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Künftiger Generalbundesanwalt
Peter Frank: Ein Bayer für Karlsruhe

Peter wer? Der von Bundesjustizminister Maas für den Posten des Generalbundesanwalts vorgeschlagene Peter Frank gilt bundesweit als unbeschriebenes Blatt. In seinen 20 Jahren im bayrischen Justizapparat hat er im Stillen Karriere gemacht. Sein Führungsstil soll sich von dem seines Vorgängers Harald Range sehr unterscheiden.

Von Oliver Bendixen | 05.08.2015
    Peter Frank
    Generalstaatsanwalt Peter Frank soll neuer Generalbundesanwalt werden (Bayerisches Staatsministerium der Justiz/dpa)
    Kaum hatte der Bundesjustizminister den Namen "Dr. Peter Frank" ausgesprochen, wurde es hektisch. Reporter selbst konkurrierender Blätter riefen sich gegenseitig an und wollten wissen , in welchem Archiv man unter Umständen ein Foto des "Neuen" aufspüren könnte. Immerhin fanden einige heraus, dass der Generalstaatsanwalt in München sogar einen eigenen Pressesprecher beschäftigt. Der war etwas überrascht, am Abend noch Anrufe zu erhalten und über die Vita seines Behördenleiters Auskunft geben zu sollen. Immerhin fand sich bei der Justiz nach ein paar Stunden noch ein offizielles Bild des 46-jährigen Spitzenjuristen. Die Suche nach zitierbaren Aussagen Franks, der seit 20 Jahren im Dienst der bayerischen Rechtsprechung steht , blieb vorerst erfolglos. Man kann also auch im Stillen Karriere machen. Ob man dazu ein Parteibuch braucht , ist ungewiss.
    Was das Auftreten Peter Franks angeht, so unterscheidet es sich diametral von dem als steif und unzugänglich eingeschätzten Harald Range. "Unkompliziert, umgänglich und ganz und gar nicht steif" - so beschreiben ihn Mitarbeiter. Fragen lässt er nicht hierarchisch von einem Referenten klären. Er erscheint selbst im Büro des Sachbearbeiters und bittet um Auskunft. Und da hatte Peter Frank in den vergangenen fünf Monaten eine Menge Informationen einzuholen. Anfang März war er zum Generalstaatsanwalt beim Oberlandesgericht München berufen worden - seine erste Verwendung bei einer Anklagebehörde nach über zehn Jahren Pause. Dazwischen lagen Jahre als Zivilrichter und Büroleiter der bayerischen Justizminister Manfred Weiß und Beate Merk.
    Er gilt als belastbar und als "Mann , den man überall hinstellen kann", wie ihn der Ex-Präsident des Münchner Amtsgerichts nannte - auf die Frage nach der Verwendungsbreite des so plötzlich prominent gewordenen Kollegen. "Ich kann mir keinen Besseren vorstellen", lobte Bayerns Justizminister Winfried Bausback seinen Topjuristen, den er wohl bald nach Karlsruhe ziehen lassen muss.
    Selbst aus SPD-Kreisen keine Proteste
    Geplant war das ohnehin. Auf der Ebene der Justizminister von Bund und Ländern war bereits darüber gesprochen worden, dass Bayerns Staatsregierung Peter Frank im Frühjahr 2016 - also zum regulär geplanten Amtswechsel - als Nachfolger des bisherigen Generalbundesanwalts vorschlagen sollte. Das Renommee des Kandidaten gilt als so vorzüglich , dass selbst aus SPD-Kreisen keine Proteste gegen einen Bayern in Karlsruhe kamen. Die Zeit, in der er sich in München als Generalstaatsanwalt fit für die wirklich großen und komplizierten Verfahren der Bundesanwaltschaft machen sollte, fiel mit gerade fünf Monaten aber wohl deutlich kürzer aus, als Frank sich das vorgestellt hat.
    Jetzt darf sich der bayerische Justizminister Gedanken machen, wer auf dem Posten des Münchner Generalstaatsanwalts als Nachfolger in Frage kommt. Der derzeitige Leiter der Staatsanwaltschaft München Manfred Nötzel jedenfalls hält sich bereit. Ihn soll Ministerpräsident Horst Seehofer bereits im Januar gefragt haben, ob er nicht über die Pensionsgrenze hinaus im Dienst bleiben und die deutlich besser dotierte Stelle des Generalstaatsanwalts annehmen möchte. Auf den Gängen des Strafjustizzentrums ist es kein Geheimnis, dass Nötzel seinem Ministerpräsidenten auf keinen Fall widersprechen mochte.