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Kunst und Irrsinn
Die Art-Brut-Künstler aus Gugging

Lange Zeit war Gugging in Österreich im alltäglichen Sprachgebrauch das Synonym für Irrenhaus. In dem kleinen Ort bei Wien befand sich seit der Jahrhundertwende die Landesnervenheilanstalt. Aber der langjährige Leiter Leo Navratil erforschte und würdigte bereits in den 60er-Jahren die künstlerischen Ausdrucksformen seiner Patienten.

Von Antonia Kreppel | 19.03.2016
    Haus der Künstler Gugging
    Der Eingang zum "Haus der Künstler" im österreichischen Gugging ist im Art-Brut-Stil bemalt. (dpa / EPA / Herbert Pfarrhofer)
    Sie durften ihre Bilder ausstellen und verkaufen. Ein "Haus der Künstler" wurde geschaffen, das zugleich ein Zentrum für Kunst und Psychotherapie sein sollte. Navratils Nachfolger, der Psychiater und Bildhauer Johann Feilacher, betreute es auch nach Schließung der psychiatrischen Anstalt weiter.
    Heute ist Gugging ein Art Brut Center mit Wohnhäusern, Galerie, offenem Atelier und einem Museum. Derzeit leben und arbeiten im "Haus der Künstler" zwölf Bewohner, die therapeutisch und sozial betreut werden.
    Die Gugginger Künstler sind inzwischen mit Namen wie Johann Hauser, Oswald Tschirtner und August Walla weltweit in Museen und Sammlungen vertreten. Die autodidaktische Kunst von Psychiatriepatienten gilt bis heute als einzigartig in ihrer Wirkung auf den Betrachter.