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Leichtathletik
Erster Marathon in Teheran - Frauen unerwünscht

Erstmals ist in Teheran ein Marathon organisiert worden, doch blieb Frauen der Lauf durch die Straßen der iranischen Hauptstadt versperrt. Mehrere hundert Sportler, darunter dutzende Ausländer, beteiligten sich am Freitag an dem 42-Kilometer-Rennen durch die Metropole. Viele Läuferinnen waren enttäuscht und reagierten sarkastisch.

Von Reinhard Baumgarten | 07.04.2017
    Marathon-Läufer bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro spiegeln sich in einer Pfütze.
    Beim 1. Marathon in Teheran durften nur Männer starten (imago sportfotodienst)
    Es ist früh, diesig und kühl. Zehn Grad Celsius auf 1200 Meter Höhe. Dann geschieht das Ungeheuerliche: Junge Frauen feuern junge Männer an.
    Erstmals fand am Freitag ein internationaler Marathonlauf im Teheran der Islamischen Republik Iran statt. Gut 700 Läufer waren am Start, davon knapp 200 aus dem Ausland. 28 US-Läufer wären gerne mit gerannt, aber sie bekamen kein Visum. Sportlich war der Lauf völlig unspektakulär. Internationale Größen waren nicht am Start und iranische Läufer gehören nicht zur Weltspitze. Aber dabei sein war alles. Nur, viele konnten nicht dabei sein.
    "Mein Land ist voll bärtiger Spaßbremsen"
    Die 27-jährige Mina hat von dem Lauf übers Internet erfahren. In den staatlichen Medien sei er nur einmal kurz erwähnt worden. Die 35-Jährige Maryam hätte gern teilgenommen. Mit Siegeschancen?
    "Wenn Gott es wollte. Wir haben freitags immer unser eigenes Programm: Bergsteigen und Wandern."
    Maryam hätte sich ohnehin vergebens in den eigens bereitgestellten Ganzkörperlaufanzug für Frauen "made in Iran" gehüllt. Denn letztlich durften die Frauen entgegen gemachter Zusagen dann weder im Hauptfeld mitrennen, noch durften sie überhaupt auf öffentlichen Straßen laufen. Unter Ausschluss der Männer sollten sie im großen Azadi-Stadion einsame Runden drehen. Ihr Land sei voll bärtiger Spaßbremsen, stellt Maryam lakonisch fest.
    "Spaßhaben im Iran unerwünscht"
    "Im Iran ist Spaßhaben unerwünscht und über Fröhlichkeit wird nicht berichtet. Man ist auch besorgt wegen der Radikalen, die etwas gegen den Lauf unternehmen könnten." Die wenigen Zuschauer und Zuschauerinnen hatten Spaß. Mancher Läufer blieb auch gern für ein schnelles Selfie mit den Fans stehen.
    "Ich glaube eine bestimmte Denkrichtung hier ist gegen Freude und Fröhlichkeit", stellt Abolfazl fest. "Schauen Sie, dieser Lauf hier wird nach Jahrzenten erstmals veranstaltet und die Zahl der Zuschauer, die kann man mit den Fingern zählen."
    Die Laufroute war kurzfristig mehrfach geändert worden. Polizisten wiesen den Läufern aus gut 40 Ländern den Weg. Iranische Nachrichtenagenturen und das staatliche Fernsehen berichteten nicht über das Ereignis. Sie berichteten wie jeden Freitag über das von knapp 4000 Menschen besuchte öffentliche Freitagsgebet in der 15-Millionen Stadt Teheran.