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Landwirtschaftstreffen
Hilfe für Milchbauern

Die Milchpreise sind seit dem Wegfall der Quote im April dieses Jahres und aufgrund der Russland-Sanktionen im Keller. Die Bauernverbände sind alarmiert. Nächste Woche treffen sich deswegen die EU-Agrarminister. Schon heute berieten sich der deutsche, französische und polnische Minister und sprachen sich für schnelle Hilfen für die Bauern aus.

Von Stefan Maas | 31.08.2015
    Milchkühe von Landwirt Schwarting stehen am 02.02.2015 in Stadtland (Niedersachsen) auf seinem Hof in einem Stall
    Eine Rückkehr zur Milchquote wird ausgeschlossen. (picture alliance / dpa / Carmen Jaspersen)
    40 Cent plus pro Liter, von solchen Preisen können die meisten Milchbauern heute nur träumen. Markus Peters vom Bayerischen Bauernverband beschreibt die Situation vieler Milchbetriebe in Bayern so:
    "Auf den bayerischen Milchviehhöfen brennt es lichterloh."
    Eine Diagnose, die nicht nur für den Freistaat gilt.
    "Die Erzeugerpreise sind im rasanten Sinkflug. Wir haben innerhalb weniger Monate Rückgänge von 12, 13 Cent bei den Auszahlungspreisen für unsere Bauern, und deswegen sind wir jetzt bei einem Preisniveau angelangt, das schon lange nicht mehr kostendeckend ist. Dadurch entsteht eine finanzielle Situation, die einfach existenzgefährdend ist."
    Die Ursachen haben die Milchbauern schnell ausgemacht: Die Sperre für europäische Produkte, die Russland verhängt hat, die schwächelnde Nachfrage in China und die Marktmacht des Handels, der wegen der Milchüberschüsse die Preise noch weiter gedrückt hat, damit die Milch in den Regalen günstig bleibt. Auch die Politik hält diese drei Faktoren für entscheidend. Deswegen werden sich die EU-Agrarminister auch bei ihrem Treffen am kommenden Montag mit diesem Thema beschäftigen. Zu einem Vorbereitungstreffen hatte Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt seinen französischen und seinen polnischen Kollegen Stephan Le Folle und Marek Sawicki eingeladen. Gemeinsam sprachen sie sich für rasche Hilfen aus. Exportfördermaßnahmen könnten helfen, erklärten die drei bei einer gemeinsamen Pressekonferenz. Hilfen bei der Lagerhaltung könnte es auch geben - auch die sogenannten Direktzahlungen, Geld, das die Bauern jedes Jahr von der EU bekommen, könnten erleichtert werden. So könnte dieses Geld bereits im Oktober ausgezahlt werden, statt wie normal im Dezember. Landwirtschaftsminister Schmidt machte aber auch klar.
    "Es geht weniger um den schnellen Effekt, der aber einmalig bleibt, sondern um strukturelle, mittelfristige Verbesserungen."
    Schmidt: "Haben ein Preiswettkampfproblem"
    Ein Instrument fällt jedenfalls aus: Die Milchquote, die über viele Jahre festlegte, wie viel Milch erzeugt werden durfte. Seit April ist sie abgeschafft und ein Zurück wird es nicht geben. Dieser Idee hat EU-Agrarkommissar Phil Hogan bereits eine Absage erteilt. Die Wiedereinführung der Milchquote lehnt auch der Deutsche Bauernverband ab, Präsident Joachim Rukwied fordert allerdings, dass auf dem Treffen der EU-Agrarminister konkrete Beschlüsse getroffen werden. Der Bauernverband setzt auch auf die Erschließung neuer Absatzmärkte, zum Beispiel in Asien. Auch müssten sich die Molkereien besser organisieren, um sich dem Lebensmitteleinzelhandel entgegenzustellen. Der macht den Milcherzeugern auf dem Binnenmarkt zu schaffen, allerdings nur den konventionellen, sagt Peter Röhrig, der Geschäftsführer des Bundes Ökologischer Lebensmittelwirtschaft:
    "Die Biobetriebe haben das Problem nicht, wir haben Milchpreise von unter 50 Cent, 47 Cent, 48 Cent, 49 Cent."
    Auch deshalb stellt Landwirtschaftsminister Schmidt fest:
    "Das ist für mich ein Indiz, dass wir im Moment kein Nachfrageproblem haben im Binnenmarkt, sondern ein Preiswettkampfproblem."
    Lidl hat als erster Discounter zumindest angekündigt, den Einkaufspreis für Molkereiprodukte nicht weiter senken zu wollen.