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Laubenbekenntnisse
Rasenmäher-Alarm

Eigentlich sind die Nachbarn ja ganz nett - außer am Wochenende, wenn sie alle im Garten sind. Dann geht es los mit dem Rasenmäherkonzert, der Fernseher dröhnt auf der Terrasse und schon ist sie dahin, die schöne Ruhe.

Von Julia Eikmann | 28.08.2016
    Nahaufnahme eines grünen Rasenmähers, Petershagen, Deutschland
    Wie war das noch mal mit den Ruhezeiten? Gartennachbarn können anstrengend sein, findet Petunia Pieper. (Imago/Westend 61)
    Gestern war es wieder soweit. Immer wieder samstags bedeutet das Ende der Mittagsruhe, den Anfang des Rasenmäherkonzerts. Drüben bei Vera, Punkt 3!, hinten bei den Tellmanns, und - kaum dass er die anderen gehört hat - der basslastige Benziner gegenüber bei Rolf.
    Nur bei Uwe erstaunlicherweise keine Motorengeräusche. Aber der hatte sich ja auch schon am Vormittag der Rasenpflege hin gegeben. Und seitdem im Lounge-Chair vor dem Flachbildfernseher rumgehangen, der als EM-Relikt auch die Olympischen Spiele überdauerte und noch immer unter dem Plastik-Pavillon steht. Fußball war wenigstens abends.
    Das Tagesprogramm ist - zumal in seiner rein akustischen Version - mit meinem Bedürfnis nach Ruhe absolut unvereinbar. Der ZDF "Fernsehgarten” bekommt durch Uwe eine ganz neue Bedeutung. Es gibt in der Tat wenig Enervierenderes als eine chronisch übertrieben gut gelaunte Moderatorin durch die Ligusterhecke quasseln zu hören.
    Und schon wird man zum Wut-Gärtner: Wie war das noch mal mit den Ruhezeiten!!?? Sonntags sind die ja wohl einzuhalten! Wenigstens. Tadaaa: Darf ich vorstellen, ich, der Streber-Gärtner, vor dem ich mich immer gefürchtet hatte.
    Es gibt sicher Leute, die Kindergeschrei ganz niedlich finden
    Zwischen mir und dem Orden für Verdienste um Recht und Ordnung in der Kolonie stehen allerdings zwei kleinere Hindernisse. Die genau dann zu Hochtouren auflaufen, wenn Vera sich zum Mittagschlaf in die Laube zurückzieht. Als würden sie auf das Signal der ins Schloss fallenden Tür warten, starten die Kinder gleichzeitig lautstark in ihr Mittagstief. Erst kreischend ins Planschbecken, dann kreischend in die Haare der Schwester, dann kreischend nicht ins Bett.
    Während ich versuche mir einzureden, dass man das gar nicht unbedingt bis in den entferntesten Winkel der Kolonie hören konnte. Und es sicher auch Leute gibt, die Kindergeschrei ganz niedlich finden. Und Fernsehgarten echt viel schlimmer ist.
    Mittlerweile fragt die Vierjährige auf dem Weg ins Grüne, ob heute ein "lauter” Tag ist oder ein "leiser” Tag - sprich: Sonntag -, an dem die offizielle Ruhezeit laut Kleingartenordnung den ganzen Tag dauert.
    Die Antwort nimmt sie zur Kenntnis ohne sich im Folgenden auch nur die Spur daran zu orientieren.
    Während die Kinder also kindgerecht kreischen und ich unbeteiligt in der Gegend rum gucke und hoffe, dass zweimal 120 Dezibel niemanden von der Liege reißen, stelle ich fest, dass der Rasen echt übel aussieht. Bräuchte mal wieder eine Schur. Aber sonntags geht das natürlich nicht. Dann eben nächsten Samstag, da darf man ja wieder laut sein.
    Statt Wut im Bauch nun Ohropax im Ohr,
    Deine Petunia Pieper