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Lima
Was die Wirtschaft vom Klimagipfel erwartet

Kurz vor dem offiziellen Ende schwindet die Hoffnung auf einen Durchbruch - auch bei diesem Weltklimagipfel in Lima. Doch während die Wirtschaft bisher meist so tat, als gingen sie Klimaverhandlungen nichts an, scheinen sie nun für Unternehmen und Verbände, die zurzeit auch in Lima sind, immer wichtiger zu werden.

Von Georg Ehring | 12.12.2014
    COP20, der Weltklimagipfel in Peru dauert vom 1. bis 12. Dezember 2014
    COP20, der Weltklimagipfel in Peru endet am 12. Dezember 2014. (dpa / picture alliance / Paolo Aguilar)
    Lila für Vertreter von Staaten, orange für die Presse und ockergelb für Beobachter – beim Klimagipfel in Lima hat jeder Teilnehmer einen speziellen Ausweis. Man hängt ihn an einem Band um den Hals. Andrea Bacher schaut auf ihren und sie wirkt ein bisschen unglücklich. Andrea Bacher nimmt für die internationale Handelskammer an der Konferenz teil und die Wirtschaft hat ihrer Ansicht nach eine Menge beizutragen zum Klimaschutz.
    "Und trotzdem sitzen wir hier nur als Beobachter, wenn Sie sich unsere Konferenzausweise anschauen. Wir beobachten diesen Prozess jetzt schon seit mehr als 20 Jahren."
    Doch die Aufmerksamkeit von Unternehmenslenkern und Verbänden ist nicht etwa erlahmt, sondern gewachsen. Was der Gipfel beschließt, ist wichtig für Investoren, nicht nur aus der Energiewirtschaft. Die Interessen sind verschieden, etwa wenn es um Energiequellen und Preise geht, oder darum, welche Technologie sich durchsetzt. Die Internationale Handelskammer ist hier neutral, doch eines ist ihr wichtig sagt Bacher:
    "Also wichtig ist natürlich generell, dass es eine Sicherheit gibt für Investments. Also man braucht so die Rahmenbedingungen, die genügend Sicherheit geben, damit die Investments mal fließen können."
    Kaum Anreize zur Investition in klimafreundliche Technologien
    Klare Interessen hat Dirk Forrester von IETA, der Vereinigung des Emissionshandels. Der Handel mit dem Recht, Treibhausgase auszustoßen, liegt in Europa am Boden. Die Preise sind so niedrig, dass sie kaum Anreiz zur Investition in klimafreundliche Technologien bieten. Trotzdem findet das Modell Nachahmer in anderen Teilen der Welt, zum Beispiel in China. Wie es weitergeht, das hängt für Forrester auch davon ab, was das Klimaprotokoll von Paris zu dem Thema sagt.
    "Es ist wirklich wichtig, dass die Kohlenstoff-Emission einen Preis bekommt. Das hat die Wirtschaft jetzt verstanden. Es gibt dafür verschiedene Wege. Meine Organisation ist der Ansicht, dass die Märkte dies besser können als die Regierungen."
    Wer einen Markt für CO2 einführt und wer nicht, das wird national entschieden und nicht auf Klimagipfeln. Ein Weltmarkt für Kohlendioxid wäre nach Ansicht der Emissionshändler eine kostengünstige Möglichkeit zum Klimaschutz und ein Protokoll von Paris kann den Weg dafür ebnen oder eben erschweren.
    "Für uns ist das wirklich ein wichtiges Dokument, denn für den Emissionshandel zählen die Märkte. Und die Art, wie deren Architektur in Paris geschaffen wird, könnte die Marktentwicklung für die nächsten Jahrzehnte beeinflussen."
    Von bahnbrechenden Entscheidungen ist die Veranstaltung in Lima allerdings noch weit entfernt. Der Gipfel soll die Vorarbeiten liefern für ein weltweites Klimaabkommen, das im nächsten Jahr in Paris fertig werden soll. Am Donnerstag stockten die Verhandlungen teilweise komplett. Heute Morgen wurde ein neuer Entwurf für ein Abschlusspapier vorgelegt. Der Klimagipfel wird vermutlich wie viele seiner Vorgänger in die Verlängerung gehen.