Landkarte der Dialekte

"Er isst die Eier immer ohne Salz und Pfeffer"

Auf einer der Karten des ursprünglichen Deutschen Sprachatlas von Georg Wenker (1852-1911), der nur in zwei Exemplaren existiert, ist im Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas in Marburg die Lautverschiebung für die Silbe "müd" im Raum Frankfurt zu verzeichnet.
Eine Karte von Georg Wenker und seine umfangreiche Erfassung der Dialekte einer Sprache. © picture alliance / dpa / Frank Rumpenhorst
Von Christian Blees · 18.04.2014
Der Marburger Bibliothekar Georg Wenker (1852-1911) begann 1876 damit, einen ehrgeizigen Plan in die Tat umzusetzen: Er verschickte zunächst an Schulen im Rheinland einen Fragebogen mit 42 kurzen "volksthümlichen" Sätzen. Diese ließ er mithilfe der Lehrer in die jeweiligen Ortsdialekte übersetzen, um so die räumliche Ausbreitung verschiedener deutscher Dialekte zu ermitteln.
Die entsprechenden Ergebnisse verzeichnete der Wissenschaftler anschließend auf eigens entworfenen Landkarten. 1887 schließlich dehnte Wenker das Erhebungsgebiet auf das gesamte Deutsche Reich aus. Zuletzt lagen Daten aus insgesamt rund 50.000 Orten vor, die handschriftlich in über 1600 Kartenblättern festgehalten sind. Das Material ist bis heute im Forschungsinstitut "Deutscher Sprachatlas" in Marburg archiviert und dient Wissenschaftlern wie Kriminologen bei ihrer Arbeit nach wie vor als wichtiges Hilfsmittel - etwa bei der Entwicklung sprachgesteuerter Computersoftware oder bei der Verfolgung von Straftätern mithilfe der so genannten forensischen Spracherkennung.
Produktion: DLF 2014