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Lahn-Wanderweg
Von der Mündung bis zur Quelle

Warme Sommertage laden zu ausgedehnten Wanderungen ein. Dass es auch sinnvoll sein kann, an regnerischen Tagen mit einer Etappe zu starten, zeigen die ersten Kilometer des Lahn-Wanderwegs nach der Mündung des Flusses bei Lahnstein in Rheinland-Pfalz.

Von Britta Fecke | 15.06.2014
    Alte Lahnbrücke Limburg
    Von der Mündung in Lahnstein bis nach Limburg gibt es viele Sehenswürdigkeiten entlang des Lahnwanderwegs. (picture-alliance / dpa / Friedel Gierth)
    Am Anfang einer jeden Flusswanderung steht die Frage: Flussab- oder Flussaufwärts? Ich entscheide mich der Lahn von ihrer Mündung in den Rhein rauf in Richtung Quelle zu folgen, denn so beginnt der Lahnwanderweg gleich zu Beginn mit ihrem spektakulärsten Teil, der Ruppertsklamm. Auf nur anderthalb Kilometern legt man 253 Höhenmeter zurück, ein kleines, alpines Vergnügen zwischen Westerwald und Taunus. Im Lahnwanderführer steht dazu: "Für den Weg durch die Klamm muss man mehr Zeit einplanen als es für eineinhalb Kilometer üblich wäre. An engen Passagen muss man warten, den aufsteigenden Gegenverkehr vorbei lassen." Oh ha! Gegenverkehr, klingt nach Volkslauf, dem kann man aber problemlos entgehen, wenn man sich für den ersten Wandertag einen Wochentag nimmt, an dem es ordentlich regnet. Klingt seltsam, hat aber Vorzüge. Ich geh mal voran:
    "Die Ruppertsklamm ist bei Regen zwar etwas glitschig und beim Laufen muss man schon ein bisschen schauen, wo man die Füße hinsetzt, aber der großer Vorteil ist, dass die Klamm, also der kleine schmale Weg entlang des Baches relativ leer ist und man alleine ist. Und das einzige was man hört ist neben dem Regen und dem Bach die Nachtigall."
    Über Steine und Stege geht es aufwärts zwischen steilen Felsen und seltenen Farnarten. Oben öffnet sich die enge Schlucht und ein breiter Wanderweg führt nun durch alte Buchenwälder, in denen im Frühjahr unzählige Buschwindröschen blühen. Später schließt sich über ihnen das dichte Blätterdach der Buchen, dann schützt es auch den Wanderer vor Regen. Irgendwann muss er den Wald aber dennoch verlassen und geht weiter auf einem Panoramaweg mit Blick auf die Burg Stolzenfels im Rheintal. In sonnigen Momenten empfiehlt sich eine Pause auf eine der schönen Wanderliegen am Wegesrand, da lässt sich die Aussicht auf Burg und Fels noch einmal in Ruhe genießen. Und dann ist ja auch schon bald das Ziel der ersten Tagesetappe erreicht. Bad Ems, Kaiserbad und Kurort an der Lahn:
    "Wenn man den steinigen Pfad Richtung Bad Ems herunter geht, ist der Wanderer vielleicht ein bisschen erschlagen, nach der Waldesruh in diesem historischen Kurort zu stehen. Die Fassaden sind alle frisch gepinselt, es sind reiche Wandelhandel und Kurbäder. Historistische Fassaden manchmal auch Jugendstil."
    Weiter geht's durch den Kurpark, unter den Kollonaden direkt zur Römerquelle:
    "Paar Stufen runter und das Becherchen an die Quelle. Das dauert nun ein wenig bis sich das füllt. Und im Selbstversuch unerschrocken einen Schluck genommen. Oh ja. Das soll sehr gesund sein. Das steht hier zumindest so an der Wand. Viele Elemente die der Gesundheit dienen, Kationen, Anionen. Die das Wohlbefinden fördern. Wie auch immer ich glaub, ich trink Wasser aus dem Hahn, das schmeckt mir besser. Und jetzt versteh ich auch warum ich die einzige bin, die an dieser Quelle ihr Becherchen gefüllt hat."
    Aber es sind ja nicht nur die Heilquellen, die den Wanderer nach Bad Ems locken. Sabine Wittler-Araujo schätzt ihre Stadt, denn sie ist:
    "... sehr grün, wir liegen zwar in einem Tal, aber zu allen vier Seiten gibt es wunderbare Wanderwege und Aussichtspunkte, sehr grün und sehr erholsam."
    Auf weiterziehende Wanderer hat sich die Wirtin der Sporkenburg eingestellt:
    "... wir nehmen Radfahrer, Wanderer, Tagestouristen auch für eine Nacht. Das ist gar kein Problem für uns."
    Von Bad Ems nach Obernhof
    Die nächste Etappe führt von Bad Ems nach Obernhof und wird mit ihren Burgen, Türmen, Klöstern und Kirchen fast zur Kulturwanderung. Ihr Anfang ist allerdings sehr profan. Der Wanderweg führt durch ein Parkhaus, in der obersten Etage geht es raus auf den Höhenweg. Wer es noch höher mag kann den Concordiaturm besteigen und die Aussicht 265 Meter über Bad Ems genießen: grün und Wald soweit das Auge reicht. Doch wir sollen heute auch noch das mittelalterliche Dorf Dausenau streifen das sich mit seiner Stadtmauer schön um die Lahn gelegt hat und wir werden auch im Wald selbst auf steinerne Zeugen der Vergangenheit stoßen. Burgen, Überreste von Befestigungsanlagen und Gedenkstätten.
    Die Burgruine Stein ist auch nicht weit. Und sie ist nicht die einzige Festung des Tages. Gut wenn man dann auf so kenntnisreiche Wanderer trifft wie Karl-Heinz Schönrock aus dem nahegelegenen Nassau. Dort war er lange Zeit Bürgermeister, um den Wissenshunger vorbeiziehender Wanderer kümmert er sich jetzt gewissermaßen ehrenamtlich. Und Fragen haben sich in dieser Etappe gehäuft. Was macht zum Beispiel die Statue Freiherr vom Stein auf der Anhöhe da vorn. War er gar auch ein Wanderer?
    "Ja, der ist sehr gern gewandert und der war auch sehr naturverbunden. Unter anderem, neben seinen politischen Tätigkeiten, die er ja ein Leben lang gemacht hat."
    "Gehörte ihm der Wald?"
    "Ja, seit Jahrhunderten gehörte den vom Steins viel Besitz hier im unteren Lahnbereich."
    "Dann stößt man nach ganz kurzer Zeit schon auf die nächste Burg, auf die Burg Nassau, die zu Nassaus haben sich auch ganz gut verbreitet in ganz Europa, wenn ich das richtig gesehen habe, an ihrem Stammbaum, den sie erstellt haben."
    "Das stimmt. [Lacht]. Das ist so: Nassauer gibt es heute in der ganzen Welt. Und die Stammburg, die sie eben angesprochen haben, die ist oben auf dem Gipfel dieses Burgberges. Die Stammburg des gesamten Hauses Nassau. Das ist immerhin ein Grafenhaus, das heute noch in zwei europäischen Ländern regiert. Zum einen in Luxemburg und in den Niederlanden regiert das Haus Nassau auch mit Wilhelm Alexander"
    "Wenn auch nur repräsentativ aber immerhin, weit gekommen die Grafen, Könige oder Prinzen des Hauses Nassau aus dem idyllischen Lahntal. Wer sich zudem noch für die ottonische Linie dieses Adelsgeschlechts interessiert, dem sei ein Abstecher in die Burg Nassau empfohlen, die Stammtafel im Rittersaal gibt einen Überblick. Doch Gut Gsell Du musst wandern, denn neben der Burg will ja auch noch das hübsche Städtchen Nassau und das Kloster Arnstein bewundert werden. Gut wer da mit dem Rad unterwegs ist, wie diese fünf Männer aus Gütersloh."
    Das Lahntal kann auch mit dem Rad erkundet werden
    "Wir fahren heute von Nivan nach Limburg"
    "Und wie lang sind Sie schon an der Lahn unterwegs?"
    "An der Lahn machen wir jetzt vier Tage."
    "Und wie gefällt es ihnen?"
    "Also die Lahn ist sehr schön."
    "Irgenwas besonderes gesehen an der Lahn?"
    "Was haben wir besonderes gesehen? Helmut erzähl Du! Das wo wir jetzt hier sind, dies Kloster hier ist sehr schön. Vor allem die Aussicht von oben, da runter gucken oder rauf. Ich weiß auch gar nicht was war das? Das Schloss da weiß ich nicht den Namen."
    "Kein Wunder, denn bei der Fülle von Burgen, Schlössern und Klöstern rund um Nassau verliert man schon mal den Überblick. Dass man mit dem Rad schneller unterwegs ist als zu Fuss gilt zumindest für diese Etappe von Bad Ems nach Obernhof nicht unbedingt, denn das westfälische Radlergrüppchen ließ sich bei jeder schönen Aussicht wieder einholen - nun sie müssen sich ja auch ein bisschen schonen. Die nächste Etappe von Obernhof bis Balduinstein ist recht sportlich, einige Steigungen fordern die Gangschaltung beziehungsweise die Kondition. Dass es sich trotz der Anstrengung lohnt zeigen schon die Schilder, die zum Goethepunkt weisen.
    Denn wo sich der deutsche Dichter aufhielt war es immer schön. Ist es heute auch noch und so wandeln wir zwischen Wald und Wein bis Balduinstein.
    Die Lahn verlieren wir dabei streckenweise aus dem Auge, doch spätestens beim Aussichtspavillion am "Saukopp" wird sie in einer großen Schleife im Tal wieder sichtbar. Die Etappe war lang, die Füße sind lahm. Wer mag kann den Weg auch mal anders fortsezten, mit dem Paddelboot die Lahn herauf oder mit dem Zug, der auch in Balduinstein hält.
    Der nächste Bahnhof wäre dann Limburg, für die Stadt, die in letzter Zeit besonders wegen kostspieliger Badewannen ins Gerede kam, lohnt sich ein ganzer Besichtigungstag, mindestens. Und das nicht nur wegen der bischöflichen Anlagen.
    Doch wer die Stadt an der Lahn verlässt, muss nicht lange auf das nächste historische Highlight warten, nur wenige Wanderstunden entfernt thront die Burg Runkel oberhalb des gleichnamigen Städtchens.
    Und ihre Besichtigung rechtfertigt eine längere Pause vom Wandervorhaben -
    Christiane Basquit lässt wissenshungrige Wanderer in die Burg:
    "Das schöne bei uns ist, dass wenn man durchläuft, dass man sieht die zwei unterschiedliche, einmal das romantische im ersten Hof hat und wenn man durch den Gewölbeturm geht in den zweiten Hof kommt, wo so das Mittelalter ist, da sieht man dann die Schildmauer von der Ruine. Und wenn man dann die Museumsräume in Ruhe durchlaufen hat, hat man dann die Möglichkeit bis hoch auf den Turm zu gehen wo man dann einen Blick übers ganze Lahntal hat."
    Den wollen wir noch einmal genießen bevor wir der Lahn wieder auf Augenhöhe begegnen, auf vielen weiteren Wanderetappen bis zur Quelle.