Elementarteilchen und chemische Reaktionen, Teil 2

23.06.2008
Vor einigen Wochen hieß das große Stück auf der Medienbühne noch "Die Errettung des Qualitätsjournalismus".
Vor einigen Wochen hieß das große Stück auf der Medienbühne noch "Die Errettung des Qualitätsjournalismus". Andere nannten es allerdings auch etwas martialisch "Die Enteignung der freien Presse". Das Geschrei jedenfalls war ohrenbetäubend. In der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalens traten damals auf: Ein Ministerpräsident (in Personalunion auch Arbeiterführer und Vertreter der letzten Volkspartei Deutschlands), ein Verleger (früher auch Strippenzieher im Kanzleramt) und eine Intendantin. Der MP verkündete die Kooperation der medialen Elementarteilchen WDR und WAZ. Die chemischen Reaktionen dieser Teilchenfusion waren enorm. Jubel, Aufschrei und Diskussionen ließen nicht lange auf sich warten (wir berichteten). Heute, einige Rundfunkstaatsvertragsverhandlungsrunden (schönes Wort) später, vollzieht sich wieder eine Kooperation zwischen einem öffentlich-rechtlichen Programmanbieter und einer privatwirtschaftlich geführten Zeitung. Aber das Geschrei bleibt aus.
Die altehrwürdige Wochenzeitung "Zeit" präsentiert ab sofort auf ihrer Website Zeit.de Bewegtbildnachrichten aus der ZDF-heute-Redaktion. Die Macher von ZDF und Zeit-online, ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender und Wolfgang Blau, Chefredakteur von Zeit Online, starten damit eine weitere groß angelegte Zusammenarbeit. Aber das Echo fällt bescheiden aus. Keine Hysterie, kein Enteignungskrawall, kein Weltuntergang, nirgends. War alles nur Strategie und Poker in den letzten Monaten?