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Kurz vor den Sommerferien
Schulzeit ist mehr als bloß Unterricht

Etwa zwei Wochen vor Beginn der Sommerferien endet in der Regel die notenrelevante Phase des Schuljahres. Dann verbringen viele Klassen die Restzeit mit Aktivitäten: Kletterpark-Besuche, Projekttage oder sonstige Ausflüge. Aber wäre klassischer Unterricht hier nicht besser, um das ohnehin straffe Schuljahr zu entzerren? Nein, sagen viele Lehrer.

Von Philip Banse | 19.07.2016
    "Heute haben wir Schulfest und wir proben jetzt gerade, machen Generalprobe und versuchen alles zum Laufen zu kriegen."
    Tim aus der 9. Klasse probt mit seiner Band auf dem Pausenhof des Max-Delbrück-Gymnasiums in Berlin Pankow. Morgen beginnen die Sommerferien, aber Unterricht hat an der Schule eigentlich seit zwei Woche nicht mehr stattgefunden. Tim hat einige Tage mit der Band geprobt, dann noch eine Woche Praktikum:
    "Es ist auf jeden Fall netter als Unterricht zu haben und man freut sich natürlich auf die Ferien."
    "Das Zensieren der Schülerinnen und Schüler endet etwa 14 Tage vor Beginn der Ferien. Und die zwei Wochen, die dann noch folgen, werden in den Klassenstufen und in der Kursphase genutzt für interessante Unternehmungen."
    Gerhardt Koenig ist Schulleiter des Max-Delbrück-Gymnasiums. Zwei Wochen also für interessante Unternehmungen.
    "Die siebten Klassen gehen zum Beispiel in einen Kletterpark, wo sie sich gegenseitig unterstützen müssen, oder sind jetzt gerade, gestern und heute, beteiligt an Projekttagen, die im Rahmen unseres Programms "Schule ohne Rassismus" durchgeführt werden. Da sind also Schüler und Schülerinnen erstmals die Projektleiter und sind mit den siebten Klassen bis heute beschäftigt."
    Die neunten Klassen machen Betriebspraktika, die Zehnten und Elften sind auf Klassenfahrt. Aber wie passt das zusammen? Alle klagen über vollgepackte Stundenpläne, Fünftklässler, die schon um 7 in der Schule sein müssen, weil sonst der Stoff nicht geschafft wird. Wäre es nicht sinnvoller Unterricht wirklich bis zu den Ferien zu machen, um das Schuljahr zu entzerren?
    "Naja, die Schulzeit besteht eben nicht nur aus Unterrichtsstunden, die die Schüler erleben, sondern es geht eben auch darum andere, Erlebnisse zu schaffen, Bestätigungsfelder – wobei es ja durchaus auch Spaß machen darf."
    Aber, sagt Schulleiter Koenig schmunzelnd:
    "Es ist natürlich eine Erfahrungssache, dass nach dem Schreiben der Zensuren und bei den Temperaturen im Sommer der Effekt der einzelnen Stunde doch überschaubar ist. Da sind glaube ich Dinge, die im Zusammenhang stehen mit diesen Unternehmungen, für die Kompetenzentwicklung einfach wichtiger."
    So laufen seit zwei Tagen etwa Projekte zum Thema "Regenbogen", die alle im Flur ausgehängt sind:
    "Bunte Bärchen, Wissensluftballons, das Paradies unterm Regenbogen, bunter Jahrmarkt, Computer-Minispiele, Regenbogen-Maschine, das ist ein Physik-Projekt, farbige Gestaltung des Schulhofs, Renovierung, blumig-bunte Grüße, Physik des Regenbogens."
    Die Projekte werden heute Nachmittag beim Schulfest präsentiert. Auch die Schülerband spielt auf – sicher zum Thema "Regenbogen":
    "Wir speziell singen gar nichts über den Regenbogen. Der Chor singt über den Regenbogen, aber wir nicht."