Freitag, 19. April 2024

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Projekt Switch für Studienabbrecher
"Es reicht nicht, zu sagen: Ich höre auf"

Es dauere oft mehrere Semester, bis Studierende einen Studienabbruch wagten, sagte Wilhelm Siemons vom Projekt Switch im Dlf. Das setze eine Entscheidungsfreude voraus. Über eine berufliche Ausbildung wüssten viele Studierende aber nicht ausreichend Bescheid - und nicht jeder sei für eine solche geeignet.

Wilhelm Siemons im Gespräch mit Thekla Jahn | 30.12.2019
Studierende an der Universität zu Köln. Köln, 09.10.2017 | picture-alliance | Geisler-Fotopress | Verwendung weltweit
Ein Studienabbruch setzt eine Entscheidungsfähigkeit und -freude voraus, die man oft vermisse, sagte Wilhelm Siemons vom Projekt Switch im Dlf (dpa / Geisler-Fotopress / picture-alliance )
Die Menschen erzählten ihm, dass sie bis zu drei Semester gebraucht hätten, um zu erkennen, dass das Studium nicht das richtige für sie sei, sagte Wilhelm Siemons vom Projekt Switch 2.0. "Der Studienabbruch ist nicht ganz leicht, es ist das Verlassen eines Weges, an den man sich gewöhnt hat." Selbst bei frühen Anzeichen dafür, dass der eingeschlagene Weg nicht der richtige sei, setze es eine Entscheidungsfähigkeit und -freude voraus, die man bei Studienabbrechern oft vermisse.
Über berufliche Ausbildung wüssen Studierende nicht Bescheid. Man müsse rationale Gründe für die Entscheidung finden, dann sei es ganz einfach, so Siemons, der mit seinem Projekt Studienabbrecher bestenfalls in verkürzte Ausbildungen vermittelt.
"Nicht alle Studienabbrecher sind für Ausbildung geeignet"
Ziel sei es, eine Bewerbung zu schreiben, die gute Gründe für den weiteren Weg aufweise. Das sei die Eintrittkarte für ein Ausbildungsverhältnis und da renne man bei den Betrieben offene Türen ein. "Es reicht nicht, zu sagen: Ich höre auf."
Mit betrieblichen Eignungstests werden in dem Projekt objektive Gründe für einen Ausbildungswunsch gefunden. "Nicht alle Studienabbrecher sind für eine Ausbildung geeignet. Dann muss man denen sagen: Das funktioniert nicht, da entsprechende Einungen nicht vorliegen, das ist unrealistisch."
Bei vielen Abbrechern habe es im Vorfeld des Studiums zu wenig Überlegungen gegeben. "Illusionsgesteuert, nach dem Motto: Wir versuchen es mal. Ein Blick auf das Zeugnis hätte gereicht, um den Schritt anders zu machen."