Freitag, 19. April 2024

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Liebe in acht Farben
Die schillernde Musik der Gitarristin Mary Halvorson

Mary Halvorson gilt vielen Kritikern heute als Inbegriff der zeitgenössischen Jazz-Avantgarde. Sie sei die "originellste Gitarristin der letzten Dekade", die "unberechenbarste Improvisatorin von ganz New York City" und eine der "beeindruckendsten Bandleaderinnen unserer Zeit", war zu lesen.

Von Odilo Clausnitzer | 13.07.2017
    Gitarre lehnt gegen eine rote Wand
    Gitarristin Mary Halvorson gilt als Inbegriff der zeitgenössischen Jazz-Avantgarde. (imago / Westend61)
    Sie ist auch eine der interessantesten Jazz-Komponistinnen der Gegenwart. Mit ihrem Trio arbeitet sie seit fast zehn Jahren fest zusammen. 2011 erweiterte sie es zum Quintett, dann zum Septett und schließlich zum Oktett. Dafür schreibt sie abenteuerliche, komplexe, fein strukturierte Partituren, die der Improvisation weite Spielräume lassen.
    Wichtigster Leitfaden ist dabei die eigene Fantasie: Formale Regeln gebe es nicht, sagt sie. So entsteht eine kaleidoskopische Musik, die bei aller Sinnlichkeit viele Perspektiven öffnet – ganz wie es der Titel eines ihrer Stücke, "Love in eight colors", nahelegt.
    Im Duo mit der Geigerin Jessica Pavone spielt Halvorson dagegen "fast schon Songs", wie sie es nennt: fragil-herbe Jazz-Folk-Miniaturen in leichter Schräglage. Mary Halvorsons Projekte reichen insgesamt von freier Improvisation über Avant-Rock und Punk-Funk bis zur komplizierten Klangwelt ihres einstigen Mentors Anthony Braxton. Regelmäßig ist sie mit wechselnden Besetzungen in Europa zu Gast. Im Gespräch gibt sie über ihre Inspirationen, Ideen und Gedanken zur Musik Auskunft.