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"Liebt ihr Frankreich - dann kommt, wir kämpfen um Frankreich!"

Als hochintelligent und als General, der den Widerstand gegen die Nazis organisiert hat, kennen ihn schon die Zweitklässer in Frankreich. Anlässlich des 70. Jahrestages des berühmten Londoner Aufrufes des damaligen Verteidigungsunterstaatssekretärs wird die Erinnerung an Charles de Gaulle und die Zeit der Résistance wach gehalten.

Von Burkhard Birke | 18.06.2010
    Franzosen sprechen zu Franzosen: Mit einer täglichen Rubrik greift der Infosender France Info seit Tagen die Zeit des Widerstandes auf. Dokumentation und Fiktion im Fernsehen, Sonderbeilagen und Artikel in Magazinen und Zeitungen. Das Armeemuseum im Invalidendom widmet dem Appell des 18. Juni eine eigene Ausstellung. Zu hören sind allerdings spätere Tondokumente. Ironie des Schicksals: Der berühmteste Aufruf an die Franzosen Widerstand zu leisten, sich ihm anzuschließen, dieser vom Abend des 18. Juni aus London wurde nicht aufgezeichnet, gehört hatten ihn aber wohl einige.

    Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht:

    "Am Abend des 18. Juni erfuhr ich, dass ein General aufgerufen hatte, sich ihm in London anzuschließen, um weiterzukämpfen. Ich hielt mich damals in der Bretagne auf und zögerte keinen Augenblick nach England zu gehen. Ich war damals 18."

    Erinnert sich Yves Guéna, der spätere Präsident des Verfassungsrates. Ein anderer Mitstreiter, Jacques Delaroche, hatte die Radiobotschaft Pétains am Vortag gehört:

    "Meine Entscheidung war da gefallen, ich bin nach London aufgebrochen und habe fünf Jahre lang gekämpft!"

    "Sich nicht unterkriegen lasse, sich nicht dem Diktat anderer zu unterwerfen, sich selbst zu hinterfragen und etwas zu unternehmen, wenn man dazu in der Lage ist."

    Das war und ist die Botschaft des Aufrufes für Régis de Roquini, der sich damals in Bordeaux dem Widerstand anschloss.

    "Die heutige Gesellschaft steckt in einer Krise. Die Jugend heute hätte große Mühe sich an Härten anzupassen."

    Glaubt der 86-Jährige.

    "Alles, was wir heute sind, verdanken wir denjenigen, die Widerstand geleistet haben. Für mich heute bedeutet der Aufruf, dass wir weiter für unsere Werte einstehen müssen."

    Gibt sich Jungmanager Nicolas Journet politisch völlig korrekt. Frankreich befände sich zwar nicht mehr im Krieg, aber es gäbe noch viel wofür man kämpfe müsse, meint Camille Auroy.

    "Die Frauen werden immer noch mit den Füßen getreten."

    Gegen jede Form des Ausschlusses zu kämpfen, deutet der für die Feierlichkeiten zuständige Verteidigungsstaatssekretär Hubert Falco den Appell des 18. Juni.

    "General de Gaulle hat die Leute zusammengebracht, er hat niemanden ausgeschlossen. Liebt ihr Frankreich - dann kommt, wir kämpfen um Frankreich! Das hat er gesagt."

    "Wenn uns jemand Böses will, dann leisten wir Widerstand", die Botschaft des Generals scheint selbst bei den Zweitklässern angekommen – was aber wenn sie in der Banlieue wieder aufgegriffen wird? Fühlt man sich da nicht ausgeschlossen, sozial und überhaupt – sollte man nicht Widerstand leisten?

    So weit würden die heutigen Verehrer des Generals in ihrer Interpretation des Aufrufs vom 18. Juni sicher nicht gehen wollen.