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Kupfer könnte knapp werden

Allein in einem einzigen Windrad sind etwa 25 Tonnen Kupfer verbaut. Seine Reinheit macht das Metall zu einem perfekten und effizienten elektrischen Leiter - und die Industrie ist willens, den nicht gerade kleinen Preis für das Alltagsmetall zu zahlen.

Von Verena Kemna | 05.11.2012
    Seit Jahren ist die Nachfrage nach Kupfer ungebrochen. Bauteile aus Kupfer sind bei der Energieerzeugung, der Energieverteilung und Speicherung gefragt. Wegen seiner Reinheit wird das Material vor allem als elektrischer Leiter genutzt, etwa in Solarkollektoren, Heizkesseln und Elektroleitungen. Kupfer ist für die Energiewende von größter Bedeutung, erklärt Anton Klassert, Geschäftsführer des Deutschen Kupferinstituts.

    "Gegenwärtig verwenden wir in Deutschland etwa 1,5 Millionen Tonnen Kupfer pro Jahr. Die Energiewende bedeutet, da die Energiewende immer kupferintensivere Aggregate voraussetzt, dass wir künftig etwa 50.000 Tonnen Kupfer mehr pro Jahr brauchen, für einen Zeitraum von etwa zehn Jahren."

    Kupfer ist eines der am stärksten gehandelten Industriemetalle und wird hauptsächlich an den Metallbörsen in London und New York gehandelt. Kupfererz, das Ausgangsprodukt von Kupfer, wird vor allem in Chile, Peru, den USA und Australien gefördert. Der Preis des börsennotierten Rohstoffes Kupfer liegt bei etwa 8000 US Dollar pro Tonne. In den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, dass die Kupferpreise aufgrund temporärer Nachfrage durchaus explodieren können, nur, um danach wieder zu sinken. Derzeit befürchten Anleger für die Weltwirtschaft eine längere Durststrecke, was die Nachfrage nach Industriemetallen dämpft. Ein vorübergehendes Tief, meint der Geschäftsführer des Deutschen Kupferinstituts. Für ihn steht fest, dass Kupfer langfristig immer in ausreichender Menge verfügbar sein wird. Dafür stehen immer effizientere Bergbautechniken sowie die weltweiten Kupfervorkommen.

    "Deutschland ist in einer herausragenden Position global, was das Recycling angeht. Etwa die Hälfte des in Deutschland verwendeten Kupfers kommt aus dem Recycling. Die übrigen Mengen kommen aus dem Bergbau, insbesondere aus Südamerika und Australien."
    Allein in einem einzigen Windrad sind etwa 25 Tonnen Kupfer verbaut. Bezogen auf die installierte Leistung braucht so ein Windrad etwa achtmal so viel Kupfer wie der Generator eines Großkraftwerks. Dabei steigt, anders als bei vielen anderen Bauteilen der Wirkungsgrad, je mehr Kupfer eingesetzt wird. Für den Rohstoff, verbaut in Motoren und Generatoren, gilt die Faustregel: Je kleiner die Einheit, desto mehr Material wird pro Kilowatt Leistung benötigt. Trotzdem bewertet Klassert den Einsatz von Kupfer als besonders effizient und nachhaltig.

    "Es gibt zunehmend intelligentere Techniken, um die Wirkungsgrade, zum Beispiel in Windgeneratoren zu steigern. Diese sind verbunden mit mehr Kupfer, das heißt natürlich mit mehr Kosten. Aber solche Kosten sparen sich innerhalb des ersten Betriebsjahres wieder ein."
    So könnten unter der Erde verlegte Kupferkabel, anders als die klassischen Hochspannungsleitungen aus Aluminium und Stahl, in ökologisch sensiblen Gebieten eine nachhaltige Alternative sein, trotz der siebenmal höheren Kosten. Gerade in Zeiten einer umfassenden Energiewende seien intelligente Lösungen gefragt, erklärt Anton Klassert, Geschäftsführer des Deutschen Kupferinstituts. Er rechnet vor, dass sich durch eine Tonne Kupfer, verbaut in Windkrafträdern oder Photovoltaikanlagen, bis zu 200 Tonnen CO2 im Jahr einsparen lassen.

    "Ich kann CO2 einsparen, indem ich kein Kupfer erzeuge. Dann kann ich aber meine Energie nur viel weniger effizient erzeugen und unter dem Strich emittiere ich viel mehr CO2 als mit intelligentem Kupfereinsatz."