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Lichtblicke mit und ohne 60 Watt

Schrittweise werden in der Europäischen Union die Glühbirnen aus dem Verkehr gezogen. Nach den 100- und 75-Watt-Birnen ist nun die Herstellung der 60-Watt-Birne verboten. Viele Verbraucher wollen sich kaum umgewöhnen und schaffen sich Glühbirnen-Vorräte an.

Von Anja Nehls | 01.09.2011
    Bei Eisen Döring in Berlin ist der Teufel los. Die Kunden geben sich die Klinke in die Hand, verlangt werden fast ausschließlich Glühbirnen. Ein Herr legt gleich zwei Packungen 60-Watt-Lampen auf die Theke.

    "Ja, nehme ich beide und davon hätte ich gerne sechs. Sechs Packungen? Ja. Und auch in 40 Watt?"

    Klar, Glühbirnen gibt es noch genug. Wie die meisten Elektroläden und Baumärkte hat Ladeninhaber Helmut Döring einen Glühlampenvorrat angelegt. 60-Watt-Glühbirnen dürfen zwar ab jetzt nicht mehr hergestellt werden, aber Restbestände dürfen noch verkauft werden:

    "Edison hätte sich das nie träumen lassen und die Kunden reißen uns die Packungen aus den Händen, die werden im Zehnerpack gekauft und teilweise auch 100 stückweise."

    Die Kunden haben dafür gute Gründe. Auf Energiesparlampen umsteigen will hier niemand:

    "Ja, weil ich gerne die Glühbirnen behalten möchte, weil ich das angenehmer finde vom Licht her und man hat auch gehört, dass die anderen Birnen Ausdünstungen haben, die gesundheitlich nicht so ideal sind, aus diesem Grunde. Weil wir noch ganz viel alte Kronleuchter haben und die sehen einfach mit dem Fuß von der Energiesparlampe nicht schön aus, ich werde mich jetzt bevorraten, soviel wie geht."

    Obwohl die Energiesparlampen bis zu 80 Prozent weniger Energie benötigen, obwohl bei Umrüstung aller deutschen Haushalte 4 Millionen Tonnen Treibhausgase eingespart werden könnten, ist die Energiesparlampe für die meisten hier keine Alternative:


    "Wegen der Entsorgung, wegen dem vielen Quecksilber was da drin ist glaube ich ist es ein Trugschluss zu glauben, dass die besser sind."

    In der Tat: Umweltschutzverbände und sogar das Umweltbundesamt warnen vor dem Quecksilbergehalt der Energiesparlampen, wenn sie unsachgemäß entsorgt werden. Und da ist noch viel zu tun, sagt Michael Coswig von der Stiftung Warentest:

    "Leider ist es bisher so, dass der Handel viel zu wenig unternimmt, um diese Lampen zurückzunehmen, in der tat muss man die meist zu so einer Problemstoffsammelstelle bringen und das wird zuwenig gemacht, das ist schon ärgerlich, also hier ist der Handel gefordert, deutlich mehr Anstrengungen zu unternehmen."

    Baumärkte wie Praktiker oder Max Bahr und einige Drogeriemärkte nehmen kaputte Lampen zurück. Eine gesetzliche Verpflichtung dazu gibt es bis jetzt nicht. Zudem sind Energiesparlampen teurer als Glühlampen – und in Zukunft noch teurer, hat der Hersteller Osram ausgerechnet jetzt angekündigt. Mit dem Herstellungsverbot für die Glühlampe hat das angeblich nichts zu tun. Die Rohstoffe zur Herstellung seien teuerer geworden. Dennoch lohnen sich Energiesparlampen, hat die Stiftung Warentest ausgerechnet:

    "Wir haben umgerechnet, wenn man einen klassischen Haushalt umrüstet auf energiesparende Lampen, dann ist es durchaus möglich bis zu 100 Euro zu sparen und das pro Jahr."

    Das gilt aber nur, wenn die Energiesparlampen sehr lange halten, was nicht immer klappt, wenn man bereit ist noch mehr Geld für dimmbare Lampen auszugeben und wenn der meist größere Sockel der Lampe in der Fassung nicht stört.

    Gute Alternativen gibt es kaum. LED-Lampen sparen viel Energie sind aber noch teuer in der Anschaffung, Halogenlampen bieten wenig Energieeinsparung. Der Run auf die Glühbirnen-Restbestände bei Elektro Döring wird also noch anhalten. Dass auch hier steigende Nachfrage und sinkendes Angebot zu Preiserhöhungen führt, glaubt Ladenchef Helmut Döring aber nicht:

    "Das wird nicht versteigert, das wird ehrlich verkauft. Normalerweise müssten die Preise ja nun steigen, wie an der Börse, das ist aber nicht im stationären Handel üblich."