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Langjähriger CDU-Schatzmeister
Walther Leisler Kiep ist tot

Der frühere CDU-Politiker Walther Leisler Kiep ist im Alter von 90 Jahren gestorben. Kiep war wegen seiner Rolle in der CDU-Spendenaffäre umstritten, wegen derer er 1999 festgenommen wurde. An seinem 80. Geburtstag ließ er wissen: "Es war teilweise illegal, wie mit Parteispenden umgegangen wurde."

Von Birgit Wentzien, DLF-Chefredakteurin | 09.05.2016
    Der ehemalige Politiker Walther Leisler Kiep nimmt an der Kranzniederlegung zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus am 20.07.2013 im Bendlerblock in Berlin teil.
    Der frühere CDU-Schatzmeister Walther Leisler Kiep ist tot. (picture alliance/dpa - Jörg Carstensen)
    Walther Leisler Kiep war Schatzmeister der CDU – mehr als zwei Jahrzehnte lang. Die Hälfte davon im Zustand schwebender Ermittlungsverfahren. Das Geflecht von Beziehungen und Verbindungen, Konten und Mittelsmännern versucht ein Untersuchungs-Ausschuss zu durchleuchten – vergeblich.
    "Ich bin weder von Frau Baumeister mit dieser Spende befasst worden noch befragt worden, was sie mit dieser Spende zu tun habe. Dieser Vorgang soll ja im Jahre 1994 gewesen sein, also zwei Jahre nach meinem Ausscheiden als Bundesschatzmeister."
    An seinem 70. Geburtstag im Januar 1996 überschlagen sich die Gratulanten schier, nennen ihn weltoffen, liberal, elegant, ohne Dünkel. Einen Mann, der nicht von der Politik, sondern für die Politik lebt. In der CDU hat der gelernte und sehr erfolgreiche Kaufmann und Versicherungsmakler über beinahe vier Jahrzehnte hinweg verschiedene Ämter inne: Er ist Parlamentarier des Bundestages, Experte für Entwicklungshilfe und Außenpolitik, Landes-Minister in Niedersachsen, Bürgermeister-Kandidat in Hamburg und seit 1971 oberster und sehr erfolgreicher Spendensammler. Die Schatzmeisterei ist für ihn das ungeliebte Amt, ihn reizt der damit verbundene Einfluss.
    Kiep gilt als unabhängig. Er stimmt als einer der wenigen in der Unions-Fraktion für den Grundlagenvertrag mit der DDR, schnürt Ende der 70er Jahre im Auftrag des SPD-Bundeskanzlers Helmut Schmidt ein Hilfs-Paket für die Türkei, wird vom Sozialdemokraten Gerhard Schröder zum persönlichen Beauftragten für internationale Sondermissionen ernannt. Und Walther Leisler Kiep ist viele Jahre Vorsitzender der Atlantik-Brücke. Ein Mann in der Nähe der Macht – als die Staatsanwaltschaft Haftbefehl gegen ihn erlässt, ist er in der Republik unterwegs und stellt sein politisches Tagebuch vor. Mit dem Verdacht der Beihilfe zur Steuerhinterziehung beginnt die Partei-Spendenaffäre unter Helmut Kohl.
    Der Vorgang stürzt die CDU in die schwerste Krise ihrer Geschichte. Kiep kann nachweisen, dass er das Geld nicht in die eigene Tasche gesteckt hat. Es ist indes nie in den Büchern der Partei aufgetaucht. An seinem 80. Geburtstag vor jetzt zehn Jahren lässt Walther Leisler Kiep wissen: "Es war teilweise illegal, wie mit Parteispenden umgegangen wurde."