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Lernen von Japan

Die Japan Society for the Promotion of Science (JSPS) verfolgt das Ziel, den Austausch von graduierten Wissenschaftlern nahezu aller Fachbereiche international zu fördern. Inzwischen ist JSPD mit zehn Auslandsbüros weltweit vertreten, auch in Deutschland. Heute und morgen feiert das Büro sein zehnjähriges Bestehen und hat zum Erfahrungsaustausch nach Bonn eingeladen.

Von Antje Allroggen | 22.04.2005
    "Ich bin Chemiker. Ich war auch Stipendiat in Japan, das war damals ein Programm von der EU-JSPS, ich war von 1997 bis 1999 in Japan und hab da im Labor gearbeitet als Chemiker. Im Labor, die Arbeit, die man da macht, da gibt es Vor- und Nachteile. Die Japaner sind vielleicht in manchen Dingen ein bisschen hartnäckiger, als wir das sind, aber dafür, ja, ist es dann auch von der Arbeitsmoral her anders. Also es gibt Vor- und Nachteile."

    Andreas Marx ist Professor für organische Chemie an der Universität Konstanz. Seitdem er mit dem JSPS-Programm in Japan war, hat er den Kontakt zu seinem ehemaligen Stipendiengeber gehalten und ist sogar im Vorstand der Gesellschaft aktiv. Die Mund-zu-Mund-Propaganda ist einer der Wege, wie interessierte graduierte Wissenschaftler in den Genuss eines JSPS-Stipendiums kommen können, erklärt Jura-Professor Heinrich Menkhaus, Vorsitzender der deutschen Gesellschaft.

    "Einer der bevorzugten Wege in der Bundesrepublik ist der Weg über die Humboldt-Stiftung. Und Sie können sich vorstellen, dass die Humboldt-Stiftung schon wegen ihres Rufes sehr darauf bedacht ist, nur hochqualifizierte Personen mit diesem Stipendium auszustatten."

    Das Besondere an dem Programm: Gefördert werden Postgraduierte aus allen Bereichen der Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften mit dem Ziel, den internationalen Dialog mit Wissenschaftlern zu intensivieren. Die deutsch-japanische Zusammenarbeit hat in beiden Ländern übrigens in mehreren Fachbereichen seit langem Tradition. Ein Beispiel:

    "Die historische Zusammenarbeit mit Japan beginnt schon im Jahr 1883 bei den Juristen. Und wir haben in den letzten Jahren, insbesondere nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sehr viel von Japan gelernt: einmal bei dem 1977 in Deutschland erfolgten Aufbau von Familiengerichten, die es in Japan schon wesentlich länger gab, und dann in den 80er Jahren, als es bei uns darum ging, die alternative Streitbeilegung zu verstärken."

    Umgekehrt hat auch Japan deutsche Wissenschaftsmodelle übernommen. So wurden beispielsweise Teile des preußischen Bildungsmodells kopiert. Heute findet vor allem der Föderalismus in Bildungs- und Kulturfragen große Beachtung in Japan, erklärt Takekazu Ehara, Pädagogik-Professor an der privaten Ritsumeikan Universität in Kyoto.

    "Das deutsche Bildungssystem ist föderalistisch, das ist sehr gut. Und es berücksichtigt jeden einzelnen. Auch das japanische Bildungssystem müsste mehr auf das Individuum ausgerichtet werden und ähnlich vielfältig sein wie das deutsche."

    Deutschland hingegen interessiert sich für das japanische Schulsystem, das bei Pisa sehr viel bessere Ergebnisse als Deutschland hervorbrachte, erläutert Botho von Kopp vom Deutschen Institut für internationale Pädagogische Forschung:

    "Man hat im Zuge von Pisa in drei Ländern der USA, Japan und Deutschland Klassen im Mathematikunterricht beobachtet und sehr sorgfältig ausgewählt. Und man hat herausgefunden, dass der japanische Mathematikunterricht sehr sachbezogen, sehr anschaulich und sehr problemorientiert ist."

    Etwa 1000 Stipendiaten sind mit dem JSPS-Programm bereits gefördert worden. Seit einigen Jahren steigt die Nachfrage am Programm sogar kontinuierlich. Nur in Japan gibt es zurzeit kein besonders großes Interesse am europäischen Ausland. Grund dafür ist die schlechte wirtschaftliche Lage. Stattdessen gehen immer mehr japanische Studierende nach China.