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Lernsituation an Schulen verbessern

Die angehenden "Masters of arts and education” haben in der Regel schon einen Uniabschluss – etwa in Physik, Biologie oder Geschichte. Das Masterstudium dauert dann zwei Jahre und qualifiziert Biologen, Historiker und Theologen für den Lehrerberuf oder für die Schulforschung. Und letzteres ist neu: Die Studierenden gehen in die Schulen und erforschen vor Ort die Lernbedingungen. Dadurch soll das schulische Lernen besser gestaltet werden können.

Von Elke Drewes | 07.06.2005
    "Es gibt manche Lehrer, die machen nicht so viel und erwarten, dass man selber viel, viel für den Unterricht macht, das finde ich nicht so gerecht."

    "Bezahlung nach Leistung, dass man ganz faule Lehrer rausschmeißt."

    "Dass die Lehrer mehr drauf eingehen, was die Schüler für Schwächen haben, in Mathe vor allem. Mehr Versuche in Chemie und Physik, nicht nur Formeln lernen. "

    "Mehr Spaß am Lernen, dass die Lehrer den Unterricht spaßig gestalten und anspornen zum Lernen."

    Fleißige, engagierte Lehrer, die auf alle Schüler eingehen und den Unterricht spannend machen – das wünschen sich die Schüler des 9. und 12. Jahrgangs am Göttinger Max Planck Gymnasium.
    Dort unterrichtet Elke Rumpel Mathematik und Informatik. Sie sieht allerdings ein großes Hindernis, den Wünschen der Schüler gerecht zu werden.

    "Wenn ich 30 und mehr Schüler habe, kann ich nicht effektiv unterrichten. Je kleiner die Kurse sind, desto besser kann man die Schüler ansprechen. Da kann man die Schüler auch packen und motivieren und dann arbeiten die auch besser."

    Zu große Klassen, es fehlt an Geld, es fehlt an Lehrern. Daran können auch die Master-Studierenden der Universität Göttingen nichts ändern. Aber sie können zum Beispiel herausfinden, warum welche Unterrichtsmethode besser bei den Schülern ankommt als andere, erklärt Master-Student Gregor Schuchardt.

    "Früher hat man eine charismatische Lehrerpersönlichkleit gefordert. Heute untersucht man, ob ein Lehrer, der die Schüler dauernd anguckt weniger Disziplinprobleme hat als ein Lehrer, der dauernd an der Tafel schreibt."
    Sein Kommilitone Frank Walter ist Doktor der Biochemie und hat schon viele Jahre erfolgreich im Ausland geforscht. Das Forschungsthema für seine Master Abschlussarbeit hat er ganz zufällig entdeckt, und zwar bei einer Schulbesichtigung in der Integrierten Gesamtschule.

    "Dort wurde das didaktische Konzept der Schule in höchsten Tönen gelobt und da kam mir die Frage: gibt es dafür Untersuchungen? Hat man geschaut, ob die Schüler erfolgreich sind? Das hatte man nicht. Aufgrund dessen entwickle ich jetzt eine Absolventenstudie, wo wir schauen wollen, wie erfolgreich Schule ist."

    Für diese umfangreiche Absolventenbefragung hat der Master-Student schon ein Forschungs-Team mit vier anderen Studierenden gebildet.
    Wie eine wissenschaftliche Umfrage gemacht wird - das lernen die Master Studierenden bei der Juniorprofessorin Vera Husfeldt am Zentrum für Empirische Schulfforschung- kurz ZeUS- am Pädagogischen Seminar der Uni Göttingen.

    "Das ist neu, der Masterstudiengang ist ein forschungsorientierter Studiengang: Das heißt Interviews führen und interpretieren. Wir erstellen Fragebögen, lesen die Daten ein und werten sie aus mit statistischen Methoden."
    Darüber hinaus startet im Oktober an der Universität Göttingen ein Graduiertenkolleg, das die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert und finanziert. Der Psychologe Prof. Markus Hasselhorn leitet das Kolleg und will mehr Absolventen für die Schulforschung begeistern.

    "Weil wir in Deutschland leider zu wenig wissenschaftlichen Nachwuchs haben von Personen, die kompetente Forschung machen, die uns in die Lage versetzen könnten, schulisches Lernen und Schule selbst besser zu gestalten."

    Die Graduierten werden die Pädagogik- und Fachdidaktik- Professorinnen und Professoren von morgen sein, so Kollegleiter Hasselhorn. Oder sie werden als Studienseminarleiter erfahrene Lehrer fortbilden.

    Service

    Absolventen, die Bedingungen für optimales Lehren und Lernen erforschen wollen, können sich bis zum 4. Juli für das Graduiertenkolleg bewerben. Weitere Informationen auf der Homepage des Zentrums für empirische Unterrichts- und Schulforschung der Georg-August-Universität Göttingen (ZeUS)