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Lärmschutz
Politik will Sportlern mehr Krach erlauben

Vor allem in Großstädten leben immer mehr Menschen auf kleinstem Raum. Die Wohndichte nimmt zu – die Toleranz für das Treiben auf Sportplätzen gleichzeitig aber ab, so empfinden das viele Vereine. Sie fordern schon länger: Der Lärmschutz muss endlich mit der Zeit gehen und Sport auch im Urbanen ermöglichen. Heute hat sich der Sportausschuss im Bundestag damit beschäftigt.

Von Daniel Bouhs | 14.01.2015
    Kinder laufen bei einer Leichtathletikwettkampf
    Kinder laufen bei einer Leichtathletikwettkampf (Deutschlandradio - Hendrik Maaßen)
    Für den Deutschen Olympischen Sportbund setzt sich Andreas Klages seit Jahren für eine Liberalisierung des Lärmschutzes ein – lange ohne Erfolg, doch der deutet sich nun an.
    „Also nach der Runde heute bin ich erstmals seit vier Jahren sehr zuversichtlich, dass wir einen Schritt weiterkommen."
    Die Sportverbände, die Städte und Gemeinden und auch das Bundesumweltministerium zeigten sich – hinter verschlossenen Türen – weitgehend einig: Ja, der Sport soll auch in großen Städten laut sein dürfen, lauter als bisher. Der Sport will dabei keinen 24-Stunden-Betrieb auf den Anlagen durchsetzen, sehr wohl aber das Recht auf Ruhe der Anwohner zurückdrängen.
    „Da ist die Balance etwas aus dem Ruder gelaufen und wir müssen das Sporttreiben auch in dem 21. Jahrhundert wieder in einem etwas auskömmlicheren Maße ermöglichen."
    Mehrheitsfähig erscheint, das sogenannte Kinderlärm-Privileg von Spielplätzen auf Sportplätze auszudehnen. Damit könnte nicht nur der Schulsport lauter sein, sondern auch das Training später am Tage. Für Michaela Engelmeier, SPD, nur logisch:
    „Ich kann es nicht nachvollziehen, warum ein Lärm, der morgens, während des Schulsportbetriebs in Ordnung ist und nachmittags, wenn die gleichen Kinder dann eben nicht mehr in der Schule sind, sondern Vereinssport betreiben, plötzlich schädlich ist."
    Auch die Ruhezeiten werden wahrscheinlich eingeschränkt, morgens und abends ein bisschen, an Wochenenden mittags womöglich sogar ganz gestrichen. Rechtlich würden das die Lage entspannen, sagt Klaus Hebborn vom Deutschen Städtetag. Er wünscht sich aber auch Einsicht.
    „Hier muss man sicherlich auch dafür plädieren, dass Bürgerinnen und Bürger, die in eine Stadt ziehen, auch stärker Toleranz üben gegenüber den Nutzungen, die es in einer solchen verdichteten Stadt dann auch gibt."
    Der vielleicht strittigste Punkt ist der Lärm-Bonus für alte Sportanlagen. Ein Plus von fünf Dezibel: die Sportverbände hätten das gerne für alle Anlagen, auch neue. Sportler dürften dann nicht nur länger Krach machen, sondern auch lauter sein. Die Sportpolitiker im Bundestag ließen da durchaus mit sich reden, nur: Sie werden es am Ende nicht allein entscheiden.
    „Es kann durch aus sein, dass es bei den Abgeordneten im Umweltbereich andere Forderungen gibt als bei uns,"
    mahnt Monika Lazar von den Grünen. W ie laut der Sport künftig genau sein darf, bleibt damit vorerst offen. Jetzt ist in diese Diskussion aber immerhin Bewegung gekommen.