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Kunststoff
Biologisch sauber verpackt

Das Lebensmittel ist zwar bio, nicht aber die Verpackung: Bisher waren spezielle Biokunststoffe, die gut natürlich abbaubar sind, noch nicht marktkonform. Das könnte sich durch spezielle Beschichtungen nun ändern.

Von Leonie Seng | 19.01.2015
    Ein Komposthaufen
    Kompost: Vielleicht auch ein Ort, auf dem spezielle Verpackungen verroten. (Jan-Martin Altgeld )
    Ein Einkauf im Supermarkt endet oft mit dem Griff zur Plastiktüte. Und auch die Lebensmittel, die in der Tüte landen, sind häufig in Kunststofffolien gehüllt: einzeln abgepackte Auberginen zum Beispiel, Paprika-Ampeln oder Brot. Der Grund ist klar: Die Produkte sollen den Transport möglichst unbeschadet überstehen. Doch der Ruf nach ökologischeren Alternativen wird seit Jahren immer lauter. Verpackungen, die biologisch abbaubar sind, konnten sich bislang jedoch noch nicht auf dem Markt durchsetzen, weil sie nicht den gewünschten Anforderungen genügten.
    "Im Lebensmittelverpackungsbereich sind ja hohe Anforderungen an die Barriereeigenschaften. Das heißt, man möchte verhindern, dass zum Beispiel Sauerstoff von außen in das Packgut hineinkommt. Man möchte auch verhindern, dass zum Beispiel Fremdaromen in das verpackte Gut eindringen können oder dass Aromastoffe aus der Verpackung austreten. Zum Beispiel bei Kaffeeverpackungen ist es ja ganz wichtig, dass die Verpackung dicht ist."
    Neue Beschichtung könnte gewünschte Eigenschaften verleihen
    Die Chemikerin Sabine Amberg-Schwab vom Fraunhofer-Institut für Silicatforschung in Würzburg hat nun ein Beschichtungsmaterial entwickelt, das biologisch abbaubaren Plastikprodukten, die zum Beispiel aus Maisstärke oder Polymilchsäure bestehen, die gewünschten Barriereeigenschaften verleihen kann. Die Beschichtung basiert auf sogenannten Ormoceren, das heißt auf Biopolymeren, die beispielsweise aus Cellulose oder Chitosan gewonnen werden. Die Vision der Forscher: Die Ormocer-Schicht könnte auf gängige Bio-Plastikverpackungen aufgebracht werden, um diesen die gewünschten Eigenschaften zu verleihen. Amberg-Schwab zufolge ließe sich eine solche Beschichtungen auch antibakteriell gestalten, sodass sie sich nicht nur für die Lebensmittelindustrie eigenen würden, sondern auch für Medizinprodukte oder Kosmetika.
    Was den Siegeszug biologisch abbaubarer Produkte bislang außerdem aufhielt: Ihre kurze Lebensdauer machte sie untauglich für Produkte, die länger gelagert werden. Auch hier könnte die Erfindung des Fraunhofer-Teams Abhilfe schaffen:
    "Das Schöne ist ja, dass wir die Abbauraten einstellen können. Wir haben das untersucht, wie der Bioabbau zeitlich verläuft. Dazu gibt es genormte Tests, die unsere Projektpartner durchführen und hier am Institut haben wir einen Kompost aufgebaut, wo wir das untersuchen. Es gibt bioabbaubare Beschichtungen, die sich sehr schnell im Kompost abbauen. Also schon nach sechs Wochen sieht man da einen Zerfall. Und andere bioabbaubare Beschichtungen bauen sich erst nach Monaten ab, nach einem Jahr vielleicht. Weil jedes Produkt wird eine andere Abbaurate gebrauchen."
    Biopolymere sollen aus Abfall gewonnen werden
    Um die Kosten gering zu halten, planen die Forscher, die benötigten Biopolymere hauptsächlich aus Abfall zu gewinnen. Diverse Hersteller von Verpackungen zeigen sich bereist interessiert. Damit die Umwelt aber wirklich profitieren kann, müssten zukünftige Verbraucher die Bio-Plastikprodukte zunächst selbst auf städtische Kompostieranlagen bringen. Denn bislang werden Bio-Kunststoffe sowohl in der Plastik- als auch in der Biomüll-Verarbeitung als Störstoffe herausgefiltert und verbrannt.