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Leichtathletik
Premium-Produkt bleibt in der Krise

Als am Freitag in Doha der Startschuss zur neuen Diamond-League-Saison fiel, blieb der Bildschirm für die meisten deutschen Fans schwarz. Denn das Premium-Produkt der Leichtathletik lief nur im Pay-TV. Dabei zeigten viele Stars Klasse-Leistungen.

Von Heinz Peter Kreuzer | 16.05.2015
    Sieg für Kugelstoß-Weltmeister David Storl, zweite Plätze für Diskuswerferin Nadine Müller und Stabhochspringer Carlo Paech: Deutsche Sportler feierten beim Auftakt der Diamond League Erfolge, aber in Deutschland konnten nur wenige Leichtathletikfans die Wettkämpfe dieser selbst ernannten Premium-Veranstaltung verfolgen. Nach jahrelanger Fernsehpause hat Eurosport zwar die Rechte für den deutschsprachigen Markt gekauft. Aber der Sportsender zeigt die Diamond League nur im Bezahlkanal Eurosport 2.
    Für das Gros der Leichtathletikanhänger bleibt der Bildschirm also weiter schwarz. Da klingt es wie blanker Hohn, wenn Lamine Diack, der Präsident des Weltverbandes IAAF erklärt: "Mit den Verpflichtungen im deutschsprachigen Markt hilft uns Eurosport dabei, die Verbreitung unseres Sports in einem der Schlüsselmärkte weiter auszubauen."
    Die IAAF bezeichnet die Diamond League als Fünf-Sterne-Produkt. Eigentlich sollten die 14 Meetings in Europa, USA und Asien zu einer unverwechselbaren Marke werden – vergleichbar mit den Weltcups im Wintersport. Aber die globale Nachfolgeserie der europäisch geprägten Golden League war und ist unübersichtlich. Neben der schlechten TV-Präsenz ist die mangelnde Akzeptanz von Diacks "Premium-Produkt" bei den Sportlern verantwortlich für das schlechte Image.
    Die Top-Athleten bleiben der angeblichen Premium-Serie fern, wenn ihnen die Termine nicht in die Saisonplanung passen. So verzichtete Sprint-Superstar Usain Bolt 2014 auf einen Start bei den 14 Meetings. Stars wie Bolt kassieren Antrittsgelder von mindestens 100 000 Euro. Die zwar immerhin mit über sieben Millionen Euro dotierte Serie ist für ihn und andere Stars deshalb finanziell nicht so attraktiv. Auch für die durchschnittlichen Athleten auf den Plätzen lohnt sich der Start kaum, da die Preisgelder für die Platzierten relativ niedrig sind. Langstreckenläufer bei Straßenrennen verdienen da deutlich mehr.
    Dem Image der Leichtathletik auch nicht förderlich: Wenig populäre Disziplinen wie Gehen oder Hammerwerfen werden nicht berücksichtigt und in unterklassige Wettkampfserien abgeschoben. Erst 2010 gestartet, ist die Diamond League schon nach wenigen Jahren stark reformbedürftig. Die Wettbewerbe müssen neu gestaltet und die Vermarktung reorganisiert werden. Die Hoffnungen liegen da auf den potentiellen Diack-Nachfolgern Lord Sebastian Coe oder Sergej Bubka.