anwalt einen der größten juristischen Einwände auf, der von Experten schon lange diskutiert wird. Stefan Szymanski, der Kritiker der ersten Stunde, argumentiert in eine ähnliche Richtung.

    Financial Fairplay befestige Vorherrschaft, sagt Szymanski. Wenn das Konzept greife, dann würden nur die Klubs zu wirtschaftlicher Vernunft erzogen, die in der Europa League oder Champions League spielen. Alle anderen Klubs, die wirtschaftliche Probleme haben, blieben darauf sitzen – und würden damit dann gegebenenfalls die Zugangsvoraussetzungen für die Europa League oder die Champions League nicht erfüllen. Überspitzt formuliert: Den Großen geht es bald besser, den kleinen weiter schlecht. Dies ist nicht als Kritik an der UEFA selbst zu verstehen. Sie kann schließlich nur Regeln für ihre eigenen Wettbewerbe schaffen, alles andere ist Sache der nationalen Ligen. Die UEFA hofft daher darauf, dass sich die Lizenzverfahren in den einzelnen Ländern dem Financial Fairplay angleichen. Solch eine Tendenz ist teilweise auch schon zu beobachten. Die UEFA will also beispielhaft vorangehen. Doch ihre Glaubwürdigkeit und auch das Financial Fairplay selbst werden gerade auf eine besonders harte Probe gestellt – in Paris.

    "Danke, Zlatan, Danke!" rufen Fans von Paris Saint Germain, als der neu verpflichtete Spieler Zlatan Ibrahimovic vergangenen Sommer vorgestellt wird. Ibrahimovic ist der Superstar einer Millionentruppe, die sich die "Quatar Sports Investments" mit bisher rund 250 Millionen Euro zusammengekauft hat. Sie ist seit 2011 Eigentümer des Klubs, der aus dem Mittelfeld der Ligue 1 wieder an die Spitze gekommen ist, der den ersten Meistertitel seit fast 20 Jahren gewonnen hat und in der Champions League bis ins Viertelfinale kam. Dem Geld aus Katar sei Dank. Das Emirat, das 2022 die Weltmeisterschaft ausrichten wird, ist gerade dabei, sich zur neuen Supermacht im europäischen Klubfußball aufzuschwingen. In Paris will es demnächst indirekt sogar noch mehr Geld investieren – über die katarische Tourismusbehörde. Sie wird Saint Germain zukünftig mit einem Betrag unterstützen, der so hoch ist, dass selbst andere Investoren staunen dürften: Von 150 bis 200 Millionen Euro pro Jahr ist die Rede, zusätzlich.

    "Paris Saint Germain. Da ist ja völlig klar, dass die die europäischen Regeln offensichtlich missachten nach allem, was man über deren Transferpolitik und deren Gehaltsstruktur weiß und wenn man eben sieht, woher sie eben Erlöse erzielen können."

    Sagt Christian Müller. Der frühere Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga hat die Entstehungsphase des Financial Fairplay bei der UEFA hautnah miterlebt und schon früh davor gewarnt, dass manche Klubs die neuen Vorschriften umgehen würden. Zum Beispiel, indem sie unerlaubte Einnahmen wie hohe Finanzspritzen mit Tricks in der Bilanzrechnung in erlaubte Einnahmen wie beispielsweise Sponsoring umwidmen.

    "Ich sag mal, vielleicht spekulieren auch die Scheichs von Katar, wenn ich es richtig sehe, mit dem Punkt, wie streng werden diese Dinge dann tatsächlich auch streng umgesetzt."

    Paris Saint Germain ist aus Expertensicht also ein Fall, wo die UEFA einschreiten müsste, sobald sie die Break-Even-Regel ab nächster Saison anwendet. Für den Verband selbst wäre es eine Möglichkeit, die Konsequenz zu demonstrieren, die er in Aussicht stellt. Dass gilt besonders für UEFA-Präsident Michel Platini. Financial Fairplay ist sein Vorzeigeprojekt. Dass sein eigener Sohn ausgerechnet für die "Qatar Sports Investment", den Besitzer von Paris Saint Germain, arbeitet, trägt dazu bei, dass die Umsetzung von Financial Fairplay insgesamt von starken Zweifeln begleitet wird. Nur wenn die UEFA diese Zweifel beseitigt, kann Financial Fairplay die Hoffnungen erfüllen, die damit geweckt wurden. Die Idee dahinter hat viele Fans, vor allem im deutschen Fußball. Der steht mit dem Champions-League-Finale morgen zwischen Borussia Dortmund und Bayern München vor einem Höhepunkt. Ob es nur eine Momentaufnahme bleibt, hängt auch davon ab, ob Financial Fairplay sich wirklich als geeignetes Mittel gegen die Willkür im europäischen Vereinsfußball erweist.
    Borussia Dortmund Geschäftsführer, Hans-Joachim Watzke
    Fußballromantiker Watzke: "Da geht der Fußball kaputt" (picture alliance / dpa / Caroline Seidel)
    Schwedens Zlatan Ibrahimovic (l.) und Russlands Alexander Anjukow (r.) kämpfen um den Ball während des Spiels Russland gegen Schweden in der Gruppe D
    "Danke, Zlatan!“: Schwedens Nationalspieler Ibrahimovic (l.) ist nun Star der Millionentruppe von Paris Saint Germain. (AP)