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Lichtblicke in der Eurokrise

Die Iren brauchen keinen Rettungsschirm mehr, Griechenland sieht so etwas wie Licht am Ende des Tunnels: Bei ihrem Treffen in Luxemburg dürfen sich die Euro-Finanzminister auch einmal mit guten Nachrichten beschäftigen. Von ungetrübter Freude kann aber keine Rede sein.

Von Brigitte Scholtes | 14.10.2013
    Irland gilt unter den Krisenländern des Euroraums als Musterknabe. Ganz untadelig ist sein Ruf jedoch nicht. Denn das Wachstum ist gering, im zweiten Quartal gab es zwar eine Erholung von 0,4 Prozent, aber die Prognose für das laufende und das nächste Jahr nahm die Regierung zurück. Das aber sei ein statistischer Effekt, sagen Volkswirte, weil die auch die vergangene Wirtschaftsentwicklung nach unten korrigiert worden sei. Als bedenklicher wertet Andreas Scheuerle, Volkswirt der Dekabank, das immer noch hohe Defizit von 7,5 Prozent:

    "Irland hat nach wie vor sehr stark mit der Finanzierung des Bankensektors zu kämpfen. Das hat sehr viel Geld gekostet, und das steckt natürlich in den Defizitzahlen drin. Nächstes Jahr will Irland deutlich niedriger in den Defizitzahlen liegen, ich glaube, 4,8 Prozent werden wohl morgen veröffentlicht werden als neues Defizitziel."

    Von Anfang an habe das Land zwar seine Hausaufgaben gemacht, sagt Nicolaus Heinen, Volkswirt der Deutschen Bank. Aber er moniert:

    "Da können wir sehen, dass Irland zwar Reformen gemacht hat, aber diese Reformen, wie auf einer Speisekarte aus dem Menu der Europäischen Kommission, der EZB und der Troika herausgesucht hat. Das zeigt, dass Konditionalität, also Geld nur, wenn wirtschaftspolitische Bedingungen eingehalten werden, nicht funktioniert hat. Irland hat rein im eigenen Interesse gehandelt und ist der Europäischen Union, der europäischen Staatengemeinschaft, im Rahmen der Unternehmensbesteuerung oder der Finanzmarktregulierung in keinem Schritt entgegengekommen."

    Heute nun meldete das Land, dass die Bauindustrie zum ersten Mal seit sechs Jahren wieder gewachsen sei. Da Irland durch die geplatzte Immobilienpreisblase in die Krise geschlittert sei, sei das eine gute Nachricht für die Gesamtwirtschaft, meinen Volkswirte, zumal auch das Leistungsbilanzdefizit sich verbessert habe

    Die großen Länder bereiten weiter Sorgen
    Nach Irland ist auch Portugal auf recht gutem Weg, es könnte besser sein, wenn das Land nicht vor wenigen Monaten eine Regierungskrise hätte durchmachen müssen. Und die lähmt das Land immer noch, glaubt Nicolaus Heinen von der Deutschen Bank:

    "In Portugal geht der Reformkurs schleppend voran. Allerdings leidet Portugal unter einer anhaltenden politischen Krise. Und das kann sich natürlich auch auf den Reformwillen der Bevölkerung durchschlagen."

    Griechenland schließlich steckt noch in der Rezession, aber bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass sich doch etwas tut. Denn: Wenn man die Zinszahlungen und die rezessionsbedingten Defizite herausrechnet, dann erwirtschaftet das Land sogar wieder einen Überschuss. Fortschritte sind also auch hier da, sodass man wieder Hoffnung schöpfen könne, meint Volkswirt Scheuerle von der Dekabank:

    "Tatsächlich ist es so, dass unter anderem auch der Internationale Währungsfonds gerade für Griechenland eine relativ schnelle Rückkehr auch zu höheren Wachstumsraten erwartet, wenn eben diese Bremse gelockert wird, die durch Sparen und Reformieren angezogen war in den letzten Jahren."

    Den Beobachtern machen die kleinen Krisenländer in diesem Jahr weniger Sorgen als die Großen, die mit dem Reform- und Konsolidierungsprozess nicht recht vorankommen.