Wer die Welt zusammenhält

Eine Krise, acht Menschen

Eine Hand streckt sich dem blauen Himmel mit Schäfchenwölkchen entgegen.
In Zeiten von Corona sind einige Menschen noch mehr auf Unterstützung angewiesen als sonst: Wer sind die, die ihnen helfen? © Unsplash / Jeremy Perkins
Von Nadine Wojcik, Ramona Westhof und Tina Hüttl · 17.04.2020
Die Coronakrise trifft uns alle. Doch es gibt Menschen, die anderen dabei helfen, diese Zeiten zu überstehen. In unserer Reihe "Wer die Welt zusammenhält" erzählen acht Heldinnen des Alltags, wie sie andere unterstützen und für sie da sind.

Kareen Dannhauer – Hebamme

Kareen Dannhauer in ihrer Wohnung
Kareen Dannhauer ist Hebamme in Berlin-Prenzlauer Berg.© Frank Eidel
Es sollte die schönste und aufregendste Zeit für junge Familien sein, doch plötzlich steht die Welt Kopf. Um Schwangere und Neugeborene kümmern sich Hebammen – um ihren Berufsstand war es in den vergangenen Jahren nicht gut gestellt. Mit Kontaktsperren, fehlenden Schutzausrüstungen und Ungewissheiten über die Kapazitäten der Kreissäle hat sich die Betreuungssituation jetzt um ein Vielfaches verschärft.
Wie gebären Frauen in Zeiten von Covid-19? Wie können Hebammen sie dabei unterstützen? Eine Hebamme aus Berlin-Prenzlauer Berg hat uns von ihrem Coronaalltag erzählt.

Andreas Klein – Sozialarbeiter

Porträt von Andreas Klein, dem Koordinator der Kältehilfe.
Andreas Klein ist Koordinator in einer Berliner Kälteunterkunft.© Clara Wollenweber
Den ganzen Tag in der eigenen Wohnung – manchen fällt da die Decke auf den Kopf. Andere hingegen würden sich nichts sehnlicher wünschen, als einen eigenen, sicheren Ort zu haben, ein Zuhause. Obdachlose finden in Notunterkünften einen warmen Schlafplatz.
Doch in der Coronakrise sind die neuen Hygienevorschriften in einer Sammelunterkunft mit 6-Bett-Zimmern nicht umzusetzen, sagt Andreas Klein. Er ist Koordinator einer Kälteunterkunft in Berlin und hat mit uns über neue Herausforderungen in der Obdachlosenhilfe gesprochen.

Ayten Dogan – Ehrenamtliche Helferin

Ayten Dogan steht vor einem Vorhang
Ayten Dogan hilft ehrenamtlich Geflüchteten in Sammelunterkünften.© Privat
Sie sind nach Deutschland geflohen, viele wegen Krieg und Terror im eigenen Land. In Sammelunterkünften warten sie darauf, wie es weitergeht. Mitten hinein in die Sorgen bricht ein Virus aus. Was um sie herum passiert, können viele sprachlich nicht verstehen.
Ayten Dogan ist Ehrenamtliche für geflüchtete Frauen in Berlin. Sie sprach mit uns über die Kontaktsperre in Notunterkünften.

Katia Saalfrank – Familiencoach

Katia Saalfrank lächelt in die Kamera
Familiencoach Katia Saalfrank ist durch die RTL-Sendung "Die Super Nanny" bekannt geworden.© Philip Schulte
Homeoffice – das klingt für viele wie eine entspannte Alternative. Für Eltern, deren Kinder zu Hause den kompletten Unterrichtsstoff lernen sollen, wird es derzeit eine Zerreißprobe. Wie soll man die volle Arbeitsleistung bringen, wenn man zeitgleich Lehrer, Koch und Motivator ist?
Manche flüchten sich in ein Kellerbüro, andere werden laut – und erschrecken vor einer bisher nicht gekannten Reizbarkeit und rauem Umgangston. In vielen Familien liegen die Nerven blank. Ihnen helfen Familienberater wie Katia Saalfrank.

Delia Kassi – Allgemeinärztin

Allgemeinärzte – sie sind im Gesundheitswesen unsere erste Anlaufstelle. Jetzt in Zeiten der Coronapandemie wird diese Anlaufstelle umso wichtiger: Erkältet oder Covid-19-erkrankt?
In Schutzkleidung und Atemmaske empfing uns die Hausärztin Delia Kassi und berichtete, wie sich die hausärztliche Arbeit in ihrer Gemeinschaftspraxis in Berlin-Wedding geändert hat.

Arthur Coffin – Drogenberater

Drogenberater Arthur Coffin leitet die      Suchtberatungsstelle "Log in" im Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Drogenberater Arthur Coffin hilft Menschen durch mehr als nur eine Krise.© Markus Theisen
Wir leben in unsicheren Zeiten, in denen uns die Pandemie im Griff hat. Und besonders diejenigen, die sowieso schon schwierige Lebensumstände haben, die trifft es jetzt hart.
Arthur Coffin ist Drogenberater in Berlin und spürt diesen gestiegenen Druck deutlich.

Franziska Schörner – Sozialpädagogin

Franziska Schörner arbeitet im Kinder- und Jugendhaus Bolle in Berlin-Marzahn als Sozialpädagogin. Normalerweise tummeln sich hier täglich rund 120 Kinder nach Schule und Kita, die zu Hause nicht so gut betreut werden. Hier bekommen sie ein warmes Mittagessen und viele Umarmungen, machen Hausaufgaben oder toben im Haus und im Hofgarten.
Seit der Schließung des Hauses wegen Corona trifft man Schörner allein dort an. Trotzdem arbeitet sie soviel wie nie – nur eben digital.

Tanja Selmer – Klinik-Clown

Ein weiblicher Clown zieht an einem Tuch und lacht.
Tanja Selmer versucht auch in der Krise, gute Laune zu vermitteln.© Sebastian Höhn
Lange Krankenhausaufenthalte, monotoner Alltag im Pflegeheim – Klinik-Clowns bringen trubelige Abwechslung. Sie besuchen Patienten und Senioren auf ihren Zimmern, singen und tanzen mit ihnen, berühren sie: Mal streicheln sie den Arm, mal halten sie die Hand, mal spielen sie Kinderspiele. Diese Arbeit ist zwar nicht systemrelevant, für viele Menschen in Krisensituationen jedoch ein wichtiger Anker.
Doch seit der Kontaktsperre heißt es: Der Clown bleibt draußen. Auch gut, erzählte Klinik-Clownin Tanja Selmer aus Potsdam. Oder zumindest anders gut: Denn auch vor den Türen der Pflegeheime lassen sich Senioren zum Lachen bringen.
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