Kunstszene

Mein Vater, der Maler

Judith Grümmer steht mit dem Vater Hans Grümmer und der Mutter in einer Küche. Die Mutter hält einen Vogelkäfig auf dem Schoß und Judith Grümmer hält den Hund an den Pfoten.
Judith Grümmer (l.) mit ihren Eltern (Hans Grümmer, Mitte) © Judith Grümmer
Von Judith Grümmer · 31.10.2014
Mit 16 wird Jürgen Hans Grümmer (1935 – 2008) jüngster Meisterschüler an den Kölner Werkschulen, mit 20 gilt er als Geheimtipp der Kunstszene. Mit 22 hat er Frau und Tochter. Das Kind atmet Ölfarbe und Basaltstaub, spielt in Baubuden, Werkstätten und Steinbrüchen.
Es wächst in einer Künstlerkommune auf, und trotz aller Geborgenheit sagt es tatsächlich: "Wenn ich groß bin, werde ich Spießer!" Denn der früh vom Erfolg verwöhnte Grümmer hält den eigenen Ansprüchen nicht stand. Die Kunst nährt umso mehr Selbstzweifel, je weniger sie die Familie sättigt. Irgendwann kommt der Vater der Familie abhanden. Einzig seine Kunst bleibt ihm, auch wenn niemand sie mehr will. 20 lange Jahre hört und sieht seine Tochter nichts von ihm. Sie ist Mutter von drei Söhnen, als er wieder auftaucht, und langsam, sehr langsam entdecken Vater und Tochter füreinander längst verloren Geglaubtes: Respekt, Liebe.
Nach seinem Tod sieht Grümmers Tochter, dass sein Spätwerk die Trauer um die verlorenen 20 Jahre Gemeinsamkeit spiegelt. Es sind seine stärksten Arbeiten.