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Licht und Schatten am Arbeitsmarkt

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist erstmals seit Dezember wieder unter die Drei-Millionen-Marke gesunken. Das ist die gute Nachricht. Dass der Frühjahrsaufschwung schwächer ausfiel, als erhofft, die andere. Ursula von der Leyen zweifelt aber nicht an der Robustheit des Arbeitsmarktes.

Von Verena Herb | 29.05.2013
    Der lange Winter ist schuld: Die Frühjahrsbelebung am Arbeitsmarkt ist schwächer ausgefallen als in den Vorjahren. Trotzdem sank die Zahl der Arbeitslosen – zum ersten Mal in diesem Jahr – auf unter drei Millionen: 2,94 Millionen Menschen waren im Mai ohne Job, und damit 83.000 weniger als im April. Dank des - wenn auch schwachen - Aufschwungs im Frühjahr sank die Arbeitslosenquote um 0,3 Punkte auf 6,8 Prozent. Frank-Jürgen Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit erklärte dazu am Morgen in Nürnberg, der deutsche Arbeitsmarkt entwickle sich solide - in einem schwierigen konjunkturellen Umfeld.

    "Wir sind irgendwo in der Falle des Erfolgs. Wir haben ganz hohe Erwerbstätigkeit, ganz hohe sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Und eine Arbeitslosigkeit aktuell unter 3 Millionen. Von diesen guten Zahlen ist einfach keine Steigerung mehr zu erwarten."

    Volkswirte werten die Zahlen als negative Überraschung. Die leichte Aufwärtstendenz bei der Arbeitslosigkeit werde in den nächsten Monaten wohl anhalten, meint etwa Eckart Tuchtfeld von der Commerzbank. Christian Schulz von der Berenberg-Bank sprach von einem vorübergehenden Rückschlag. Bundesarbeitsministerin von der Leyen bewertet die Entwicklung indes weniger negativ:

    "Der deutsche Arbeitsmarkt zeigt sich weiterhin in einer sogenannten Seitwärtsbewegung. Das heißt es wird nicht besser, es wird aber auch nicht schlechter."

    Die Grundverfassung des Arbeitsmarktes hierzulande ist also stabil -

    "Aber wir wissen auch, dass diese gute Entwicklung kein Selbstläufer ist. Die Achillesferse sind nach wie vor die 950.000 offenen Stellen. Also Stichwort: Fachkräftesicherung."

    In Europa werde man für diese Zahl beneidet, so die CDU-Politikerin – in Deutschland müsse man aber dafür sorgen, dass mehr Fachkräfte nachkommen. Ein Lösungsansatz ist, Menschen, die ohne Berufsabschluss sind, entsprechend zu fördern. Junge Langzeitarbeitslose müssen nachqualifiziert werden:

    "Es sind 300.000 Menschen zwischen 25 und 35 Jahren, die ohne Berufsabschluss in der Langzeitarbeitslosigkeit sind. Wir wollen 100.000 von ihnen in den nächsten drei Jahren zu einem Berufsabschluss bringen."

    Gleichzeitig begrüßt die Bundesarbeitsministerin, dass immer mehr junge Menschen mit guten Qualifikationen aus Europa auf den deutschen Arbeitsmarkt strömen und hier offene Stellen besetzen.

    Das Bundeskabinett hatte zuvor eine neue Beschäftigungsverordnung beschlossen, mit der der Arbeitsmarkt nun auch für Fachkräfte aus Staaten außerhalb der Europäischen Union geöffnet wird, die nicht studiert haben. Bewerber aus Drittstaaten sollen in Deutschland arbeiten dürfen, wenn in einem bestimmten Bereich Fachkräfte fehlen und sie eine passende Ausbildung mitbringen. Ursula von der Leyen:

    "Wenn ein Beruf nachgesucht ist, offene Stellen da sind – und der Mensch, wo immer er auch herkommt, die Ausbildung hat, dann ist der Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt möglich. Und ich glaube, das Grundprinzip nicht mehr nach Nationalitäten aufzuspalten, sondern nach Qualifikationen ist meines Erachtens richtig."

    Der Opposition gehen die Handlungen der Koalition nicht weit genug: Der SPD-Fraktionsvize Hubertus Heil bewertet den Arbeitsmarkt in Deutschland zwar als vergleichsweise robust, doch nach wie vor seien viel zu viele Menschen in prekärer, schlecht bezahlter und unsicherer Beschäftigung. Er fordert von der Bundesregierung verstärkte Anstrengungen am Arbeitsmarkt.