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Ladendiebstahl
Anteil organisierter Kriminalität wächst

Mit Ladendiebstahl haben Inhaber von Geschäften schon lange zu kämpfen. Ein immer größerer Anteil beim Diebstahl entfällt inzwischen auf die organisierte Kriminalität. Sicherheitsexperten weisen darauf hin, dass Diebstahl durch organisiere Banden für die Bestohlenen besonders teuer ist.

Von Anne Dorothea Schneider | 25.06.2019
Spirituosen in einem Geschäft
Ladendiebe konzentrieren sich häufig auf Artikel, die sie gut weiter verkaufen können, zum Beispiel Spirituosen (picture alliance / dpa / Bodo Marks)
"Also ich hab selber nicht geklaut, aber ich hatte Klassenkameraden, die haben nen Diebstahl begangen und die sind dann auch belangt worden…"
"Einmal war ne Haribotüte aufgerissen und ich habe mir davon zwei Haribostücke genommen im Supermarkt."
Leider werden im Einzelhandel meistens nicht nur ein paar Gummibärchen geklaut, sondern Waren, die sich gut verkaufen, erklärt Frank Horst, Sicherheitsexperte beim EHI Handelsforschungsinstitut in Köln:
"Das sind natürlich die üblichen Verdächtigen, wie beispielsweise Parfümerie oder auch Batterien. Wenn man in den modischen Bereich geht, dann sind es häufig Accessoires wie Gürtel, Sonnenbrillen und dergleichen mehr. Das geht aber auch im Baumarktbereich bis hin zu Mährobotern, die nicht bezahlt werden."
Schaden liegt bei einem Prozent des Umsatzes
Insgesamt hat sich der Schaden durch Ladendiebstahl im vergangenen Jahr auf 3,75 Milliarden Euro summiert. Unterm Strich entspricht das einem Prozent des Umsatzes. Die müssen die Händler alleine stemmen – oder versuchen, sich die Einbußen über Preiserhöhungen von den ehrlichen Kunden zurück zu holen. Denn es gibt zwar eine Versicherung gegen Einbruchdiebstahl, nicht aber gegen Ladendiebstahl. Geklaut wird auch von Lieferanten und Mitarbeitern – aber der größte Brocken von den Kunden.
"Bei dem Kundendiebstahl kann man davon ausgehen, dass mittlerweile ein Viertel der organisierten Kriminalität zuzurechnen ist. Das sind vor allem Bandendiebstähle und gewerblich organisierte Diebstähle."
Die Zahl der normalen Ladendiebstähle sinkt seit Jahren, erklärt Frank Horst, die der schweren Bandendiebstähle hat sich dagegen in den letzten zwölf Jahren fast verdreifacht.
Immer häufiger organisierte Gruppen
"Das kann in kleinen Gruppen zu zweit passieren, das kann aber auch in größeren Gruppen zu viert oder zu fünft passieren. Dann ist meistens jemand, der beobachtet oder das Personal ablenkt. Jemand, der nach Einkaufsliste die Ware zusammenstellt und dann gibt es meistens eine weitere Person, die das Diebesgut heraus trägt. Und gegebenenfalls noch jemand, der es dann abtransportiert."
Dieser Raubzug wird regelmäßig teuer für die Einzelhändler: Im Durchschnitt sind dann Waren für 1.000 bis 2.000 Euro weg. Zum Vergleich: Ein Durchschnittsdieb wird mit Waren für rund 80 Euro erwischt.
Unternehmen setzen auf Videotechnik
Da hilft nur, die Waren besser zu sichern, weshalb vier von fünf Unternehmen inzwischen auf die Überwachung durch Kamera- und Videotechnik setzen. Bei mehr als der Hälfte der Läden ist wenigstens ein Teil der Waren elektronisch gesichert. Fast genauso viele Händler setzen auf Kaufhausdetektive, wie diesen hier:
"Ich arbeite auch in der Sicherheit, hab auch schon im Kaufhaus und so gearbeitet und krieg das auch ständig mit. Ja, wir haben schon mal jemanden erwischt. Der wird dann halt meistens festgehalten, da wird die Polizei gerufen, die werden mitgenommen, die sind halt stadtbekannt, und dann ist die Sache für uns erledigt. Die kriegen Hausverbot und das war's…"
Mindestens genauso wichtig ist aber die Mitarbeiterschulung, sagt Sicherheitsexperte Frank Horst. Denn wenn die Mitarbeiter darauf achten, dass im Supermarkt alles über den Kassentisch läuft, werden schon viele Diebstähle im Ansatz verhindert.