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Landung nach Maß

Raumfahrt. - Noch immer gilt "Beagle 2" als vermisst, aber nicht aufgegeben – auch wenn die Chancen für den Esa-Lander täglich kleiner werden. Erfolgreicher verlief dagegen am vergangenen Wochenende das Absetzen des Nasa-Pfadfinders "Spirit" auf dem roten Planeten. Gleich nach einer Landung wie aus dem Bilderbuch der Ingenieure funkte der kleine Robot-Wagen die wohlbehaltene Ankunft nach Hause und bedankte sich überdies mit ersten, gestochen scharfen Photos bei seinen Schöpfern.

05.01.2004
    In den frühen Morgenstunden des vergangenen Sonntag waren die Techniker und Ingenieure hellwach, um den ersten Signalen ihres Schützlings nach geglückter Landung zu lauschen. Und "Mars Exploration Rover", Spitzname "Spirit", enttäuschte sein Publikum nicht: Nach einer Bilderbuchlandung thront das Landegerät auf der tellerflachen Ebene des Gusev-Kraters, die keinerlei nennenswerte Hindernisse aufweist, wie die ersten Kameraaufnahmen zeigen. "Spirit hat signalisiert, dass er gesund und funktionsfähig ist", teilte Nasa-Sprecherin Jennifer Trosper in Pasadena mit. Damit nicht genug, denn man habe den Bildern zufolge offenbar den "Sweet Spot", also das denkbar günstigste Landegebiet getroffen. Keine kantigen Felsen weit und breit, die dem Roboter zum Verhängnis werden könnten, und selbst lästigen Staub bliesen einige heftige Marsstürme in letzter Zeit weg. Damit seien die Voraussetzungen für Bodenuntersuchungen gut. In der Vergangenheit hatte die US-Raumfahrtbehörde ganz andere, wildere Gegebenheiten vorgefunden, als die Sonden Viking und Pathfinder in den 70er und 80er Jahren auf dem Bruderplaneten der Erde niedergingen.

    "Spirit liegt in einem Krater von ungefähr 160 Kilometern Durchmesser, der einen ungefähr 1000 Kilometer langen Kanal zu haben scheint", berichtet Mars-Programmdirektor Firouz Naderi. Damit traf Spirit genau ins Schwarze, trägt der sechsrädrige Wagen doch alle Werkzeuge, um die Annahme zu bestätigen, dass es sich bei der geologischen Formation wirklich um ein ausgetrocknetes Seebett handelt. "Wenn wir Hinweise darauf finden, dass es hier einmal über längere Zeit hinweg Wasser gegeben hat, dann würde sich die Möglichkeit dramatisch erhöhen, dass es dort auch einmal Leben gab", konstatiert Naderi. Doch noch müssen sich die Wissenschaftler gedulden, denn bislang prüften Ingenieure sämtliche Kommunikationseinrichtungen des Vehikels auf Herz und Nieren. Erstes Ergebnis der Statuserhebung: die Stärke der Signale von "Mars Exploration Rover" übertreffen sogar das erwartete Maß.

    Dennoch wird Spirit erst in neun Tagen auf erste Erkundungsfahrt gehen, erklärte Firouz Naderi: "Wir mussten den immerhin golfwagengroßen Rover auf sehr begrenztem Raum transportieren. Daher wurde er quasi wie ein Baby im Mutterleib sehr stark zusammengelegt." In den kommenden Tagen gehe es also darum, die Bauteile Stück für Stück auszufahren und in Betrieb zu nehmen. Eilig haben es die Techniker in der Tat nicht, denn Spirit ist viel zu kostbar, um ihn durch überhastete Fehler zu riskieren. Sollte "Beagle 2" sich bis dahin nicht melden, muss Spirit dennoch nicht einsam unter den Sternen arbeiten. Denn am 25. Januar soll die zweite NASA-Sonde, "Opportunity", auf dem Mars aufsetzen – wenn auch auf der anderen Seite des Planeten.

    [Quelle: Armin Amler]