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Lady Elektro-Rock statt Lady Gaga

Sterile Synthesizersounds aus billigen Casio-Keyboards, Atari-Computerspielklänge und bewusst naive Textzeilen. Das erste Album der neuseeländischen Musikerin Ladyhawke wurde vor drei Jahren euphorisch gefeiert. Doch für die Sängerin ist der Erfolg auch mit Ängsten verbunden. In ihrem neuen Album "Anxiety" macht sie die zum Thema.

Von Andreas Zimmer | 02.06.2012
    "Ich habe sieben Jahre außerhalb von Neuseeland gelebt. Ich habe meine Familie sehr vermisst und es war Zeit, wieder nach Hause zu kommen. Ich habe mich also bewusst entschieden und jedem gesagt, dass ich London verlassen werde. Ich wollte wieder meine Freunde und Familie um mich haben. Ganz egal, ob das Album erfolgreich wird und ob ich mehr reisen muss.''"

    Dabei war sich Phillipa Brown, alias Ladyhawke, durchaus bewusst, dass sie für die Aufnahmen ihrer neuen CD "Anxiety" im südfranzösischen Studio ihres Produzenten Pascal Gabriel von Neuseeland aus eine 24-stündige Anreise in Kauf nehmen musste. Aber was tut man nicht alles, um kreativ zu bleiben?! - Producer Pascal hatte da eine andere Methode

    ""Wenn wir einen Tag haben, an dem nichts klappen will, dann hatte Pascal da eine spezielle Kerze. Er nennt sie "Kerze der Inspiration". Die zündete er an und wir hörten dann Platten. Bei einem Bier... Ich glaube, das ist ein guter Weg, um zu arbeiten."

    Trotz ihres Erfolgs entpuppt sich die 32-jährige Phillippa, kurz "Pip" genannt, im Gespräch als Mensch voller Ängste. Schon seit frühester Kindheit ist sie gesundheitlich angeschlagen. Dazu kommt dann noch ein leichtes Aspergersyndrom. Verstärkt durch viele sehr einsame Nächte in Hotelzimmern während der fast zweijährigen Tour zum letzten Album. Probleme, denen sich die Neuseeländerin auf ihrem neuen Album "Anxiety" ganz offen stellt.

    "Ein großes Thema ist meine Angst vor dem Alleinsein. Aber es ist nicht so ernst, wie es sich anhört. Eigentlich lebe ich ein sehr zurückgezogenes Leben und nachdem das Album fertig war, habe ich mich gefragt: Bin ich zu offen gewesen? Aber dann wurde mir klar, ich musste das so schreiben. Das war wie eine Therapie für mich, ein Entwicklungsprozess."

    Das Projekt "zweites Album" ging die gelernte Schlagzeugerin Ladyhawke tatsächlich therapeutisch an und trommelte sich zunächst einmal einen ganzen Tag lang den Frust von der Seele. Diese Aufnahmen bilden die Basis für alle zehn Songs auf "Anxiety" - Elektrorock mit harten Beats und verzerrten Gitarren: Das klingt insgesamt deutlicher härter als das Debüt der blonden Multiinstrumentalistin vor drei Jahren.

    Wegen des exzessiven Gebrauchs von verzerrten Keyboardsounds wurde Ladyhawke 2009 mit ihrem Debüt in die Schublade "Girls with Snyths" gesteckt, zusammen mit LaRoux und Lady Gaga. Von diesen Vergleichen hat sie sich auf dem jetzt neu erschienenen "Anxiety" in vielerlei Hinsicht gelöst. Nicht nur musikalisch distanziert sich Ladyhawke von der anderen Poplady, die das Gaga schon im Namen trägt

    "Ich bin zu schüchtern. Das entspricht nicht meiner Person. Ich bin genau so, wie ich jetzt bin. Ich kann nicht schauspielern. Überhaupt nicht. Ich kann nicht angeben und verrückte Kostüme anziehen oder so!"