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Laubenbekenntnisse
Ende mit Schnecken

Schnecken im Salatkopf sind der Graus eines jeden Hobbygärtners. Aber was kann man gegen die schleimigen Vielfraße tun? Vor allem, wenn man sich davor ekelt?

Von Julia Eikmann | 11.09.2016
    An einem Salatkopf in einem Garten sitzen viele Nacktschnecken, die feuchte Witterung lockt wieder viele Schnecken hervor.
    Wenn ein Trupp hungriger Schnecken ein Salatbeet erobert hat, dann hat der Hobbygärtner keine Chance mehr. (picture alliance / ZB / Waltraud Grubitzsch)
    Doch, ja, ich gestehe: Ich finde sie ekelhaft. Und ja, ich finde es auch ein bisschen peinlich. Wer einen Garten hat, sollte sich doch durchaus in der Lage sehen, ein paar Nacktschnecken von den Salatköpfen zu sammeln, bevor sie ratzeputz aufgefratzt sind.
    Nein. Also, ja, sollte man vielleicht, aber ich kann das nicht. Auch mit Gartenhandschuhen bewehrt muss ich mich sehr lange Überwinden, die Viecher an zufassen. Und dann setzt sofort der Würgereiz ein.
    Wieso? Sicher, sie sind schleimig, aber doch an sich sehr harmlos. Und wenn sie gerade mal die Fühler ausgefahren haben, sogar für einen kurzen Moment so was wie niedlich.
    Als Kind kannte ich diesen Ekel nicht.
    Jetzt kriege ich ihn nicht überwunden. Die meiste Zeit ignoriere ich die Fresswunder also. Sehe sie, schaue schnell woanders hin, kümmere mich mal kurz um das Fallobst - und ärgere mich dann über die restlos weggesnackten Zucchini-Blüten.
    Ich nehme mir ein Herz. Lieber ein Ende mit Schrecken als Schnecken ohne Ende. Eine Internet-Recherche, was man gegen die schleimigen Nachbarn tun kann, endet ziemlich unbefriedigend: Erstens Mal kommt man um das Absammeln nicht herum. Wi-der-lich! Und dann steht man halt dumm da mit seinem Eimer Schleim. Durchschneiden empfehlen die einen. Mit kochendem Wasser übergießen die anderen. Übrigens als besonders tierfreundliche weil schnelle Lösung.
    (Die weniger Zimperlichen raten, die Nacktschnecken mit Salz zu bestreuen oder gleich in die Mikrowelle zu schieben.) Für mich sind das leider alles keine Optionen.
    Ich frage also Gartenfreundin Myriam, eine Seele von Mensch, wie sie es schafft, ihren Garten mit den Schleimpfropfen zu teilen. Sie schaut mich aus ihren klaren blauen Augen an wie ein Kind, dem sie die schwere Kunde der Nichtexistenz des Weihnachtsmanns beibringen muss. "Sogar der buddhistischste Gärtner tut etwas gegen Schnecken”, sagt sie. "Er redet nur nicht gerne darüber."
    Bevor die Schnecken nicht nur meine Lupinen, sondern auch mein Weltbild zum Einstürzen bringen, bohre ich nicht weiter nach.
    Der Salat geht aufs Haus,
    Deine Petunia Pieper